Welche grüne Energiequelle liefert zuverlässig rund um die Uhr Strom? Die PV-Anlage nicht, und auch das Windrad muss phasenweise passen. Strömendes Wasser jedoch macht weder nachts noch bei Windstille Pause, doch die Nutzung war bislang sehr begrenzt. Die großen Wasserturbinen benötigen ein entsprechend hohes Gefälle, um überhaupt arbeiten zu können. Kleine Wasserräder hingegen bringen keine besonders große Leistung. Ein Braunschweiger will die Lücke schließen, mit effizienten Wasserrädern für niedriges Gefälle. Symbolbild Fundament wartet seit 2016 auf seine Fertigstellung Das Potential ist riesig: Würde man in Deutschland auch Flüsse mit niedrigem Gefälle effektiv zur Energieerzeugung nutzen können, würden 2 bis 3 Gigawatt mehr ins Netz strömen. Das entspricht der Leistung von ungefähr zwei bis drei Atomkraftwerken. Mit diesem Ziel vor Augen denkt der Braunschweiger Christian Seidel trotz bisheriger Rückschläge nicht ans Aufgeben. Sein Hochleistungswasserrad soll bei Hornbostel entstehen, an einer alten Schleuse in der Aller. Wo früher Erdölschiffe führen, liegt jetzt das Fundament des neuartigen Hochleistungswasserrads und warten auf Fertigstellung. 2016 hatten die Bauarbeiten begonnen, Ende 2019 stieg die geldgebende Salzgitter AG aus dem Projekt aus. Sie wollte sich wieder auf ihr Kernthema, die Stahlerzeugung, konzentrieren. Die Fördergelder des Landes Niedersachsen und des Bundes wurden daraufhin eingefroren. Danach kam Corona – und nun endlich ein Hoffnungsschimmer am Horizont. Ein kommunales Energieversorgungsunternehmen steigt ins Hightech-Projekt ein, die bereits bewilligte finanzielle Förderung kann damit neu beantragt werden. Es geht wieder voran! Leider kostet der Bau nun aufgrund der allseits gestiegenen Preise etwa 20 Prozent mehr; 11 Millionen Euro waren bislang veranschlagt. Die Maximalleistung soll bei einem halben Megawatt liegen Der Gigant soll elf Meter im Durchmesser haben und zwölf Meter breit sein. 60 dicht stehende, gekrümmte Metallschaufeln sorgen im Wasserstrom für Bewegung. Und das bei einer Wasserfallhöhe von unter 2 Meter, ein Bereich, den kein anderes Wasserrad effizient abdecken kann. Die Maximalleistung der neuen Anlage soll immerhin ein halbes Megawatt betragen! Das Schluckvermögen dieses Rades bricht alle Rekorde, ebenso wie die Leistung – wenn die Pläne tatsächlich aufgehen. Und in Deutschland gibt es immerhin mehr als 240 Flüsse mit über fünf Kubikmeter pro Sekunde Durchfluss, die aufgrund des niedrigen Gefälles bislang nicht für die Stromerzeugung nutzbar waren. Die Fische, so meint Seidel, fahren durch die niedrige Geschwindigkeit von ein bis vier Umdrehungen pro Minute wie im Fahrstuhl nach unten. Wenn alles gut geht, werden die Wasserbewohner ab 2024 also Riesenrad fahren. Der Probetrieb zeigt dann, was das innovative Kraftwerk wirklich leistet. Quelle: deutschlandfunk.de Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter