Die deutsche Energiewende hat dafür gesorgt, dass sich Stromproduktion und -verbrauch voneinander entfernt haben. Denn während sich die Windkraft vor allem im Norden der Republik etabliert hat, wird ein Großteil des dort produzierten Stroms in den Industriezentren im Süden benötigt. Die logische Folge: Es müssen Leitungen errichtet werden. Genau dies führt bei vielen Anwohner aber zu erheblichen Protesten. Teilweise wird daher auf die klassischen riesigen Strommasten verzichtet und stattdessen auf unterirdische Lösungen gesetzt. Das aber treibt die Kosten der Energiewende weiter in die Höhe. Das neuseeländische Startup Emrod könnte nun eine Lösung für dieses Dilemma gefunden haben. Denn den Ingenieuren des Unternehmens ist es gelungen, Strom über große Distanzen vollkommen ohne Kabel zu übertragen. Erste potentielle Abnehmer wurden auch bereits gefunden. By Michael Kauffmann (Own work) [CC BY 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons Der bisherige Prototyp transportiert nur wenige Kilowatt So hat unter anderem die Firma Powerco, immerhin der zweitgrößte Energieversorger Neuseelands, in das Startup investiert. Gemeinsam soll nun nach Orten gesucht werden, an denen die Technik sinnvoll zum Einsatz gebracht werden könnte. Die Übertragung der Energie funktioniert dabei ähnlich wie die Strahlungen einer Mikrowelle. Ein Laservorhang sorgt allerdings dafür, dass der Vorgang in geordneten Bahnen verläuft. Bisher besitzt Emrod nur einen einzelnen Prototypen, der nur wenige Kilowatt an Leistung überträgt. Die zuständigen Ingenieure versichern aber, dass sich die Technologie sehr einfach skalieren lasse. Firmenchef Greg Kushnir verspricht sogar: Die drahtlose Stromübertragung kann die selben Mengen transportieren wie die klassische Variante mit Kupferkabel. Eine Einschränkung gibt es allerdings: Der Sender verbraucht Energie und arbeitet daher nur mit einer Effizienz von siebzig Prozent. Die Effizienz ist noch niedriger als bei Kupferkabeln Auf absehbare Zeit dürfte das Kupferkabel daher noch die wirtschaftlichere Variante des Stromtransports sein. Schon heute gibt es aber Szenarien, in denen ein Einsatz der kabellosen Übertragung sinnvoll sein könnte. So ließen sich damit beispielsweise massive Eingriffe in Naturschutzgebiete verhindern. Außerdem könnte die Technik genutzt werden, um abgelegene Orte vergleichsweise einfach an das öffentliche Netz anzuschließen. Und nicht zuletzt wäre es denkbar, auf diese Weise zukünftig all zu klagefreudige Anwohner zu besänftigen. Emrod selbst hat zudem für die Zukunft noch weitere Pläne. So könnten die Sender auch genutzt werden, um Flugzeuge in der Luft mit Strom zu versorgen. Elektroflieger bräuchten dann nicht mehr so große Akkus. Dies allerdings ist bisher noch reine Zukunftsmusik. Ganz neu ist der Ansatz der kabellosen Stromübertragung zudem nicht. Die Idee geht zurück auf den legendären Nikola Tesla So entwickelte Nikola Tesla einst ein Konzept, um auf diese Weise die ganze Welt mit preiswertem Strom zu versorgen. Letztlich sorgte aber eine Reihe von Umständen dafür, dass der Ansatz nicht weiter verfolgt wurde. So brannte bei einer Vorführung der Generator des Kraftwerks durch und sorgte für einen Stromausfall in der benachbarten Stadt. Der berühmte Investor J.P. Morgan wiederum winkte aus einem anderen Grund schnell ab: „Wo sollen wir denn da den Stromzähler einbauen?“ soll er gefragt haben und nahm anschließend von einem Investment Abstand. Es dürfte spannend werden zu beobachten, ob sich die Technologie nun – rund 130 Jahre später – doch noch durchsetzen wird. Zumindest theoretisch besitzt der Ansatz das Potenzial, die Kosten der Energiewende deutlich zu reduzieren. Dies wiederum könnte zur Folge haben, dass dann noch mehr Länder weltweit den Ausbau der Erneuerbaren Energien forcieren. Via: New Atlas Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter