Der Einsatz von Tieren im Hinblick auf die Behandlung kranker Menschen ist nach wie vor weit verbreitet in der Medizin. Blutegel sollen gegen Arthrose helfen, Schlangengift gegen Bluthochdruck oder Würmer gegen Darmentzündungen. Die Wirkung einiger Therapien ist jedoch nach wie vor umstritten. Im Kern kann jedoch festgehalten werden, dass bei vielen Behandlungen auch der Placeboeffekt für die Genesung der Patienten eine wichtige Rolle spielt. Larven und Blutegel zur Heilung von Wunden Einige der Heilmethoden mit Tieren blicken auf eine lange Vergangenheit zurück. In der modernen Medizin greift man jedoch wieder vermehrt zu den alten Methoden zurück. Zudem wird auch mit dem Gedanken gespielt Parasiten und weitere Kleintiere zur Behandlung von Krankheiten wieder verstärkt einzusetzen. So kommen auch die Larven der Schmeißfliegengattung Lucilia sericata in das Spiel, wenn es darum geht schlecht heilende Wunden zu versorgen und diese zu säubern. Lange Zeit hieß es auch, dass die Maden multiresistente Keime bekämpfen können. Nachdem sich Patienten jedoch vermehrt über die Behandlung und damit einhergehende Schmerzen beschwerten, untersuchte eine Gruppe Forscher die Wirkung der Schmeißfliegen-Larven auf die Wundheilung und Säuberung. Nach einigen Testdurchläufen konnte eine schnellere Wundheilung und die Bekämpfung multiresistenter Keime nicht festgestellt werden. Blutegel-Therapie via GlebK CC BY-SA 3.0 (VIA WIKIMEDIA COMMONS) Behandlungen sind nicht frei von Risiken Ähnlich umstritten ist der Einsatz von Blutegeln bei der Behandlung von Wunden. Schließlich soll der Speichel der Tiere entzündungs- und schmerzlindernde Stoffe enthalten. Durch einen Biss werden die Stoffe in den Blutkreislauf der Patienten befördert. Desweiteren wird durch das Ansaugen an die Haut die Durchblutung angeregt. Dabei werden Blutegeln vorwiegend auch bei angenähten Fingern verwendet. Es heißt, dass sich die Überlebenswahrscheinlichkeit der Finger durch die angeregte Durchblutung erhöht. Forscher sind der Wirksamkeit von Blutegeln ebenfalls nachgegangen und konnten festhalten, dass in der Tat um die Bissstelle herum die Durchblutung angeregt wurde, das Blut folglich schneller floss. Tiere, die am Knie eingesetzt werden, sollen zudem auch die Schmerzen von Patienten mit einer Arthrose lindern. Allerdings halten die Experten auch fest, dass Nebenwirkungen und Komplikationen bei der Blutegel-Therapie recht häufig auftreten. So spielen auch immer wieder unangenehme Infektionen durch übertragene Bakterien eine Rolle im Rahmen der Behandlung mit den Tieren. Gelangen die Bakterien in Wunden kann sogar das umliegende Gewebe absterben. Das Ganze führt im schlimmsten Fall sogar zu Amputationen. So empfiehlt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte vor dem Start einer Blutegel-Therapie die Einnahme von Antibiotika um auf Nummer sicher zu gehen. Zudem wird empfohlen darauf zu achten, dass die Tiere unter Keim freien Bedingungen im Labor gezüchtet wurden und auch nur einmal verwendet werden. Die zusätzliche Einnahme von Antibiotika ist dabei ebenfalls umstritten. Schließlich konsumieren die Menschen ohnehin schon viel zu viel Antibiotika im Jahr, was sich zuletzt auch au die Zunahme der Wirkungslosigkeit auswirkt. Kleintiere und Hunde zu Therapiezwecken Einige Forscher behaupten sogar, dass der Einsatz von Tieren im gewissen Maße einen Placeboeffekt erzeugt. Dieser Placeboeffekt wirkt sich wiederum positiv auf die Genesung der Patienten aus, da die Selbstheilungskräfte im Körper deutlich an Aktivität zunehmen. Vor allem Menschen mit psychischen Problemen oder schweren psychiatrischen Erkrankungen reagieren positiv auf die Behandlung mit Tieren. Dabei kommen vor allem kleinere Haustiere wie etwa Hamster, Katzen oder Meerschweinchen zum Einsatz. Die Tiere wirken beruhigend auf die Patienten. Ähnlich positive Effekte können auch im Rahmen von Reha-Maßnahmen erzielt werden. Patienten, die einen schweren Unfall hatten und viele Sachen wieder neu lernen und teilweise auch wieder sensibilisiert werden müssen, reagieren positiv auf kleinere Einheiten mit den Tieren. Auch die Sensibilisierungserfolge bleiben nicht aus. Hunde tragen ebenfalls vermehrt zur Heilung der menschliche Psyche bei. Den Vierbeinern wird ein besonderes Gespür für unsere Empfindungen nachgesagt. Folglich werden Hunde auch nach Katastrophen vermehrt zu Therapie-Zwecken genutzt. Viele Betroffenen entwickeln nach einem prägenden Ereignis wie etwa einen Anschlag oder Amoklauf Depressionen oder Angststörungen. Speziell ausgebildete Begleithunde können diesen Menschen jedoch helfen. Dabei bieten die Hunde eine emotionale Unterstützung und helfen den Patienten auf andere Menschen wieder zugehen zu können. Die Patienten können somit mit ihren Ängsten besser umgehen und lassen auch wieder mehr Nähe zu, was zuletzt auch den Alltag wieder sichtbar erleichtert. Bekämpfung von Allergien Eindrucksvoll bestätigen auch neuste Studien, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufgewachsen sind und recht früh und andauernd Kontakt mit Tieren hatten weniger an Allergien leiden. Der Kontakt mit Tieren wirkt somit durchaus unterstützend für eine gesunde Entwicklung der Kinder. Forscher aus Magdeburg haben seit längerem bereits festgestellt, dass auf Bauernhöfen verehrt Mikroben vorgefunden werden können. Diese wiederum schalten Gene aus, die für allergische Reaktionen des Körpers verantwortlich sind. Würmer gegen Entzündungen des Darms Wie die Welt schreibt, soll auch eine Infektion mit Schweinepeitschenwürmern gegen chronisch entzündliche Darmerkrankungen als Therapie stets in Betracht gezogen werden. Die Behandlung soll sich positiv auf die Stärkung des Immunsystems auswirken. Einige Experten sind von dem positiven Effekt der Parasiten überzeugt, da vor allem Menschen in Entwicklungsländern die Würmer in sich tragen und weniger an chronisch entzündliche Darmerkrankungen leiden als Menschen aus anderen Teilen der Welt. Jürgen Schölmerich, Darmspezialist und Ärztlicher Direktor des Uniklinikums Frankfurt, relativiert die Studien-Ergebnisse jedoch. „Das Thema ist durch, die Wurmeier wirken nicht besser als ein Scheinmedikament.“, so der Experten gegenüber der Welt. Beachtlich sei jedoch der hohe Placeboeffekt gewesen. Tiere werden auch in Zukunft für die Behandlung von Patienten mit unterschiedlichen Krankheiten und Beschwerden zum Einsatz kommen. Folge-Studien werden jedoch dafür sorgen, dass die Behandlungen gezielter stattfinden und zudem auch die positiven Aspekte mit den Nebenwirkungen abgewogen werden. Dabei ist auch denkbar, dass einige Behandlungsmethoden gänzlich gestrichen werden. Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. 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