Ein Tinnitus ist nervenaufreibend: Ständig diese Geräusche im Kopf, ein Pfeifen, ein Piepen, ein Klingeln oder dauerndes Rauschen. Außenstehende, die selbst nicht mit diesem Problem konfrontiert sind, können sich kaum in diese Lage hineinversetzen. Und auch Mediziner haben es schwer, den Tinnitus einzuschätzen und Behandlungserfolge zu beziffern. Forschern gelang es nun, die subjektiven Beschwerden objektiv sichtbar zu machen – und das auf einfache Weise.


Tinnitus ist keine subjektive Sache, sondern objektiv nachweisbar

Nah-Infrarot-Spektroskopie ist praktisch und kostengünstig

Obwohl ungefähr 20 Prozent aller Erwachsenen von den Störgeräuschen betroffen sind, gab es bislang keinen objektiven Test, der die zugehörigen Hirnaktivitäten messen kann und sich noch dazu routinemäßig klinisch einsetzen lässt. Nur die sehr aufwändigen Verfahren PET (Positronen-Emissions-Tomographie) und fMRT (funktionelle Magnetresonanz) spürten die Anomalien auf, wobei beim fMRT das Scannergeräusch störend wirkt. Ein wissenschaftliches Team rund um Mehrnaz Shoushtarian an der University Melbourne hat sich nun der Sache angenommen und Sensoren auf Infrarot-Basis entwickelt, die dem Tinnitus auf die Spur kommen. Die Forscher befestigen die IR-Sensoren wie Elektrodenkappen auf dem Kopf der Tinnitus-Patienten. Einige der kleinen Geräte senden Nahinfrarot-Signale ins Gehirn, andere Messfühler fangen die Strahlen wieder auf und analysieren ihr Spektrum.

Der Name dieser Technik lautet: Nah-Infrarot-Spektroskopie (fNIRS). Sie misst den Sauerstoffgehalt im Blut des Gehirns und stellt diesbezügliche Veränderungen fest. Das System ist portabel und nicht sehr teuer, außerdem erzeugt es keinen störenden Lärm. Genau richtig also, um in Arztpraxen routinemäßig zum Einsatz zu kommen.


Sogar die Schwere des Tinnitus‘ lässt sich damit einschätzen

Shoushtarian und seine Kollegen testeten das neue Verfahren an 25 Tinnitus-Patienten und 21 Kontrollpersonen ohne Geräusche im Kopf. Die Untersuchungen wurden sowohl in absoluter Ruhe als ich unter Einsatz von visuellen und akustischen Reizen durchgeführt. Die Spektroskopie zeigt deutliche Unterschiede in der Gehirnaktivität beider Probandengruppen, und anhand der Befunde lässt sich sogar die Schwere des Tinnitus‘ gut einordnen. In einer Befragung hatten die Patienten vorher ihre Ohrgeräusche auf einer Lautstärkeskala eingestuft – ihre neurologischen Symptome stimmten mit den Angaben weitgehend überein. Die objektive Messung wird demnächst in der Diagnosestellung hilfreich sind und sicher auch dazu dienen, die Wirksamkeit verschiedener Therapien zu bemessen.

Quelle: scinexx.de

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