Das Braunkohlekraftwerk Deuben in Sachsen-Anhalt ist Teil eines größeren Komplexes. So befindet sich nur rund zehn Kilometer entfernt der Tagebau Profen. Eine eigene Bahnstrecke sorgt für eine optimale Verbindung zwischen den beiden Standorten. Kraftwerk und Tagebau existierten über Jahrzehnte in einer Art Symbiose. Denn die Kohle aus Profen wurde genutzt, um damit in Deuben Strom zu gewinnen. Dies ist erst einmal nicht so ungewöhnlich. Anschließend wurde der Kohlestrom aber in erster Linie genutzt, um damit den Tagebau zu versorgen. Eine Einspeisung ins öffentliche Netz war hingegen die Ausnahme. Geld verdient wurde stattdessen stets mit der Braunkohle. Diese wurde teilweise direkt verkauft, teilweise am Standort Deuben aber auch noch einmal veredelt. So befand sich dort lange Zeit eine Brikettfabrik. Bis zuletzt war zudem auch eine Staubfabrik aktiv. In dieser wurde Braunkohlenstaub für industrielle Prozesse hergestellt.


Bild: Dguendel, CC BY 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by/3.0>, via Wikimedia Commons

Nach der Wiedervereinigung musste das Kraftwerk saniert werden

Zu DDR-Zeiten waren alleine in Deuben rund 2.000 Menschen mit der Veredlung und dem Verbrennen der Braunkohle beschäftigt. Ganz ohne Folgen blieb dies allerdings nicht. So landete der Dreck aus den Schornsteinen gerne einmal im nahegelegenen Dorf. Die Abgase wiederum sorgten im benachbarten Naundorf für Probleme. Auf der anderen Seite punktete das damalige Braunkohlenkombinat Erich Weinert aber auch mit zahlreichen sozialen Projekten. So stellte eine Poliklinik die gesundheitliche Versorgung sicher. Außerdem gab es ein Freibad, ein Kulturhaus, einen Betriebskindergarten und kostenlose Busfahrten zu den Schichten. Nach der Wiedervereinigung konnte das Kraftwerk dennoch nicht einfach weiterbetrieben werden. Denn die Anlagen waren teilweise marode und erfüllten oft nicht mehr die gesetzlichen Vorgaben. Das Kraftwerk wurde daher aufwändig saniert, sodass die Emissionswerte anschließend unterhalb der vorgeschriebenen Grenzwerte lagen.

Der Ausstieg aus der Braunkohle macht strukturelle Veränderungen nötig

Einige der bis zuletzt verwendeten Maschinen stammten aber auch nach der Sanierung noch aus den 1930er Jahren. So etwa die riesige Schaufel, die die Kohle aus den Zügen auf ein Förderband trug. Die Zahl der Mitarbeiter reduzierte sich zudem kontinuierlich. Zuletzt war noch eine dreistellige Zahl an Leuten in dem Kraftwerk beschäftigt. Diese erhalten nun staatliche Hilfen, um entweder die Zeit bis zum Ruhestand zu überbrücken oder um sich neu zu orientieren. In Deuben wird somit erstmals der unvermeidliche Strukturwandel sichtbar, der mit dem staatlich verordneten Ausstieg aus der Braunkohleverstromung unweigerlich einhergeht. Für die betroffenen Regionen ist dies aber durchaus auch eine Chance. Denn die Bundesregierung hat beachtliche Summen zur Verfügung gestellt, die genutzt werden können, um eine klimafreundlichere und zukunftsträchtigere Industrie aufzubauen. Ob dies in allen Fällen auch gelingen wird, bleibt aber abzuwarten.


Via: MZ

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