Die offiziellen Zahlen sehen recht desaströs aus: Demnach könnten rund drei Viertel der Haushaltsabfälle in Afrika recycelt werden. Tatsächlich geschieht dies aber nur bei vier Prozent. Allerdings ist dies nur ein Teil der Wahrheit. Denn der Wert bezieht sich auf professionelle Recycling-Betriebe. Tatsächlich aber hat sich rund um die riesigen Mülldeponien oftmals ein eigenes wirtschaftliches Ökosystem etabliert. In der Regel sind es dort arme Kinder, die die Abfälle nach noch nutzbaren Dingen durchsuchen. Teilweise suchen sie gezielt nach Elektroschrott. Oftmals geht es aber auch um Kabel, Schrauben oder bestimmte Kunststoffteile. Freiwillig machen die Kinder die Arbeit natürlich nicht. Vielmehr werden sie durch die Armut dazu gezwungen. Die Arbeit ist zudem extrem gesundheitsgefährdend und es existiert keine soziale Absicherung. Eine gemeinsame Initiative von afrikanischen Ländern und der Europäischen Union soll dies nun ändern und Afrikas Recycling-Wirtschaft formalisieren.


Recycling Water Bottles, MrTinDC, Flickr, CC BY-SA 2.0

Zunächst sollen vor allem Einweg-Produkte verboten werden

Unter anderem deshalb wird das Weltforum zur Kreislaufwirtschaft in diesem Jahr in Ruanda stattfinden. Dort wird auch die Afrikanische Allianz zur Kreislaufwirtschaft eine wichtige Rolle spielen, die von dem Gastgeberland gemeinsam mit Nigeria und Südafrika aus der Taufe gehoben wurde. Gemeinsam sollen möglichst viele afrikanische Staaten von einem zweistufigen Verfahren überzeugt werden. Der erste Schritt besteht dabei in einem gesetzlichen Verbot von möglichst vielen Einwegprodukten. Als Vorbild dienen hier die Plastiktüten-Verbote, die unter anderem in Ruanda, Kenia und Marokko bereits existieren. Parallel dazu haben auch die Europäischen Länder zugesagt, weniger Einweg-Produkte auf den afrikanischen Kontinent zu exportieren. Der zweite Schritt dürfte ungleich komplizierter werden: Er besteht aus dem Aufbau einer professionellen Recycling-Wirtschaft in ganz Afrika. Benötigt dafür wird in erster Linie Geld, um die notwendige Expertise aufzubauen und zur Anwendung zu bringen.

Recycling sorgt für nachhaltige Arbeitsplätze

Theoretisch ergäbe sich dadurch aber auch ein erheblicher Mehrwert. So haben Studien in den Vereinigten Staaten ergeben, dass 100.000 Tonnen Abfall, die auf einer Deponie entsorgt werden, für sechs Arbeitsplätze sorgen. Werden die Waren hingegen recycelt sichert dies rund 36 Jobs. Die Schaffung von Arbeitsplätzen wiederum gehört zu den wichtigsten Aufgaben in Afrika. Denn Schätzungen gehen davon aus, dass sich die Zahl der arbeitsfähigen 14- bis 24-jährigen auf dem Kontinent bis zum Jahr 2045 verdoppeln wird. So gesehen handelt es sich beim Thema Recycling nicht nur um Umweltschutz, sondern auch um wertvolle und nachhaltige Entwicklungshilfe. Neben der Europäischen Union wird das Projekt daher unter anderem auch von der Umweltorganisation der Vereinten Nationen unterstützt. Aber auch die Industrie wird zunehmend in die Pflicht genommen. Diese könnte unter anderem dafür sorgen, dass bei der Produktion von Verpackungen verstärkt auf eine gute Recycelbarkeit geachtet wird.


Via: Taz

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