Seit dem Jahr 1947 steht die Weltuntergangsuhr (oder auf Englisch „Doomsday Clock“) als Symbol für die globale Bedrohungslage. Verwaltet wird die Uhr von Wissenschaftlern des Bulletin of the Atomic Scientists (BAS). Der Stand des Uhrwerks soll zeigen, wie dicht die Menschheit an ihrer selbst verursachten Zerstörung ist. Einbezogenen werden neben menschengemachten Technologien und Konflikten inzwischen auch Biotechnologien, Klimawandel, Umweltzerstörung und Cyberkriminalität. Die Weltuntergangsuhr steht nun erstmals in ihrer Geschichte auf 100 Sekunden vor 12 Uhr und signalisiert so eine akute Bedrohung der Menschheit – durch sich selbst. So akut war die Bedrohung noch nie In der Geschichte ihrer Existenz wurde die Doomsday Clock inzwischen 24 Mal verstellt. Das letzte Mal geschah dies im Januar 2018. Damals wurde erstmals seit dem kalten Krieg wieder der Zeigerstand zwei Minuten vor zwölf erreicht. Und nun hat das zuständige Komitee die Uhr erneut verstellt. 100 Sekunden vor Mitternacht – so akut sahen die Wissenschaftler die Bedrohung der Menschheit noch nie. „ So nah am Weltuntergang waren wir in der Geschichte der Doomsday Clock noch nie. Erstmals drücken wir in Sekunden aus, wie nah die Welt an einer Katastrophe steht – nicht in Stunden oder Minuten wie früher„, so die Präsidentin des Bulletin of the Atomic Scientists, Rachel Bronson. Das Komitee der Weltuntergangsuhr hat sich dieses Mal erstmals mit der Organisation „The Elders“ zusammengetan, um über die Verstellung der Uhr zu beraten. „The Elders“ ist ein 2007 von Nelson Mandela gegründeter Zusammenschluss führender Politiker und setzt sich für Frieden und Menschenrechte einsetzen. Drei Faktoren begründen die Bedrohung Begründet sieht das Komitee die Verstellung der Uhr primär durch drei Faktoren: den fortschreitenden Klimawandel, die Gefahr eines Atomkriegs sowie die digitale Desinformation, die für Misstrauen zwischen ganzen Nationen sowie innerhalb der Gesellschaften verantwortlich sei. „ Die internationale Sicherheitslage ist düster, nicht nur weil diese Bedrohungen existieren, sondern weil die Weltpolitiker zugelassen haben, dass die internationale politische Infrastruktur, die sie kontrollieren könnte, erodiert„, so das BAS. Der Austritt aus dem Atomabkommen mit dem Iran seitens der USA sieht das Komitee ebenso als akute Bedrohung wie das beiderseitige Aufkündigen des Mittelstreckenraketenverbots durch die USA und Russland. „ Die Kooperation bei der Waffenkontrolle und Entwaffnung zwischen den USA und Russland ist quasi nichtexistent„, zeigen sich die Wissenschaftler besorgt. Ergänzt durch die atomaree Aufrüstung des Irans und Nordkoreas sei die internationale atomare Bedrohung so hoch wie nie. Und auch der Klimawandel sowie das Scheitern vieler internationaler Bemühungen zum Klimaschutz fasst das Komitee als Bedrohung auf. „ Beim UN-Klimagipfel letztes Jahr haben die nationalen Delegierten zwar schöne Reden gehalten, aber wenig konkrete Pläne vorgelegt, um die CO2-Emissionen weiter zu begrenzen„, erläutert das BAS. Angesichts von Wärmerekorden, Großbränden und schmelzender Gletscher seien die Bemühungen schlicht nicht ausreichend. Als dritten Gefahrpunkt nennt das Komitee die digitale Desinformation, die immer weiter zunehme. „ Die fortschreitende Korruption der Informations-Sphäre hat die Atom- und Klimakrise noch verstärkt, denn auf ihr basieren Demokratie und öffentliche Entscheidungen“, so das BAS. „Im letzten Jahr haben Regierungen cybergestützte Desinformation gezielt genutzt, um Misstrauen in Institutionen und zwischen Ländern zu säen„, so die Forscher. Es sei Aufgabe der internationalen Gemeinschaft und der Weltpolitiker, eine Entspannung der Bedrohungslage herbeizuführen, argumentieren die Forscher. „ Die Doomsday Clock steht auf 100 Sekunden vor zwölf und signalisiert die gefährlichste Situation, in der die Menschheit jemals war. Es ist höchste Zeit zusammenzukommen, sich zu einen und zu handeln„, so Mary Robinson, frühere Präsidentin Irlands. via Bulletin of the Atomic Scientists Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter