In der Volkswirtschaftslehre wird seit vielen Jahrhunderten über den sogenannten Ressourcenfluch gesprochen. Damit ist zunächst einmal eine empirische Beobachtung gemeint. So ist in Ländern, die über viele mineralische und fossile Rohstoffe verfügen, das Wirtschaftswachstum in der Regel geringer als in Ländern ohne entsprechende Vorkommen. Je ärmer ein Land vor Entdeckung der Rohstoffe ist, desto stärker tritt der Effekt zudem auf. Die Demokratische Republik Kongo ist hier ein anschauliches Beispiel. Denn das Land verfügt über gewaltige Vorkommen an extrem begehrten Metallen. So befinden sich dort zwei Drittel der weltweit bekannten Kobalt-Vorräte. Auch Nickel- und Lithiumlagerstätten wurden entdeckt. Alle drei Rohstoffe werden dringend für die Produktion von Batterien und Akkus benötigt. Theoretisch könnte der Kongo also über den Verkauf der Materialien vom weltweiten Elektro-Boom profitieren. Allerdings liefe man dann Gefahr noch stärker vom Ressourcenfluch betroffen zu sein als ohnehin schon. Die Regierung will daher einen anderen Weg beschreiten. Bild: Julien Harneis from Goma, Democratic Republic of Congo, CC BY-SA 2.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0>, via Wikimedia Commons Das Ziel: Mehr Wertschöpfung im eigenen Land Gemeinsam mit anderen rohstoffreichen Ländern der Region – etwa Sambia – soll in die weitergehende Fertigung investiert werden. Im Idealfall werden dann irgendwann keine reinen Rohstoffe mehr exportiert, sondern deutlich höherwertige Produkte. Dies schafft Arbeitsplätze im eigenen Land, erhöht die heimische Wertschöpfung und reduziert die Abhängigkeit vom Rohstoff-Export. Allerdings ist der Aufbau entsprechender Produktionskapazitäten auch einfacher gesagt als getan. Denn zum einen wird dafür die entsprechende Expertise benötigt. Die soll im Kongo durch Kooperationen mit internationalen Unternehmen aufgebaut werden. Im Gespräch ist hier unter anderem eine Zusammenarbeit mit dem deutschen Bosch-Konzern. Zum anderen werden aber auch die entsprechenden finanziellen Ressourcen sowie die politischen Rahmenbedingungen benötigt. Hier hat die Regierung des Kongo zumindest erste Versprechungen abgegeben. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob diese auch eingehalten werden können. Ein Blick in die Geschichte der Demokratischen Republik Kongo könnte hier für Zweifel sorgen. Die nötige Expertise soll schrittweise aufgebaut werden Selbst bei einer optimalen Entwicklung dürfte das Land aber nicht einfach eine Batteriefabrik errichten können. Stattdessen ist eine schrittweise Vorgehensweise geplant, bei der immer mehr Expertise und Vertrauen aufgebaut wird. Die Planungen sehen daher vor, dass im nächsten Jahr zunächst eine Pilotanlage zur Produktion von Kobalt-Chemikalien aufgebaut wird. Diese werden für die Kathoden-Produktion benötigt und könnten international vermarktet werden. Später könnten dann zunächst eigene Produktionsstätten für Kathoden folgen bis dann irgendwann tatsächlich die erste afrikanische Batteriefabrik entsteht. Bis dahin muss die kongolesische Regierung allerdings noch ein Problem lösen: Viele der wertvollen Rohstoffe entstammen dem sogenannten informellen Bergbausektor, wo Kinderarbeit weit verbreitet ist. Internationale Firmen verzichten daher auf Kooperationen. Die Regierung hat nun reagiert und die vielen informellen Kleinbergwerke einem Staatsunternehmen unterstellt. Dadurch soll die Kontrolle verbessert werden. Auch hier gilt aber: Den Worten müssen auch Taten folgen. Via: Handelsblatt Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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