Grüner Wasserstoff wird von der deutschen Industrie dringend benötigt. Denn nur er bietet das Potenzial, viele Prozesse, die heute mit Erdgas betrieben werden, klimaneutral zu gestalten. Entsprechende Umrüstungen ergeben allerdings nur dann Sinn, wenn der Wasserstoff auch in ausreichend großen Mengen angeliefert werden kann. Für den Aufbau des benötigten Transportnetzes sind daher mehrere Stufen vorgesehen. In einem ersten Schritt sollen lokale Netze realisiert werden. Diese würden dann den Planungen zufolge bis zum Jahr 2032 zu einem nationalen Netz mit einer Länge von 8.000 Kilometern zusammenwachsen. Anschließend sind weitere Ausbauten in die Fläche geplant, so dass im Jahr 2045 Leitungen mit einer Gesamtlänge von 13.000 Kilometern zur Verfügung stünden. Diese Planungen sind durchaus ambitioniert. Möglich werden sie durch eine simple Idee: Bereits vorhandene Erdgasleitungen sollen auf den Transport von Wasserstoff umgestellt werden. Dies ist deutlich preiswerter und weniger zeitaufwändig als ein vollständiger Neubau.


Vier Industriebetriebe werden mit Wasserstoff versorgt

Dementsprechend sehen die Planungen vor, dass später einmal rund achtzig Prozent des deutschen Wasserstoffnetzes aus ehemaligen Erdgasleitungen bestehen soll. Bisher wurde die Möglichkeit der Umrüstung allerdings nur in der Theorie und anhand von Modellierungen untersucht. Nun aber startet das erste Pilotprojekt unter realen Bedingungen: In Holzwickede in der Nähe von Dortmund wurde ein halber Kilometer an Leitungen von Erdgas auf Wasserstoff umgestellt. Versorgt werden damit vier Industriebetriebe in unmittelbarer Nähe. Das Projekt wird zudem wissenschaftlich begleitet und soll wichtige Erkenntnisse liefern. Dass die Erprobung ausgerechnet in Holzwickede erfolgt, ist kein Zufall. Denn das Netz dort gehört der Westenergie AG. Deren Vorsitzende wiederum ist Katherina Reiche, die früher einmal im Bundestag saß und heute Vorsitzende des nationalen Wasserstoffrats ist. Selbst wenn das Pilotprojekt erfolgreich verläuft, sind aber noch nicht alle Herausforderungen gemeistert. Denn zum einen ist Wasserstoff deutlich kleiner und flüchtiger als Erdgas.


Deutschland ist auf Wasserstoff-Importe angewiesen

Es ist daher denkbar, dass einzelne Rohre zwar noch für den Transport von Erdgas ausreichen, nicht mehr aber für den von Wasserstoff. Vor einer Umrüstung müssen also intensive Tests durchgeführt werden. Hinzu kommt, dass man nicht einfach hin- und herwechseln kann. Bevor eine Leitung also umgestellt wird, muss klar sein, dass sie nicht mehr für den Transport von Erdgas benötigt wird. Solche Prognosen sind aber gar nicht so einfach zu treffen. Zu guter Letzt muss dann auch noch sichergestellt werden, dass auch ausreichend grüner Wasserstoff zur Verfügung steht, um die Leitungen zu füllen. Deutschland alleine wird nicht genügend Ökostrom produzieren können, um die Nachfrage zu decken. Dafür steht zu wenig Fläche zur Verfügung. Außerdem sind die meteorologischen Bedingungen nicht ideal. Oder anders ausgedrückt: Die Sonne scheint nicht oft genug und der Wind weht zu wenig. Deutschland wird daher auf Importe aus Ländern wie Australien, Marokko oder Saudi-Arabien angewiesen sein. Wie hier der Transport erfolgen könnte, haben Wissenschaftler ebenfalls bereits untersucht.

Via: Handelsblatt

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