Deutschlands Fortschritte in Sachen Energiewende sind ungleich verteilt. So entstehen die meisten und größten Windkraftanlagen im Norden des Landes. Die großen industriellen Stromverbraucher befinden sich aber im Süden. Schon seit vielen Jahren ist bekannt, dass daher die Stromleitungen massiv ausgebaut werden müssen. Bisher aber hinkt Deutschland hier den eigenen Zielen weit hinterher. Hinzu kommt, dass Wind und Sonne nicht einfach an- und ausgeknipst werden können. Die Ökostromproduktion lässt sich also nicht immer in Einklang bringen mit der aktuellen Nachfrage. Dies bleibt nicht ohne Folgen. Denn wenn etwa Windräder mehr Strom produzieren als aktuell eingespeist werden kann, werden sie schlicht abgeschaltet. Die Betreiber erhalten dafür aber eine Entschädigung. Diese sogenannten Redispatch-Kosten beliefen sich alleine im Jahr 2021 auf rund 2,3 Milliarden Euro. Bezahlt werden mussten sie von allen deutschen Stromkunden. By Michael Kauffmann (Own work) [CC BY 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons Der Energiespeicher soll Stand-by-Kraftwerke ersetzen Einen potenziellen Ausweg aus dieser Problematik bieten Energiespeicher. Hier gilt es aber zwei Arten zu unterscheiden. So gibt es Energiespeicher, die die sogenannte Primärregelleistung erbringen. Sie springen also bei kurzfristen Netzschwankungen ein und geben je nach Bedarf Energie ab oder nehmen sie auf. Diese Aufgabe wird etwa von Pumpspeicherkraftwerken übernommen. Im Nordosten Baden-Württembergs entsteht nun allerdings ein Energiespeicher, der direkt von den Netzbetreibern verwaltet wird und einen deutlich größeren zeitlichen Horizont mit sich bringt. Er soll einspringen, wenn es zu größeren Ausfällen kommt. Bisher werden dafür ganze Kraftwerke vorgehalten. Diese müssen dafür aber im Stand-by-Betrieb laufen, was nicht unerhebliche Kosten verursacht. Zukünftig soll hingegen der sogenannte Netzbooster, der innerhalb von Millisekunden einsatzbereit ist, zunächst einmal einspringen. Der dadurch geschaffene Zeitpuffer kann dann genutzt werden, um Reservekraftwerke hochzufahren, die nicht im teuren Stand-by-Betrieb sind. Die Kosten für die Stromverbraucher könnten sinken Um dieses Ziel zu erreichen sollen neben dem Umspannwerk in Kupferzell auf einer Fläche von viereinhalb Fußballfeldern zahlreiche Container mit integrierten Lithium-Ionen-Batterien installiert werden. Die Gesamtleistung wird sich auf 250 Megawatt belaufen. Den Angaben des zuständigen Übertragungsnetzbetreibers TransnetBW zufolge soll dies ausreichen, um bei Bedarf erst einmal für ein bis zwei Stunden einzuspringen. Im Idealfall sorgt der neue Stromspeicher so dafür, dass weniger Windräder zwangsweise abgeschaltet werden müssen und weniger Kraftwerke im teuren Stand-by-Betrieb laufen. Beides würde die Kosten für die Stromverbraucher reduzieren. Ein solcher Speicher alleine kann die Problematik allerdings nicht vollständig lösen. Deshalb dringen die Netzbetreiber auch weiterhin auf den dringend nötigen Ausbau der Stromleitungen. Außerdem planen sie weitere solcher Netzbooster genannten Energiespeicher zu errichten. Beides ist die Voraussetzung für den zukünftigen massiven Ausbau von Wind- und Solarenergie in Deutschland. Via: Handelsblatt Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter