Das sich auf einem Schiff befindliche russische Atomkraftwerk „Akademik Lomonossow“ wird von internationalen Beobachtern teilweise recht kritisch beäugt. Greenpeace spricht beispielsweise von einem „Tschernobyl auf dem Wasser „. Interessant und neuartig ist allerdings nicht nur die Idee, ein Atomkraftwerk auf einem Boot zu bauen. Vielmehr handelt es sich um eine der ersten Ausführungen eines sogenannten Small Modular Reactors (SMR). Dabei handelt es sich gewissermaßen um die Idee einer dezentralen Versorgung mit Atomkraftwerken. An die Stelle von gigantischen Betonmeilern treten dabei kleine und kostengünstige Module, die sich vergleichsweise schnell errichten lassen. Im Idealfall können diese dann als eine Art Ausfallschutz für Erneuerbare Energien dienen. Wenn also Wind-, Sonnen-, und Wasserkraft einmal nicht genug Strom liefern können, könnten die Atomkraftwerksmodule einspringen. Bild: Kuhlmann/ MSC, CC BY 3.0 DE <https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.en>, via Wikimedia Commons Die Kühlung ist bei kleinen Modulen deutlich einfacher Wie diese dann letztlich genau aussehen werden, lässt sich in vielen Fällen aber noch nicht sagen. Denn aktuell arbeiten Firmen weltweit an mehreren Dutzenden Varianten. So packt die Firma Nuscale die kleinen Atomreaktoren in eine rund 20 Meter lange Stahlröhre. Diese wiederum wird dann einfach in einem Wasserbecken versenkt. Die bei klassischen Atommeilern so kritische Frage der Kühlung wird so vergleichsweise simpel gelöst. Die Ingenieure versprechen, dass das Wasser außen herum selbst bei einem Ausfall sämtlicher Sicherungssysteme innerhalb der Reaktors eine Atomkatastrophe verhindert. Dafür ist die Leistung der kleinen Reaktoren aber auch begrenzt. Ein Modul von Nuscale bringt es beispielsweise auf 60 Megawatt Leistung. Zum Vergleich: Die deutschen Atomkraftwerke kommen auf mehr als 1.000 Megawatt. Neben Nuscale arbeitet beispielsweise auch die Firma Terrapower an modularen Atommeilern – und wird dabei unter anderem von Bill Gates finanziert. Die Atomkraft soll fossile Energieträger ersetzen Interessant wird diese Forschungsarbeit nun vor dem Hintergrund des anstehenden Regierungswechsels in den Vereinigten Staaten. Denn der neu gewählte Präsident Joe Biden hat versprochen, die Mitgliedschaft des Landes im Weltklimavertrag von Paris zu erneuern. Deshalb will er den Anteil von fossilen Energieträgern am Energiemix deutlich reduzieren. Im Gegenzug sollen die Erneuerbaren Energien massiv ausgebaut werden. Die designierte Vizepräsidenten Kamala Harris hat aber bereits angekündigt, dass man eine Übergangstechnologie benötigen wird, bis die Investitionen in nachhaltige Energieformen hochgefahren wurden. Hier könnten die kleinen modularen Atomkraftwerke ins Spiel kommen. Allerdings sind die kleinen Module zwar in der Theorie sicherer als die bisher verwendeten großen Kraftwerke. Kritiker verweisen aber auf zwei offene Punkte: Zum einen ist das Problem des Atommülls noch immer ungeklärt. Zum anderen könnten sich die Angaben der Konzerne zu den Kosten als zu optimistisch erweisen. Via: Der Spiegel Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter