Wer unter Diabetes Typ 1 leidet, der ist in der Regel darauf angewiesen, sein Leben lang Insulin zu spritzen. Das kann für die Betroffenen relativ belastend sein und lebensgefährlich werden, wenn die Injektionen nicht mit der nötigen Sorgfalt vorgenommen werden. Forscher:innen haben nun eine Methode entwickelt, die diese Injektionen obsolet machen könnte. Dabei wird ein Reservoir aus künstlich gezüchteten Bauchspeicheldrüsen-Zellen unter die Haut eingebracht. Alternativen zur Insulintherapie Diabetes Typ 1 ist eine Autoimmun-Erkrankung, bei der die körpereigene Immunabwehr die Betazellen der Bauchspeicheldrüse angreift und zerstört. Diese sind für die Produktion von Insulin verantwortlich, dem Hormon, das den Blutzuckerspiegel reguliert. Wer einmal an Diabetes Typ 1 erkrankt ist, der muss sein Leben lang Insulin per Injektion zuführen. Typ-1-Diabetes wird üblicherweise in der Kindheit oder frühen Jugend diagnostiziert. Betroffene müssen ihren Blutzuckerspiegel kontinuierlich überwachen, um lebensgefährliche Unterzuckerungen sowie Langzeit-Komplikationenzu vermeiden. Die Suche nach Alternativen zur klassischen Insulintherapie läuft weltweit bereits seit Jahren. Viele Ansätze basieren auf die Transplantation von Bauchspeicheldrüsen-Zellen, um die zerstörten und beschädigten Zellen zu ersetzen. Ein Ansatz der kanadischen Firma Sernova Corp arbeitet ähnlich und hat nun vielversprechende Ergebnisse in ersten klinischen Studien erzielt. Das Verfahren wurde auf den Namen Cell Pouch System getauft. Cell Pouch soll Injektionen obsolet machen „This first-in-world data is potentially game-changing for Sernova and, more specifically, provides tangible hope for T1D patients that we are a significant step further in our mission of providing a functional cure for this terrible disease; as a type 1 diabetic myself, I could not be more determined to drive our program forward and ultimately onto the market„, so Jonathan Rigby, CEO von Sernova. Bei dem Verfahren wird eine sogenannte „Cell Pouch“ verwendet, ein medizinisches Produkt das unter die Haut im Bereich des Bauches eingebracht wird und „therapeutische Zellen“ enthält – im Fall von Typ-1-Diabetes handelt es sich dabei um Zellen, die Insulin produzieren. Das Reservoir ist porös, sodass es von Blutgefäßen infiltriert werden kann. Etwa sechs Wochen nach der Implantierung des Reservoirs werden Inselzellen in die durch das Reservoir geformten, vaskularisierten Hohlräume verpflanzt. Vielversprechende erste Ergebnisse In der Studie von Sernova wurden Patient:innen zwischen 18 und 65 Jahren rekrutiert, die seit fünf Jahren oder mehr an Diabetes Typ 1 erkrankt waren und in der Vergangenheit wiederholt unter schweren Episode von Unterzuckerung litten. Zudem war es Voraussetzung, dass die Patient:innen nicht in der Lage waren, die Frühwarn-Anzeichen von gefährlicher Unterzuckerung zu erkennen. Die Proband:innen wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Gruppe A bestand aus sechs Patient:innen, die die erste Generation der Cell Pouch erhielten. Gruppe B bestand aus sieben Proband:innen, die eine weiterentwickelte Version mit 50 Prozent mehr Kapazität erhielten. Alle sechs Patient:innen der Gruppe A konnten nach der Behandlung weitgehend auf Insulin-Injektionen verzichten. Der erste Patient, der behandelt wurde, konnte über einen Zeitraum von vier Jahren auf Insulin-Injektionen verzichten und hatte Blutzuckerwerte im nicht-diabetischen Bereich. Im weiteren Verlauf musste die Cell Pouch dann aufgrund gesundheitlicher Probleme, die weder mit dem Gerät noch der Diabetes-Erkrankung zu tun hatten, wieder entfernt werden. Fünf Jahre nach der Implantation zeigte sich, dass die Pouch gut mit Blutgefäßen versorgt war und dass die enthaltenen Inselzellen weiter Insulin und Glucagon produzierten. Es fanden sich weder Zeichen von Narbengewebe noch von einer Verschlechterung des Zustands der Cell Pouch. „I am excited to see this evidence of well-vascularized and healthy islets five years after transplant to Sernova’s Cell Pouch; these interim findings are very promising. This is a major step forward in the development of a contained and retrievable cell therapy for the treatment of T1D. This is the first evidence that I am aware of that demonstrates this level of healthy islet survival and function in an implantable and retrievable system for such a long duration„, so Piotr Witkowski von der University of Chicago, der an der Studie beteiligt war. Weitere Ergebnisse in naher Zukunft Die Studie mit der Gruppe B läuft derzeit noch – Ergebnisse werden aber für die nahe Zukunft erwartet. „We look forward to completing Cohort B in the near term and, based on positive data generated thus far, initiating Cohort C of our ongoing trial later this year with an optimized immune suppression regimen. Lastly, we continue to work with our partner Evotec on the development of induced pluripotent stem cell (iPSC)-derived islet-like clusters, which will provide a scalable cell source so that one day we can give patients with T1D their lives back„, erklärte Rigby. Die Behandlungsmethode hat das Potential, Menschen mit Diabetes Typ 1 von den lästigen täglichen Insulin-Injektionen zu befreien. via Sernova Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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