Der Gipfel des Mount Everest gehört zu den großen Zielen für viele Bergsteiger. Doch von einem unberührten Gipfel kann keine Rede mehr sein. Nicht nur, dass jede Saison innerhalb weniger Tage mehrere Hundert Bergsteiger in oftmals geführten Expeditionen versuchen, den Gipfel zu erreichen – auch die höchsten Gipfel des Berges sind inzwischen mit Mikroplastik verunreinigt. Auch in Schneeproben aus 8400 Meter Höhe fanden sich die kleinen Plastikteile. Forscher vermuten, dass diese weitestgehend aus der Kleidung und Ausrüstung der Bergsteiger stammen. Bild: I, Luca Galuzzi [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)] Mikroplastik auf jeder Höhe Ob in der Antarktis, auf dem Boden von Tiefseegräben oder auf den Gipfeln der Pyrenäen: Inzwischen findet sich Mikroplastik nahezu überall auf der Welt. Und nun ist klar: Auch der Mount Everest bildet dabei keine Ausnahme. Dass die Besteigung durch Menschen dem Berg nicht unbedingt guttut, ist indes nicht neu: Schon vor 50 Jahren wurde der Everest als die „höchste Müllhalde“ der Welt bezeichnet. Die Hänge des höchsten Berges der Welt sind mit Plastikflaschen, Proviantverpackungen und leeren Sauerstoffflaschen verunreinigt. Bisher war allerdings unklar, ob der Everest inzwischen auch mit Mikroplastik verunreinigt ist. Ein Team rund um Imogen Napper von der University of Plymouth ist daher im Sommer 2019 ausgezogen, um diese Frage zu klären. Im Rahmen einer internationalen Expedition nahmen die Forscher elf Schneeproben vom Everest genommen und analysiert. Diese Proben stammten aus dem Höhenband zwischen dem Basislager bis zum sogenannten „Balkon“, einem Grat auf etwa 8440 Metern Höhe knapp unter dem Gipfel. Das Ergebnis der Analyse: In jeder der Proben fand sich Mikroplastik. „ Ich wusste vorher nicht, welche Ergebnisse mich erwarten würden. Aber dass wir Mikroplastik in jeder einzelnen Schneeprobe finden würden, hat mich doch überrascht. Das bedeutet, dass Mikroplastik inzwischen von den tiefsten Tiefen des Ozeans bis auf den höchsten Berg der Welt nahezu überall zu finden ist“ so Napper. Plastik aus der Ausrüstung der Bergsteiger Die höchste Konzentration von Mikroplastik fanden die Forscher in den Schneeproben aus dem Basislager des Mount Everest – in ihnen fanden sich durchschnittlich 79 Mikroplastik-Partikel pro Liter Schnee. Höchstwert waren 119 Partikel pro Liter. Aber auch in den Proben aus 8440 Metern Höhe fanden sich im Schnitt zwölf Partikel pro Liter. „ Dies ist der höchstgelegene jemals ermittelte Nachweis von Mikroplastik“, so Napper und ihre Kollegen. Die Forscher untersuchten dann die Form und chemische Zusammensetzung der Plastikartikel. Sie kamen zu dem Schluss, dass der größte Teil aus winzigen, zwischen 36 und 3.800 Mikrometer langen Fasern bestand. Meist stammen solche Fasern aus der Kunststoffkleidung von Expeditionsteilnehmern. Sie gelangen durch Abrieb oder beim Waschen in die Umwelt. „Die Proben zeigten signifikante Mengen von Polyester, Acryl, Nylon und auch Polypropylen-Fasern. Diese Materialien werden zunehmend eingesetzt, um die hochfunktionale Outdoorkleidung für Kletterer herzustellen, aber auch für Zelte und Seile“, berichtet Napper weiter. In früheren Studien konnte ermittelt werden, dass eine etwa ein Kilo schwere Polyester-Jacke im Laufe eines Jahres etwa eine Milliarde Mikroplastik-Partikel abgeben kann, was etwa 2,8 Millionen Partikel pro Tag entspricht. Mikroplastik ist überall ein Problem Die Forscher sind der Meinung, dass ihre Ergebnisse das globale Ausmaß der Plastikverschmutzung unterstreicht. Selbst die entlegensten Gebiete sind inzwischen betroffen. „ Wir müssen daraus Lehren ziehen, wie wir solche Gebiete bewahren und erhalten können“, konstatiert das Team. „ Typischerweise konzentrieren sich die Maßnahmen zur Verringerung der Plastikverschmutzung auf den sichtbaren Müll, während das Mikroplastik weniger Beachtung findet“, so die Forscher. Ihre Ergebnisse zeigen aber, dass auch der allgegenwärtigen Mikroplastikverschmutzung begegnet werden muss. via University of Plymouth Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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