Im Norden Japans fallen regelmäßig große Mengen Schnee. Dies hat durchaus seine guten Seiten. So fanden in Sapporo beispielsweise im Jahr 1972 die olympischen Winterspiele statt. Heute gilt der Standort als einer der wenigen, der auch in Zukunft noch als schneesicher gelten dürfte. Zu viel Schneefall kann allerdings auch zum Problem werden. Dies lässt sich etwa in der japanischen Stadt Aomori jeden Winter beobachten. Dort lagen die Kosten für die Schneeräumung zuletzt bei mehr als vierzig Millionen Euro im Jahr. Ein Teil der Schneemassen wird dabei bisher einfach ins Meer gekippt. Zukünftig soll aus dem bisherigen Problem aber ein Teil der Lösung in Sachen Energiewende werden. Verantwortlich dafür ist das IT-Start-up Forte und die Universität für Elektrokommunikation in Tokio. Gemeinsam haben sie eine Technologie entwickelt, bei der die Schneemassen als Ausgangsbasis für eine nachhaltige Form der Stromerzeugung dienen. Erste Praxistests laufen bereits.


Bild: 37- Single Flacke, Mark Helm, Flickr, CC BY-SA 2.0

Entscheidend sind die Temperaturunterschiede zwischen Schnee und Luft

So wurde in einer Schule in Aomori das Schwimmbecken mit einer speziellen Isolierschicht ausgestattet. Diese soll dafür sorgen, dass der Schnee deutlich langsamer schmilzt. Denn der Strom wird nicht sofort nach dem Schneefall erzeugt. Vielmehr wird gewartet, bis die Temperaturen wieder ansteigen. Anschließend macht sich die neue entwickelte Technologie den Temperaturunterschied zwischen dem kalten Schnee und der von der Sonne erwärmten Luft zunutze. Getestet wird dies aktuell in dem ehemaligen Schulschwimmbecken. Mithilfe von Wärmeübertragungsrohren und den unterschiedlichen Temperaturen wird dort eine Konvektionsströmung erzeugt, die letztlich eine Turbine antreibt. Den Angaben der Entwickler zufolge könnte dieser Ansatz in Sachen Stromerzeugung mindestens so effizient sein wie die heute vielfach genutzten Solarmodule. Allerdings ist dies auch von den vorhandenen Temperaturunterschieden abhängig. Je größer diese sind, desto höher ist auch die Effizienz.

Das Ziel ist eine nachhaltige und dezentrale Stromquelle

Deshalb wird auch darüber nachgedacht, Wärme aus natürlichen heißen Quellen zu nutzen. Zuvor müsste allerdings noch ein anderes praktisches Problem gelöst werden. Denn das Schulschwimmbecken ist lediglich eine Übergangslösung zu Testzwecken. Anschließend muss ein anderer Ansatz für die Lagerung des kalten Schnees gefunden werden. Den bisherigen Planungen zufolge soll allerdings auch kein Großkraftwerk entstehen. Stattdessen ist vorgesehen, Lösungen für Unternehmen und Privathaushalte zu entwickeln. Ähnlich wie bei Solarmodulen könnte so eine dezentrale Stromversorgung installiert werden, die nach Schneefällen für einige Zeit einen Beitrag zur nachhaltigen Stromversorgung leistet. Voraussetzung ist allerdings, dass sich die theoretischen Ideen auch als praxistauglich erweisen. Aktuell sind die beteiligten Ingenieure zuversichtlich, dass dies innerhalb der nächsten zwei Monate gelingen wird: Im März soll mithilfe des Schnees im Schwimmbecken erstmals tatsächlich Strom erzeugt werden.


Via: Kyodo

1 Kommentar

  1. Achmed Khammas

    12. Januar 2023 at 16:12

    Zur Erinnerung: Schnee- und Eisspeicher als Teil eines sinnvollen Energiekreislaufes gibt es schon länger: https://www.buch-der-synergie.de/c_neu_html/c_05_02_waermeenergie_2.htm#Kaelte_Eisspeicher

    Ansonsten frage ich mich, warum ich hier als einziger noch kommentiere?!

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