Die Vereinigten Staaten leiden seit vielen Jahren unter einer Opioid-Epidemie. Schätzungen gehen davon aus, dass sie bisher rund eine halbe Million Menschen das Leben kostete. Maßgeblich verantwortlich dafür: Der Pharma-Konzern Purdue. Dieser vertrieb ursprünglich eher ungefährliche Produkte wie Abführmittel oder Ohrenreiniger. Dann allerdings entwickelte das Unternehmen unter Leitung von Raymond Sackler das Schmerzmittel Oxycontin. Die Markteinführung erfolgte im Jahr 1995. Zunächst blieben die Umsätze noch eher begrenzt. Im Jahr 1996 nahm das Unternehmen mit der Neuentwicklung rund 42 Millionen Dollar ein. In den nächsten Jahren scheint die Entwicklung der Umsätze dann allerdings auf eine echte Erfolgsgeschichte hinzudeuten. Schon im Jahr 2010 lag der Umsatz bei mehr als drei Milliarden Dollar. Parallel dazu verlief auch der Aufstieg der Besitzer-Familie Sackler. Die drei Brüder machten sich vor allem in New York einen Namen als freigiebige Philanthropen. Damit ist es inzwischen allerdings vorbei.


Bild: Gemeinfrei

Aggressives Marketing führte zu unzähligen Abhängigen

Denn mittlerweile wird der Name Sackler fast ausschließlich mit der Opioid-Epidemie in Verbindung gebracht. So hat sich die Zahl der Drogentoten in den Vereinigten Staaten seit 1995 mehr als versechsfacht. In absoluten Zahlen sterben somit aktuell rund 70.000 Menschen pro Jahr an einer Überdosis. Rund 50.000 davon werden auf Opioide wie Oxycontin zurückgeführt. Mittlerweile dürfte klar sein, dass das Mittel in der Vergangenheit viel zu häufig verschrieben wurde. Experten zufolge spielte dabei auch der Purdue-Konzern eine unrühmliche Rolle. Diesem gelang es durch eine aggressive Marketing-Strategie dafür zu sorgen, dass Schmerzen nicht mehr als Symptom einer tieferliegenden Problematik angesehen wurden. Stattdessen wurde nun der Schmerz direkt mit den Opioiden behandelt. Ärzte wurden von den Pharmavertretern zudem dazu gedrängt, möglichst hohe Dosen zu verschreiben. Der Hintergrund: Dafür erhielten sie eine höhere Provision. Dadurch aber gerieten zahlreiche Menschen in eine starke Abhängigkeit.

Der Konzern hat inzwischen Insolvenz angemeldet

Wenn sie von ihren Ärzten dann keine Opioide mehr erhielten, wechselten sie oft auf den Schwarzmarkt oder stiegen auf Heroin um. Zahlreiche Kläger werfen dem Purdue-Konzern nun vor, diese Gefahr lange Zeit heruntergespielt zu haben. In diesem Zusammenhang sollen auch Studien gefälscht worden sein. Schon im Jahr 2007 musste das Unternehmen daher eine Strafe in Höhe von 635 Millionen Dollar zahlen. Zahlreiche Klagen von Privatleuten und US-Bundesstaaten sorgten dann dafür, dass Purdue im Jahr 2019 Insolvenz anmeldete. Daraufhin wandten sich viele Kläger an die Besitzerfamilie Sackler. Diese hat nun einem Vergleich zugestimmt und wird rund 4,5 Milliarden Dollar zahlen. Mit dem Geld sollen zum einen individuelle Entschädigungen gezahlt werden. Zum anderen wird aber auch der Mehraufwand für die öffentliche Hand abgegolten – etwa für die Betreuung in Suchtkliniken. Mit der Zahlung soll die Familie dann von weiterem juristischen Ungemach in dieser Sache befreit sein.


Via: Handelsblatt

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