Elektroautos erfreuen sich auch in Deutschland immer größerer Beliebtheit. Der Staat unterstützt diese Entwicklung auf unterschiedlichen Wegen. So gibt es eine Kaufprämie für Autos mit Elektroantrieb. Außerdem investiert die öffentliche Hand in den Aufbau der benötigten Ladeinfrastruktur. Die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau förderte etwa bis zum vergangenen Jahr den Bau von privaten Ladestationen mit immerhin 900 Euro. Aber auch unabhängig davon setzen immer mehr Haushalte auf eigene Lademöglichkeiten. Dies könnte nun zum Problem für die Stromnetze werden. Davor warnt zumindest der Netzbetreiber EWE. Der Hintergrund: In Wohngebieten sind die Stromleitungen in der Regel für haushaltstypische Lasten ausgelegt – also etwa den Betrieb von Waschmaschine, Herd, Fernseher und die Beleuchtung. Werden nun aber mehrere Ladestationen errichtet, erhöht sich der Verbrauch zu den Spitzenzeiten schlagartig. Die Netzbetreiber müssten daher zusätzliche Kabel verlegen, um die Nachfragespitzen abfangen zu können. Das Problem allerdings: Dazu müssten sie erst einmal wissen, wo überhaupt private Ladestationen installiert wurden.


Die privaten Ladestationen konzentrieren sich auf bestimmte Viertel

Theoretisch sollte dies kein Problem sein. Denn seit dem Jahr 2019 müssen alle entsprechenden Einrichtungen offiziell angemeldet werden. In der Praxis wurde diese Pflicht aber nie kontrolliert. So fand sich eine entsprechende Vorgabe auch in den Förderbedingungen der KfW. Das Geld wurde aber auch ohne den entsprechenden Nachweis ausgezahlt. Der Netzbetreiber EWE geht daher davon aus, dass allein in seinem Zuständigkeitsgebiet zu den 10.000 offiziell registrierten privaten Ladestationen noch einmal 20.000 nicht registrierte Ladepunkte hinzu kommen. Diese verteilen sich zudem nicht gleichmäßig über das gesamte Gebiet. Stattdessen gibt es Ballungen in Straßen und Vierteln mit hohem Einkommen. Hier ist die Belastung für das Stromnetz dann überproportional hoch. Im schlimmsten Fall könnte dies zu lokalen Stromausfällen führen, wenn alle Bewohner gleichzeitig ihr Auto laden wollen. Die grundsätzliche Problematik wird auch von anderen Netzbetreibern bestätigt. Sie appellieren daher an die betroffenen Privatpersonen, ihre Ladestationen offiziell zu registrieren.


Mehr Sensoren sollen für einen besseren Überblick sorgen

Parallel dazu wird auch an weiteren Lösungsansätzen gearbeitet. So führt die Installation einer neuen Ladestation in der Regel dazu, dass der Stromverbrauch sprunghaft ansteigt. Durch eine Analyse der entsprechenden Daten ließe sich also zumindest näherungsweise herausfinden, wo vermehrt Ladepunkte eingerichtet worden sind. Zahlreiche Netzbetreiber arbeiten zudem daran, immer mehr Netzknotenpunkten mit smarten Sensoren auszustatten. Im Idealfall führt dies zu einem besseren Überblick, wann wieviel Strom wohin fließt. Dementsprechend könnten die Ausbaupläne dann angepasst werden. Grundsätzlich sehen die Netzbetreiber die Nutzung von Elektroautos aber nicht nur als Gefahr, sondern auch als Chance. Denn eine gezielte Koordinierung der Ladevorgänge, kann die Stromnetze auch entlasten. Die meisten Ladestationen sind daher theoretisch in der Lage mit anderen Komponenten des Stromnetzes zu kommunizieren. Auch diese Funktion kann aber nur sinnvoll eingesetzt werden, wenn die Netzbetreiber wissen, wo die einzelnen privaten Ladestationen stehen.

Via: Handelsblatt

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