Die meisten Experten sind sich einig, dass Wasserstoff in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird. Denn nur das Edelgas ist in der Lage, wichtige industrielle Prozesse – etwa die Stahl- und Zementproduktion – klimaneutral zu gestalten. Allerdings sind dafür gewaltige Investitionen nötig. Diese müssten zudem zeitnah beschlossen werden, weil die Umsetzung Jahre in Anspruch nehmen wird. Tatsächlich wurden bereits erste entsprechende Schritte unternommen – etwa bei ThyssenKrupp. Grundsätzlich droht allerdings ein sogenanntes Henne-Ei-Problem die Entwicklung zu bremsen. Denn viele Unternehmen zögern mit Investitionen, weil sie sich nicht sicher sein können, dass dann auch ausreichend grüner Wasserstoff zur Verfügung steht. Auf der anderen Seite wird aber auch die Produktion von grünem Wasserstoff nicht schnell ausgebaut, wenn sich die Hersteller nicht sicher sein können, dann auch ausreichend Abnehmer in der Industrie zu finden.


Auch deutsche Firmen profitieren von der Unterstützung

Hier will nun die Politik auf doppelte Art und Weise eingreifen. Zum einen hat die Europäische Kommission sogenannte IPCEIs ermöglicht. Das Akronym steht für „Important Project of Common European Interest“ und bedeutet letztlich nichts anderes als dass die strengen EU-Subventionsrichtlinien gelockert werden. Den einzelnen Staaten ist es also gestattet, bestimmte Projekte finanziell zu unterstützen, weil davon letztlich alle profitieren. Auf diese Weise wird etwa der Bau von Elektrolyseuren bei Sunfire in Dresden und die Entwicklung von Brennstoffzellen bei Bosch gefördert. Im Idealfall sorgen die staatlichen Subventionen zudem dafür, dass dann auch private Gelder akquiriert werden. Gleichzeitig hat der Staat so eine gewisse Steuerungsmöglichkeit und kann etwa dafür sorgen, dass auch Kompetenzcluster in eher strukturschwachen Regionen entstehen. In dieser Woche hat die EU-Kommission nun Wasserstoff-IPCEIs im Wert von fünf Milliarden Euro genehmigt.


Wasserstoff-Produzenten sollen feste Preise garantiert werden

Parallel dazu wurde auch der Aufbau einer Wasserstoffbank angekündigt. Viele Details sind hier noch unklar. Es geht aber vor allem darum, das eingangs beschriebene Henne-Ei-Problem zu lösen, indem den Wasserstoff-Produzenten zumindest am Anfang feste Mindestpreise garantiert werden. Dies erinnert ein wenig an die Einspeisevergütung für Erneuerbare Energien, die vor allem zu Beginn zu einem Boom der Solarenergie in Deutschland führte. Allerdings wurden damals deutlich höhere Summen investiert. Die meisten Experten begrüßen das Engagement der Politik in Sachen Wasserstoff grundsätzlich. Sie verweisen allerdings auf teilweise recht starre Vorgaben und Regeln, die mit den staatlichen Subventionen einhergehen. Dies ist beim Aufbau einer völlig neuen Produktions- und Transportkette allerdings nicht immer von Vorteil. Denn die Unternehmen brauchen hier gewisse Freiheiten, um am Ende die besten Lösungen zu finden.

Via: Handelsblatt

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