Ganz neu ist die Idee nicht: Schon der römische Konsul Lucius Caecilius Metellus dachte über eine provisorische Brücke zwischen Sizilien und dem italienischen Festland nach. Der Grund dafür war einigermaßen kurios. Er hatte in einer Schlacht gegen die Karthager 140 Kampfelefanten erobert und wollte diese nun nach Rom bringen. Letztlich entschied er sich dann aber für den klassischen Transport per Schiff. Noch einen Schritt weiter ging König Ferdinand II. von Neapel und Sizilien, der im Jahr 1840 konkrete Planungen für eine Brücke erstellen ließ. Aus Kostengründen verabschiedete auch er sich aber schnell wieder von dem Projekt. Eine moderne Neuauflage wiederum fand im Jahr 2011 ihr Ende als Premierminister Silvio Berlusconi zurücktreten musste. Sein Nachfolger Mario Monti stampfte die schon weit fortgeschrittenen Planungen wieder ein.


Bild: Gemeinfrei

Mögliche Erdbeben machen das Projekt zu einer Herausforderung

Mit bis dahin bereits angefallenen Kosten von rund 300 Millionen Euro sowie noch einmal der selben Summe an Rückstellungen für mögliche Schadensersatzzahlungen handelt es sich bis heute um das teuerste Bauwerk, das nie gebaut wurde. Doch ganz aufgegeben hat man den Traum einer solchen Brücke in Italien noch nicht. So erklärte der aktuelle Ministerpräsident Giuseppe Conte schon Anfang August, dass man die Neuauflage des Projekts vorurteilsfrei prüfen werde. Die Kosten für die rund 3,3 Kilometer lange Brücke werden auf sieben bis acht Milliarden Euro geschätzt. Alternativ wird zudem über einen Tunnel nachgedacht, der etwas kostengünstiger wäre. In beiden Fällen wäre die Aufgabe für die Ingenieure aber durchaus anspruchsvoll. Denn direkt unterhalb der Meerenge von Messina treffen die eurasische und die afrikanische Platte aufeinander. Die Gefahr von schweren Erdbeben ist also groß.

Ausreichend Geld steht aktuell zur Verfügung

So gehen Experten davon aus, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis es wieder zu einem so gewaltigen Erdstoß wie im Jahr 1908 kommen wird. Damals wurden die Städte Messina und Reggio Calabria fast vollständig zerstört und rund 100.000 Menschen getötet. Rein technisch ist es möglich, eine Brücke zu bauen, die dieser Gefahr standhält. Preiswerter wird der Bau dadurch aber natürlich nicht. Allerdings steht in Italien aktuell ungewöhnlich viel Geld zur Verfügung. Denn aus dem im Zuge der Corona-Krise geschaffenen EU-Recovery-Fund erhält das Land stolze 209 Milliarden Euro. Ein nicht unerheblicher Teil davon soll ohnehin in den deutlich schwächer entwickelten Süden fließen. Nun muss die Regierung nur noch entscheiden, ob der Bau der Brücke tatsächlich die beste Möglichkeit ist, die Wirtschaft in der Region anzukurbeln oder ob es nicht doch noch deutlich sinnvollere Alternativen gibt.


Via: Der Standard

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