Die Genschere CRISPR gilt als große Hoffnung in der Medizin und hat das Potential, zahlreiche Krankheiten zu behandeln oder gar zu heilen, an denen die moderne Medizin bisher mehr oder weniger versagt. In Großbritannien wurde nun ein Meilenstein erreicht, der zugleich eine Weltpremiere darstellt. Erstmals wurde eine Therapie auf Basis von CRISPR/Cas9 zugelassen. Mit der Methode werden die Krankheiten Sichelzellanämie und Beta-Thalassämie behandelt. Beide Erkrankungen sind Erbkrankheiten, die den Blutfarbstoff Hämoglobin verändern. Mit der Genschere gegen Blutkrankheiten Sowohl Sichelzellanämie als auch Beta-Thalassämie werden durch einen Gendefekt in der „Bauanleitung“ für den Blutfarbstoff Hämoglobin verursacht, woraufhin fehlgebildete oder zu wenige rote Blutkörperchen gebildet werden. Daraus resultiert dann eine Blutarmut. Bei der Sichelzellenanämie kommen noch Schmerzen und Organschäden hinzu. Wer unter einer der beiden Krankheiten leidet, ist sein Leben lang auf regelmäßige Bluttransfusionen sowie Medikamente angewiesen und benötigen eine Knochenmarkspende und Stammzellentransplantation, um langfristig Abhilfe zu schaffen. Therapien gegen beide Krankheiten, die auf die Genschere CRISPR/Cas9 basieren, werden bereits seit einigen Jahre getestet. 2016 konnte der Gendefekt der Sichelzellenanämie mit Hilfe der Genschere repariert werden. Allerdings geschah dies im Labor. 2015 versuchte ein chinesisches Team dann, den Defekt der Thalassämie bei menschlichen Embryos zu reparieren, hatten dabei allerdings nur wenig Erfolg und sahen sich zudem etlicher Kritik gegenüber, da es sich um einen Eingriff in die menschliche Keimbahn handelte, was ethisch sehr umstritten ist. Erste Zulassung für CRISPR-Therapie Die britische Arzneimittelbehörde MHRA hat nun in einer Weltpremiere erstmals eine Gentherapie mit der Genschere CRISPR/Cas9 für beide Blutkrankheiten zugelassen. Entwickelt wurde die Therapie von den Unternehmen CRISPR Therapeutics und Vertex Pharmaceuticals. „Ich bin erfreut verkünden zu können, dass wir eine innovative und bisher einmalige Gentherapie namens Casgevy zugelassen haben„, äußert sich Julian Beach von der MHRA. Casgevy repariert allerdings nicht den Gendeffekt der beiden Blutkrankheiten direkt, sondern reaktiviert die Bildung eines fötalen Hämoglobins. Dieses findet sich für gewöhnlich nur in Kindern im Mutterleib und Neugeborenen. Casgevy deaktiviert ein Gen, das die fötale Produktion dieses Hämoglobins stoppt. Das so produzierte fötale Hämoglobin kann dann die Funktion des krankhaft veränderten Blutfarbstoffs übernehmen. Erfolgreiche klinische Studien Casgevy wurde vor der Zulassung in klinischen Studien getestet, an denen 45 Patienten mit Sichelzellenanämie und 54 Patienten mit Beta-Thalassämie teilnahmen. Diesen wurden Blutstammzellen entnommen, bei denen dann das entsprechende Gen unter Einsatz der Genschere verändert wurde. Die Patient:innen durchliefen derweil eine Chemotherapie, in deren Rahmen die erkrankten Blutstammzellen in ihrem Knochenmark weitgehend abgetötet wurden. Anschließend erhielten sie die veränderten Stammzellen mittels einer Infusion wieder zurück. Diese Stammzellen konnten sich dann im Knochenmark wieder vermehren und fingen an, neue Blutkörperchen zu bilden, in denen ein hoher Anteil fötales Hämoglobin enthalten war. Mit der Therapie wurden 28 der 29 teilnehmenden Patienten mit Sichelzellenanämie, die die Studie beendeten, schmerzfrei und waren nicht mehr auf Bluttransfusionen angewiesen. Bei der Thalassämie waren 39 von 42 Patienten nicht mehr auf die Transfusionen angewiesen. Die restlichen Patienten benötigten zumindest weniger Transfusionen. Unklar ist bisher jedoch, wie lange die Wirkung der Gentherapie anhält und ob diese wiederholt werden muss. Kein Ersatz für bisherige Therapien Allerdings wird diese Therapie vorerst wahrscheinlich nicht die bisherigen Therapien ersetzen können. Dies liegt daran, dass der eigentliche Gendefekt nicht repariert wird. Beide Krankheiten können also weiter vererbt werden. Die Behandlung ist für Patienten zudem ähnlich belastend wie eine Knochenmarkspende und Stammzellentherapie. Hinzu kommen die Kosten: Casgevy soll pro Patient zwei Millionen Euro kosten. Beie einer Stammzellenspende fallen etwa 300.000 Euro an. Auch in den USA und Europa laufen derzeit Zulassungsverfahren für die Gentherapie Casgevy. via MHRA Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
Ohne Brillen oder Kontaktlinsen: So soll Kurzsichtigkeit schon in jungem Alter unter Kontrolle gebracht werden