„Rübli hilft Gurke“ heißt eine Schweizer Entwicklung zur Reduzierung von Plastikmüll aus Verpackungen für frische Früchte und Gemüse. Rübli steht hier stellvertretend für alle Arten von Trester, die Rückstände nach dem Auspressen von Früchten und Gemüse bei der Herstellung von Säften. Daraus stellen Forscher der Eidgenössischen Material- und Prüfungsanstalt (Empa) in Dübendorf bei Zürich eine Flüssigkeit her, mit der die zu schützenden Naturprodukte besprüht werden. Es bildet sich ein dichter Film, der so dünn ist, dass er weder das optische Erscheinungsbild von Gurken, Bananen und anderen Produkten verändert noch die Haptik, also das Gefühl, das man beim Anfassen hat. Trotzdem schützt der Film effektiv von Flüssigkeitsverlusten, sodass die Früchte genauso lange oder noch länger frisch bleiben als würden sie in Kunststofffolie eingehüllt. Den Entwicklungsauftrag erteilte der Lebensmittelkonzern Lidl Schweiz.


Film aus fein gemahlener Cellulose


Der Trester wird gewaschen und gebleicht. Jetzt ähnelt er Zellstoff, aus dem Papier hergestellt wird. Er wird zu einem sehr feinen Pulver vermahlen und in ein Lösungsmittel eingerührt, das ebenso ungiftig ist wie das Pulver – beides kann sogar bedenkenlos gegessen werden. Dieser Mix wird auf Obst und Gemüse gesprüht, das ohne Schutz sehr schnell Flüssigkeit verlieren würde, sodass es entsorgt werden müsste. Möglich ist auch das Eintauchen der Naturprodukte in ein Bad aus der schützenden Mixtur. Beschichtete Gemüsegurken beispielsweise sind nach sechs Tagen noch fast genauso frisch wie am ersten, während die ungeschützte Gurke sich gelb verfärbt hat. Bananen halten sogar 14 Tage lang durch. Das bedeutet, dass nicht nur weniger Verpackungsmüll anfällt, sondern auch weniger Nahrungsmittel entsorgt werden müssen.

Anreichung mit Vitaminen ist möglich

„Unser großes Ziel ist, durch solche natürlichen Coatings in Zukunft viele erdölbasierte Verpackungen zu ersetzen“, sagt Gustav Nyström, Leiter der Empa-Forschungsabteilung. Das Potential der Cellulose-Beschichtung sei noch lange nicht ausgeschöpft: Es bestehe beispielsweise die Möglichkeit, Zusätze wie Vitamine oder Antioxidanten hinzuzufügen, die den ernährungsphysiologischen Wert noch steigern könnten. Die Schutzschicht wird in den nächsten zwei Jahren gemeinsam mit Lidl und einem Obst- und Gemüselieferanten getestet und weiter verbessert. Ziel ist es, Obst und Gemüse in 150 Lidl-Filialen anzubieten, die mit dem Cellulose-Film geschützt werden.

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