Die Krankheit Morbus Alzheimer ist unter alten Menschen weit verbreitet. Eine von fünf Frauen und einer von zehn Männern erkranken im Verlauf ihres Lebens an dieser Krankheit. Diagnostiziert wird sie aktuell in spezialisierten Gedächntniskliniken über Gedächtnistests, PET-Scans des Gehirns sowie Untersuchungen der Rückenmarksflüssigkeit. Einfachere Diagnnosemöglichkeiten, die auch in der Primärversorgung beim Hausarzt oder in Krankenhäusern durchgeführt werden können, gibt es derzeit nicht. Die Firma C2N Diagnostics hat nun einen Biomarkertest entwickelt, der laut einer Studie aus Schweden mit 90-prozentiger Genauigkeit eine Alzheimer-Erkrankung diagnostizieren kann. Dabei werden zwei bestimmte Proteine im Blut gemessen.


Brain Scan
Foto: MRT Scans, Gerwin Sturm, Flickr, CC BY-SA 2.0

Zwei Biomarker für Alzheimer

Zwar gibt es bereits erste Bluttests, allerdings noch keiner, der im großen Maßstab in der Primärversorgung validiert werden konnte. Die Studie eines Teams rund um Oskar Hansson und Sebastian Palmqvist von der schwedischen Universität Lund konnte nun zeigen, dass ein Bluttest namens „PecivityAD2“, der von dem US-Unternehmen C2N Diagnostics entwickelt wurde, eine Alzheimererkrankung mittels Blutuntersuchung mit einer Genauigkeit zwischen 88 und 92 Prozent anzeigen kann.

Aktuell gilt die Anhäufung eines klebrigen Proteins namens Beta-Amyloid um Nervenzellen im Gehirn auch weiterhin als Ursache der Alzheimer-Krankheit. Diese Proteinkomplexe entstehen, wenn ein bestimmtes Zellmembranprotein zerschnitten wird. Der Verdacht, dass diese Komplexe die Ursache hinter Alzheimer sind, rührt daher, dass sie in Zelltrümmern um die sterbenden Nervenzellen von Patient:innen mit Alzheimer vorkommen. Daher zielen aktuelle Behandlungen darauf ab, die Bildung der sogenannten Plaques zu verlangsamen, zu verhindern und die Komplexe optimalerweise auch wieder abzubauen.


Das sogenannte Tau-Protein hat normalerweise die Aufgabe, eine Art Transportseil-Struktur in den Nervenzellen zu stabilisieren. Wenn ein Mensch an Alzheimer erkrankt ist, werden eine oder mehrere Phosphat-Gruppen an diese Tau-Proteine angehängt. Dadurch verfilzen sie zu eine Art Knäuel und verbleiben als Müll in den Zellen. Diese Knäuel werden mit den Beeinträchtigungen der kognitiven Fähigkeiten assoziiert, die im Zusammenhang mit Alzheimer-Erkrankungen auftreten. Sowohl die Tau-Protein-Knäule als auch die Beta-Amyloid-Verklumpungen treten deutlich vor dem Auftreten nachweisbarer Symptome der Krankheit auf.

Frühzeitige Diagnose dank Bluttest

Der Bluttest „PecivityAD2“ misst das Verhältnis von zwei Amyloid-Beta-Arten (Aß42 und Aß40) und zweier Version des Proteins Tau217. Diese Werte gelten als aussagekräftige Biomarker im Rahmen der Alzheimer-Diagnose.

Für die Studie wurden dann 1.213 Personen rekrutiert, die leichte Gedächtnisprobleme hatten, welche ein mögliches Frühsymptom von Alzheimer sind. Das Durchschnittsalter der Proband:innen betrug 74 Jahre. 515 dieser Proband:innen wurden dann in der Primärversorgung untersucht, die restlichen 698 in spezialisierten Gedächtniskliniken. Alle Patient:innen durchliefen den neuen Bluttest, dessen Ergebnisse dann mit der Einschätzungen von Ärzt:innen verglichen wurden.

Vergleicht man die verschiedenen Methoden, so kam der Bluttest auf eine Genauigkeit von etwa 90 Prozent, die Einschätzung der Ärzt:innen in der Primärversorgung auf etwa 61 Prozent und die von Fachärzt:innen auf etwa 73 Prozent. Dies mache deutlich, dass es aktuell an guten Diagnoseinstrumenten fehlt, insbesondere in der Primärversorgung, so die Forscher:innen.

Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, da neue Behandlungen entwickelt werden, die das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen„, so Hansson. Mit einer frühzeitigen und genauen Diagnosemöglichkeit könnte auch die Erforschung neuer Behandlungsmethoden erleichtert werden.

Nun sollen als nächstes klinische Leitlinien für den Einssatz dieses Bluttests entwickelt werden. Bisher hat die US-Zulassungsbehörde FDA den Test noch nicht zugelassen, Ärzt:innen in den USA können ihn allerdings über ein zertifiziertes Labor durchziehen lassen. Die Forscher:innen rechnen damit, dass der Test auch für die klinische Anwendung in Europa zugelassen wird. „Zunächst wird er vor allem in spezialisierten Gedächtniskliniken eingesetzt werden, und es kann etwa ein bis zwei Jahre dauern, bis Leitlinien und Schulungen in der Primärversorgung eingeführt werden„, so Hansson weiter

via C2N Diagnostics

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