Die Masern galten in den USA um das Jahr 2000 herum als eliminiert. Der Grund lag in einem effizienten Impfprogramm. Knapp 25 Jahre später ist die Krankheit wieder zurück. Zum Stichtag am 27. Juni 2024 waren dem US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in den USA 159 Masern-Fälle in insgesamt 23 Bundesstaaten bekannt. 84 Prozent dieser Fälle entfielen auf Menschen ohne Impfung oder solche, deren Impfstatus nicht bekannt waren. 11 Prozent der Patient:innen hatten eine Impfdosis erhalten, 5 Prozent hatten beide Dosen erhalten. 46 Prozent der Fälle entfielen auf Kinder unter fünf Jahren, für die die Masern besonders gefährlich sind. Und auch in Deutschland nehmen die Fälle wieder zu: 2023 wurden deutschlandweit 80 Masernerkrankungen registriert, bezogen auf die Bevölkerung also mehr als in den USA. Forscher:innen haben nun eine neue Impfung entwickelt, die dazu dienen soll, Menschen mit angeborener oder erworbener Immunschwäche zu schützen. Masern sind wieder auf dem Vormarsch Weltweit stieg die Zahl der Masern-Fälle im Jahr 2023 um 79 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dieser Anstieg lässt sich recht gut auf einen fallenden Anteil geimpfter Menschen zurückführen, was negative Folgen für die sogenannte Herdenimmunität hat. Dieser Rückgang kann teilweise auf die Coronapandemie zurückgeführt werden, allerdings haben auch die immer präsenter werdenden Anti-Impfungs-Bewegungen einen entscheidenden Anteil daran. Ein Team von Forscher:innen der Columbia University und des La Jolla Institute for Immunology hat eine Möglichkeit gefunden, um dem Wiederauftreten der Masern entgegenzutreten. Diese Methode kommt ohne lebende Virenbestandteile aus und kann Menschen vor der Krankheit schützen, die aufgrund ihres Immunsystems besonders gefährdet sind. „Misinformation about the vaccine has led to undervaccination in many areas of the world. With a growing number of immunocompromised people who cannot be vaccinated with a live virus, measles has more opportunities to spread„, so Matteo Porotto von der Columbia University. Keine harmlose Krankheit Das Masern-Virus ist eines der ansteckendsten Viren überhaupt. In einer ungeschützten Gruppe werden sich bis zu 9 von 10 ungeschützte Menschen anstecken, wenn nur eine Person erkrankt ist. Den besten Schutz bietet die Dreifachimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR). Eine Dosis dieser Impfung weist eine Effizienz von 93 Prozent bei der Verhinderung einer Masernerkrankung auf, nach zwei Dosen steigt diese auf 97 Prozent. In den USA fiel der Anteil der geimpften Bevölkerung von über 90 Prozent in den 10er-Jahren dieses Jahrhunderts auf 85 Prozent im Jahr 2022. Im Idealfall sollte der Anteil über 95 Prozent betragen. In Deutschland liegt die Impfquote laut Daten des Robert-Koch-Institutes bei etwa 80 Prozent. Masern gelten für viele Menschen als „harmlose Krankheit“, bei der ein Ausschlag und Fieber auftritt und die nach ein paar Tagen überstanden ist. Das stimmt nur bedingt. Masern kann ernstzunehmende Komplikationen verursachen, die sogar lebensbedrohend sein können. Dazu gehören etwa Erblinden, Lungenentzündung und gefährliche Entzündungen des Gehirns. Besonders gefährdet sind nicht geimpfte Kinder, Schwangere und Menschen mit Immunschwäche. Letztere können die aktuelle Impfung nicht bekommen, da es sich um einen sogenannten Lebendimpfstoff handelt, der eine abgeschwächte Version des Masern-Virus enthält. Impfung auch für immungeschwächte Menschen Um der Problematik der wieder vermehrt auftretenden Masern-Erkrankungen zu begegnen, haben die Forscher:innen sich nach Alternativen zu dem gängigen Lebendimpfstoff umgesehen. Das Masernvirus macht sich maßgeblich zwei verschiedene Proteintypen auf der Zellmembran zunutze: Hemagglutinin, das dem Virus dabei hilft, an andere Zellen zu binden, sowie ein Fusionsprotein, dass die Übernahme der fremden Zelle und damit ihre Infektion ermöglicht. Die MMR-Impfung führt vorrangig zur Bildung von Antikörpern gegen Hemagglutinin. Die Forscher:innen konzentrierten sich dagegen auf das Fusionsprotein, um einen Antikörper gegen dieses zu erschaffen. Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.Mehr erfahren Video laden YouTube immer entsperren Im Rahmen ihrer Studie untersuchte die Wissenschaftler:innen auch Möglichkeiten, der gefährlichen Enzephalitis, also Entzündung des Gehirns, die bei Masernerkrankungen auftreten können, zu begegnen. Ihnen fiel auf, dass diese mit einer mutierten Form des Masernvirus einhergehen, die eine modifizierte Form des Fusionsproteins aufweist. Die Forscher:innen entwickelten daraufhin einen Antikörper gegen dieses Fusionsprotein. „We discovered that our antibody binds the pre-fusion state of the protein, but it doesn’t completely prevent the protein from working„, so Porotto. Den Masern Einhalt gebieten Wenn der Antikörper an das Protein bindet, wird dieses in einen Zwischenstatus überführt, der es ihm unmöglich macht, die Verschmelzung der Zellmembran des Virus mit der Wirtszelle auszulösen, was letztlich die Infektion der Zelle verhindert. Dieser Mechanismus mache den Antikörper sehr effizient, und ihn besser zu verstehen wird den Weg für neue Impfungen ebnen, die zudem auch sicher für immungeschwächte Menschen wäre. Derzeit testen die Forscher:innen die Wirksamkeit und Sicherheit der Methode als Basis für eine Impfung für immungeschwächte Personen oder solche, die geimpft sind, aber deren Immunität nachgelassen hat. via Columbia University Irving Medical Center Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. 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