Vor rund 100 Jahren wurden Bakteriophagen entdeckt, nahezu gleichzeitig am berühmten Institut Louis Pasteur in Paris und in der georgischen Hauptstadt Tiflis. Das sind Viren, die bestimmte Krankheitserreger befallen und abtöten. Jede Phage hat es auf ein bestimmtes Bakterium abgesehen. Der Siegeszug der Antibiotika ließ die Forschung in Westeuropa einschlafen. Nicht jedoch in Georgien und anderen osteuropäischen Ländern. Dort nutzen Arzte die Killerviren, die am George-Eliava-Instituten in Tiflis hergestellt und erforscht werden. Deren entscheidender Vorteil: Krankheitserreger können sich nicht gegen die Viren schützen. Gegen Antibiotika entwickeln sie dagegen Resistenzen, sodass viele unwirksam sind. Phagen gegen Salmonellen Beim 1. Deutschen Bakteriophagen-Symposium, das bis zum 11. Oktober in Stuttgart stattfindet, fordern Wissenschaftler, den Einsatz von Phagen auch in Westeuropa und speziell in Deutschland zu ermöglichen. „Vom Schnupfen über Durchfall bis zur Lungenentzündung: Bereits jetzt lassen sich bakterielle Infekte bei Mensch und Tier mit Hilfe von dafür geprüften Bakteriophagen bekämpfen“, sagt Privatdozent Wolfgang Beyer, der an der Stuttgarter Hochschule am Institut für Infektions- und Umwelthygiene bei Nutztieren lehrt. Gegen viele Infekte könne schon ein Phagen-Mix helfen. In schwierigeren Fällen könne ein Mikrobiologe den Erreger beim Patienten genau bestimmen und dann den dazu passenden Phagen suchen. Auch in der Lebensmittelindustrie könnten Phagen genutzt werden, etwa um gefährliche Salmonellen zu bekämpfen. „Als Schutz gegen die Bakterien kann man Lebensmittel mit einer Phagenmischung besprühen oder auch die Hähnchen kurz vor der Schlachtung mit Phagen behandeln. Auf das Produkt und den Verbraucher hat das keine Auswirkungen“, so Beyer. In Deutschland ist das noch nicht zugelassen, in den USA schon. Helfer gegen Tierseuchen Ein weiteres Einsatzgebiet wäre die Stall- und Umwelthygiene. „Ist in einem landwirtschaftlichen Betrieb einmal eine Tierseuche ausgebrochen, müssen Stall und Abfallstoffe gründlich desinfiziert werden. Auch hierbei könnten Phagen sehr effektiv eingesetzt werden“, so der Wissenschaftler, der unter anderem in diesem Bereich forscht. Überhaupt gebe es in Westeuropa zahlreiche Wissenschaftler, die sich mit Phagen beschäftigen. Anwenden können sie ihr Wissen jedoch nicht. via Uni Hohenheim Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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