Am vergangenen Dienstag sollte erstmals eine kommerzielle Raumsonde auf dem Markt landen. Was ein großer Schritt für die kommerzielle Raumfahrt in Japan werden sollte, ist nun gescheitert. Der Funkkontakt zu der Mondsonde Hakuto-R brach wenige Minuten vor dem Start ab. Die Annahme ist, dass die Sonde nicht sanft auf dem Erdtrabanten aufsetzte, sondern abstürzte. Das japanische Unternehmen ispace, der Betreiber der Sonde, sieht in der Mission dennoch die Erfüllung wichtiger Meilensteine.


Japan und der zweite Wettlauf zum Mond

Jahrzehntelang war es relativ still um den Erdtrabanten. Nun ist quasi ein zweiter Wettlauf zum Mond entstanden. Seitens der USA ist im Rahmen der Artemis-Mission für das Jahr 2025 eine bemannte Landung auf dem Mond geplant. Ähnliche Pläne hat auch China. Die Landung auf dem Mond ist allerdings nicht so einfach. Allein in den letzten Jahren fanden mehrere unbemannte Landeversuche statt, die mit einem Absturz endeten – etwa die Mission der indischen Mondsonde Chandrayaan-2 und die der israelischen Beresheet-Sonde.


Am Abend des 25. April 2023 fand ein weiterer Landeversuch statt. Und dieser war etwas besonderes: Zum ersten Mal in der Geschichte der Raumfahrt wollte ein kommerzieller Anbieter den Mond erreichen und auf seiner Oberfläche aufsetzen. Die Mondsonde Hakuto-R wurde von dem japanischen Unternehmen ispace entwickelt und gebaut und startete am 11. Dezember 2022 als Nutzlast einer Falcon-9-Rakete des Unternehmens SpaceX. Die 2,30 mal 2,60 Meter große Sonde trug zwei Mondrover im Laderaum – einen von der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA und einen von den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Hakuto-R nahm nicht den direkten Weg zum Mond. Stattdessen wurde eine Anflugroute gewählt, die zwar energiesparender, aber auch länger war. Die Sonde steuerte zuerst den Lagrangepunkt 1 zwischen Erde und Mond an, den sie einen Monat lang umkreiste, bevor der Anflug zum Mond begann. Seit dem 16. März 2023 befand sich Hakuto-R in einer elliptischen Umlaufbahn rund um den Mond. Am 13. April schließlich wurde eine weitere Kurskorrektur vorgenommen, die die Sonde in eine kreisförmige Umlaufbahn in etwa 100 Kilometer Höhe brachte.

Sonde stürzte wahrscheinlich beim Anflug ab

Diese Umlaufbahn verließ Hakuto-R dann am 25. April 2023, um sich auf die Landung auf der Mondoberfläche vorzubereiten. Die Sonde leitete ein Bremsmanöver ein und näherte sich der Oberfläche. Wenige Minuten vor dem geplanten Aufsetzen ging jedoch der Kontakt zur Sonde verloren. Die Landesonde hatte zu diesem Zeitpunkt bereits die für die Landung nötige senkrechte Position erreicht.

Die Mondlandung galt als gescheitert, als auch eine halbe Stunde später kein Funkkontakt zu der Sonde mehr hergestellt werden konnte. „Wir müssen davon ausgehen, dass wir die Landung auf der Mondoberfläche nicht erfolgreich abschließen konnten„, so Takeshi Hakamada, der CEO von ispace. Es wird davon ausgegangen, dass die Sonde samt ihrer Nutzlast abstürzte. Derzeit untersucht ispace anhand der von Hakuto-R übermittelten Daten die Ursachen für das Scheitern der Mission.

Mission nicht komplett gescheitert

Das japanische Unternehmen ist mit der gescheiterten Mission nicht allein. Mehrere Länder und Unternehmen haben in den letzten Jahren versucht, mit unbemannten Sonden auf dem Mond zu landen. Alle diese Versuche scheiterten jedoch. Eine erfolgreiche Landung auf dem Mond konnten bisher nur drei Staaten erreichen: Die USA, die im Rahmen ihres Apollo-Programms als einziges Land der Erde Menschen zum Erdtrabanten schickten, Russland und China. Allerdings betrachtet Hakamada die Mission von Hakuto-R zumindest als Teilerfolg. Von den zehn gesteckten Missionszielen konnten acht erreicht werden, darunter unter anderem das Einschwenken in eine Mondumlaufbahn nebst den im Nachgang erforderlichen Bahnkorrekturen.

Wir haben durch die gescheiterte Landephase viele Daten und Erfahrung gesammelt. Dieses Wissen kann nun in die zweite Mission und weitere einfließen„, so Hakamada weiter. „ispace hat schon eine enorme Leistung vollbracht, indem sie in den lunaren Orbit eingeschwenkt sind und eine erste Landung versucht haben. Denn das Versuchte ist komplex und an vorderster Front der Technologie – da ist Erfolg beim ersten Versuch nicht garantiert„, kommentiert auch Marin Sion, CEO der Ariane Group.

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