Die These, dass Menschen in Entwicklungsländern, die ausreichend Nahrungsmittel anbauen können, seltener an Flucht denken als die, die hungern, ist offensichtlich richtig. Folgerichtig will die Europäische Union Maßnahmen finanzieren, die die Ursachen der Flucht bekämpfen. Deutsche Wissenschaftler haben im Rahmen des Projekts Urban Foodplus, geleitet von Bernd Marschner, Professor am Lehrstuhl für Bodenkunde und Bodenökologie an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) bereits eine Technik entwickelt, mit der das Ziel erreicht werden kann, auch auf kargen Böden ausreichend Nahrungsmittel zu ernten. Auf mehr als 500 Feldern in den westafrikanischen Staaten Burkina Faso und Ghana haben sie die Erträge um bis zu 20 Prozent verbessert. Gleichzeitig brauchen die Pflanzen weniger Düngemittel und Wasser. Zwei Kilo Biokohle pro Quadratmeter Der Bochumer Bodenkundler Volker Häring hat neun Monate lang vor Ort in Afrika gearbeitet, um den dort wirtschaftenden Bauern beizubringen, wie sie den Boden verbessern können. Pro Quadratmeter Boden müssen zwei Kilogramm Biokohle eingearbeitet werden. Diese verhindert, dass die eingesetzten Düngemittel beim Bewässern ausgewaschen werden. Gleichzeitig sorgen sie dafür, dass das Wasser gehalten wird und nicht gleich versickert. Die Biokohle stellen Häring und seine ortsansässigen Helfer in zwölf Reaktoren her, die in jeweils einer Region der beiden Länder aufgestellt wurden. Rohstoffe sind Pflanzenreste, etwa Reishülsen oder Maiskolbenreste. Unter Luftabschluss wird dieses Material verschwelt. Es entstehen holzkohleartige kleine Strukturen, die nur noch in den Boden eingearbeitet werden müssen. Bei einem wissenschaftlich ausgewerteten Feldversuch bauten die Bauern Salat auf einem naturbelassenen und einem mit Biokohle verbesserten Feld Salat an. Der Ertrag des Biokohleackers lag um 20 Prozent höher als der auf dem unbehandelten Feld. Wiederentdeckung des Köhlers Zur Herstellung von Biokohle sind die Reaktoren nicht unbedingt nötig. Es funktioniert auch mit der klassischen Herstellungsmethode von Holzkohle, die die Köhler auch hier zu Lande einst nutzten. „In jedem Dorf gibt es Leute, die sich auf die Herstellung spezialisiert haben“, sagt Häring. Dabei wird trockene Biomasse aufgeschichtet und mit Erde bedeckt. Es entsteht ein so genannter Meiler. Wenn nur noch ein kleiner Zugang zur Biomasse besteht, wird diese angezündet und das Loch mit Erde geschlossen. Ein kleiner Teil der Materials verbrennt. Sobald der Luftsauerstoff verbraucht ist schwelt es weiter und verwandelt sich in Biokohle. Die Nutzung von Biokohle hat noch einen weiteren Vorteil. Sie bindet dauerhaft das Klimagas Kohlendioxid. Bei Verbrennung oder Verrottung der Bioabfälle wird dagegen Kohlendioxid frei, das die Konzentration in der Luft erhöht. Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter