In den letzten Jahren wurde viel über die Klimabilanz von Flugreisen diskutiert. Auch deshalb haben Angebote an Beliebtheit gewonnen, die versprechen, die entstandene Klimabelastung auszugleichen. Wer allerdings die verschiedenen Möglichkeiten vergleicht, wird über die Preisunterschiede überrascht sein. So bietet British Airways an, die Emissionen eines Flugs von London nach New York für knapp vier Pfund auszugleichen. Bei der deutschen Organisation Atmosfair hingegen werden für die gleiche Strecke mehr als 18 Pfund fällig. Erklären lässt sich dieser Unterschied durch einen Blick in die Details. Denn British Airways kalkuliert mit 348 Kilogramm an CO2-Äquivalent, während Atmosfair mit einem Wert von 896 Kilogramm operiert. Der entscheidende Unterschied: Die Airline bezieht sich größtenteils auf die durch die Verbrennung des Kerosins erzeugten Emissionen. Die Berechnung erfolgt also ähnlich wie bei einem Auto am Boden. Ganz so einfach ist die Sache aber nicht. Flugzeuge tragen auch über die eigentlichen CO2-Emissionen hinaus zur Erderwärmung bei Denn Flugzeuge fliegen in großer Höhe, was zu zusätzlichen Problemen führt. So bilden sich aus dem freigesetzten Wasserdampf und den abgegebenen Rußpartikeln hinter dem Flugzeug schnell kleine Eiskristalle. Von der Erde aus sieht man diese in der Regel als Kondensstreifen. Diese Art von künstlichen Wolken sorgen dafür, dass Wärme in der Atmosphäre gehalten wird, die andernfalls ins Weltall entweichen würde. Somit tragen Flugzeuge auch über die eigentlichen CO2-Emissionen hinaus zur Erderwärmung bei. Dies ist aus wissenschaftlicher Sicht weitgehend unbestritten. Diskutiert wird aktuell aber noch über die Frage, wie groß dieser Effekt wirklich ist. Eine EU-Studie kam vor rund drei Jahren zu dem Ergebnis, dass die Kondensstreifen rund doppelt so stark zur Erderwärmung beitragen wie die CO2-Emissionen eines Flugzeugs. Gleichzeitig räumten die Autoren aber auch ein, dass es noch einige Ungewissheiten gibt. Die meisten Untersuchungen gehen aber mindestens von einer Verdoppelung des Erderwärmungseffekts aus. Airlines verweisen auf vermeintlich noch ungeklärte Fragen Airlines müssten demzufolge also nicht nur daran arbeiten, die direkten CO2-Emissionen zu verringern. Vielmehr werden auch Strategien benötigt, um die Auswirkungen der Kondensstreifen zu minimieren. Tatsächlich scheint das Thema bei Teilen der Branche aber keine hohe Priorität zu genießen. Dies wird schon am Beispiel des Ausgleichsrechners bei British Airways deutlich. Auch Ryanair und Wizz Air verweisen auf noch ungeklärte Fragen und wollen deshalb noch keine konkrete Strategie verabschieden. In Großbritannien wandte die Branche sich folgerichtig auch gegen neue gesetzliche Regelungen in diesem Bereich. Kritiker sehen den Verweis auf vermeintlich noch offene Fragen hingegen als Vorwand, um keine kostspieligen Gegenmaßnahmen ergreifen zu müssen. Inzwischen wurden zumindest gleich mehrere Forschungsprojekte aufgelegt, die die genauen Auswirkungen der Kondensstreifen ermitteln sollen. Im Idealfall reduzieren sich dadurch dann bald die Preisunterschiede bei den Ausgleichszahlungen. Via: The Guardian Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter