Musik verändert sich. Das ist jedem bewusst, der einmal die heutigen Songs im Radio mit jenen aus den 80ern vergleicht. Doch diese Veränderung geht viel tiefer als auf den ersten Blick vermutet. Denn es ist nicht nur der Klang der Musik, der sich zunehmend wandelt, sondern es sind auch die Technologien, die dahinter stehen. Es ist daher durchaus spannend, einen Blick auf diese Entwicklung zu werfen – und in die Zukunft der Musik. Trend 1: Orts- und Zeitunabhängigkeit Bis vor etwa 140 Jahren gab es keine andere Möglichkeit, als Musik live zu spielen beziehungsweise zu hören. Erst dann wurde nämlich mit der Erfindung der Phonographenwalze die Option geschaffen, Musik aufzuzeichnen und somit auch abseits von Live-Auftritten zu hören. Über die Jahre hinweg wurde Musik daraufhin portabler. Heutzutage kann sie über das Smartphone oder ähnliche Endgeräte quasi immer und überall gehört werden. Mittlerweile geht dabei der Trend weg von klassischen Mp3-Dateien und hin zu Streaming-Diensten. Dadurch steht eine noch größere Auswahl an Musik zur Verfügung, die flexibel ausgewählt, angehört, in Playlisten zusammengefasst oder per Zufallsauswahl abgespielt werden kann. Trend 2: Connected Audio Konnektivität ist ebenfalls zu einem wichtigen Thema geworden. „Connected Audio“ ist die Verschmelzung zwischen Musik und dem Internet. Im Zuge der Entwicklung des Internets der Dinge wird also auch Musik immer mehr vernetzt. Sie wird über soziale Netzwerke geteilt, sie dient als Hintergrundmusik für Videos, sie kann direkt vom Handy ins Auto oder ins Smart Home übertragen werden – und damit ist die Liste noch lange nicht zu Ende. Es ist somit vor allem die neue Generation an Schnittstellen, welche auch in der Audio-Branche für einen Umbruch gesorgt hat. Das gilt längst nicht nur, aber eben auch, für die Musik. Von WLAN-Hotspots über Bluetooth bis hin zu LTE machen diese Musik kompatibel und damit noch einfacher an verschiedenen Orten verfügbar. Trend 3: Sozialer Austausch Musik hat auch eine soziale Komponente. Dabei handelt es sich heutzutage nicht mehr nur um den gemeinsamen Konzertbesuch mit Freunden, sondern es ist vor allem diese Konnektivität, welche Menschen verbindet. Musik- oder andere Audiodateien werden beispielsweise an Freunde geschickt oder – wie bereits erwähnt – in sozialen Netzwerken geteilt sowie kommentiert. Es gibt mittlerweile ganze Communities, die sich rein digital über Musik austauschen. Sie wird sozusagen zum Erlebnis, das Menschen miteinander teilen möchten. Musikgeschmack bedeutet dabei auch eine gewisse Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe. Das bedeutet nicht, dass diese Gruppe dann nicht trotzdem gemeinsam auf Konzerte, Festivals & Co geht; nur stehen diese weniger im Vordergrund als noch vor wenigen Jahren oder Jahrzehnten. Wenig überraschend ist daher auch der Trend zu Social-Videostreaming-Plattformen, wo der gemeinsame Musikgenuss über digitale Kanäle im Vordergrund steht. Trend 4: Selbstbestimmung Trotzdem wird Individualität heutzutage großgeschrieben. Gemeinsam mit der Familie Radio zu hören, ist zum Beispiel eine Gewohnheit, die immer seltener wird. Stattdessen wird per Streaming oder über eigene Dateien selbst ausgesucht, welche Songs laufen sollen. Nicht selten hört dabei jedes Familienmitglied über Kopfhörer die eigene Lieblingsmusik. Formate wie das Radio werden somit zwar in naher Zukunft nicht aussterben, doch auf lange Sicht werden sie sich verändern müssen, um dem Wunsch der Hörer nach mehr Selbstbestimmung gerecht werden zu können. Ansonsten ist durchaus denkbar, dass Angebote wie das Streaming von Musik und Podcasts, die sich ebenfalls steigender Beliebtheit erfreuen, das klassische Radioprogramm eines Tages ablösen könnten. Trend 5: Algorithmen Auch die Anbieter von Streaming-, Video- und ähnlichen Portalen sind daran interessiert, den Nutzern eine bestmögliche „User Experience“ zu bieten. Dabei spielen Algorithmen eine wichtige Rolle, die das Verhalten der Nutzer analysieren und auf Grundlage dieser Daten gezielte Aktionen durchführen. Ein klassisches Beispiel ist der Vorschlag von Musiktiteln, die dem Hörer aufgrund seiner Präferenzen gefallen könnten. Doch in Zukunft könnten Algorithmen noch viel mehr leisten und beispielsweise individuelle Playlists zusammenstellen, die perfekt an den Geschmack und die jeweilige Stimmung des Hörers angepasst sind. Es handelt sich sozusagen um den gegenläufigen Trend zur Selbstbestimmung – je nachdem, wonach dem Hörer gerade der Sinn steht. Die Potenziale der Algorithmen für die Zukunft sind im Zeitalter der Big Data beinahe unendlich und somit handelt es sich hierbei um einen besonders spannenden Trend, der die Musik- und Audiobranche schon bald grundlegend verändern könnte. Trend 6: Digitale Musikinstrumente Die Digitalisierung spielt bei den aktuellen Trends also eine wichtige Rolle, wie an dieser Stelle bereits deutlich geworden ist. Das gilt auch für die Musikinstrumente. Viele Instrumente haben sich die ersten Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte nach ihrer Erfindung kaum weiterentwickelt. Das gilt zum Beispiel für das Klavier. Das erste Piano wurde 1698 gebaut und ähnelte bereits verblüffend dem heute noch genutzten Flügel. So gab es zwar geringfügige Veränderungen oder Weiterentwicklungen wie das kleinere Pianino, das sich platzsparender in Wohnräume integrieren lässt. Alles in allem, ist das Klavier seither aber beinahe unverändert geblieben – zumindest bis das Digitalpiano erfunden wurde. Startschuss hierfür war das Audion Piano im Jahr 1915, bei dem jedoch nicht klar ist, ob es tatsächlich jemals produziert werden. Wirklich durchgesetzt haben sich die elektronischen Tasteninstrumente jedenfalls erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts und seither ist das Digitalpiano nicht mehr aus der Musik wegzudenken, zumal es vor allem für private Nutzer zahlreiche Vorteile bietet, wie einen geringeren Platzbedarf oder die Möglichkeit zur Stummschaltung. Selbiges gilt für viele weitere klassische Instrumente, die mittlerweile ebenfalls als digitale beziehungsweise elektronische Version verfügbar sind, von der E-Gitarre über Drumcomputer bis hin zur elektrischen Violine. Auch dieser Trend wird vermutlich in den kommenden Jahren anhalten und so ist schon in Kürze denkbar, dass quasi jedes Instrument auch elektronisch gekauft – oder sogar imitiert – werden kann. Trend 7: Elektronische Musik Imitieren, damit ist ein weiteres wichtiges Stichwort gefallen. Immer häufiger ist es nämlich gar nicht notwendig, ein Instrument tatsächlich zu spielen, um den gewünschten Klang zu erzeugen, sei es akustisch oder elektronisch. Stattdessen gibt es Keyboards und intelligente Software, welche den Klang eines Instruments realitätsnah imitieren können, sofern ihnen entsprechende Noten vorgegeben werden. So kann theoretisch jeder zuhause am Computer oder Keyboard vollständige Musikstücke aus unterschiedlichen Instrumenten aufzeichnen, ohne eines dieser Instrumente tatsächlich spielen zu müssen. Elektronische Musik ist zwar kein ganz neuer Trend, entwickelt sich aber ebenfalls stetig weiter und bietet heutzutage ganz neue Möglichkeiten, um Musik zu komponieren. Dabei entstehen neuartige Klänge, die bis vor wenigen Jahren noch undenkbar waren, sprich Musik per se wird ein Stück weit neu erfunden. Zudem spielen elektronische Hilfsmittel auch bei der klassischen Aufzeichnung von Musik eine zunehmend wichtige Rolle, sei es zur Verfeinerung von Klängen, zum Zusammenschneiden unterschiedlicher Tonspuren oder für ähnliche Zwecke. Die Digitalisierung kann somit als eine der wichtigsten Entwicklungen in der Audio- und Musikbranche gewertet werden; jetzt sowie in Zukunft. Trend 8: Traditionalismus Auch dieser Trend hat jedoch einen Gegentrend hervorgerufen. Während sich elektronische Musik auf der einen Seite steigender Beliebtheit erfreut, besinnen sich auf der anderen Seite immer mehr Menschen zurück auf traditionelle, teilweise sogar regionale Musik. Sie wollen bewusst wieder Musik live genießen oder ein klassisches Instrument erlernen, damit dieses wertvolle Kulturgut in seiner ursprünglichen Form erhalten bleibt. Musik hat schließlich auch viel mit Identifikation zu tun. Somit suchen hier wieder mehr Menschen den Bezug zu ihrer Heimatregion, was sich beispielsweise in der steigenden Beliebtheit von Radiosendern wie dem BR Heimat widerspiegelt. Für das Radio bedeutet das eine große Chance, denn wer eben eher auf Branded Entertainment setzt als auf Mainstream Entertainment, könnte damit eine Nische ansprechen, die trotz Streaming & Co auch in Zukunft attraktive Marktpotenziale bietet. Fazit und Ausblick Fakt ist also: Die Musik hat sich zwar stets verändert und weiterentwickelt, niemals war der Umbruch in der Audio- und Musikbranche aber so groß wie derzeit. Verantwortlich dafür ist in erster Linie die Digitalisierung. Sie wird auch in Zukunft neue Möglichkeiten hervorbringen, um Musik zu hören oder zu komponieren, welche wiederum die Gewohnheiten der Gesellschaft grundlegend verändern werden. Obwohl einige Formate wie das Radio dadurch unter Zugzwang geraten, gibt es aber auch eine bewusste Rückbesinnung auf die Musik von früher. Dass klassische Instrumente, Nischenradiosender & Co vollständig aussterben, scheint daher zumindest in absehbarer Zukunft eher unwahrscheinlich. 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