Wer ein Haus bauen möchte steht meist vor der Frage – soll es ein Passivhaus sein oder reicht der Niedrigenergiehaus-Status? Die Wahl entscheidet oft über die Höhe der Förderungen sowie den zukünftigen Energieverbrauch. Laut Angaben der Hersteller soll hier ein Passivhaus deutlich weniger Energie verbrauchen als ein Niedrigenergiehaus. Eine Studie des Forschungszentrum Nutzerzentrierte Technologien der FH Vorarlberg in Zusammenarbeit mit dem Innsbrucker Wissenschaftsunternehmen alpS GmbH, welche von der Firma Rhomberg Bau in Auftrag gegeben wurde hat genau diese Theorie untersucht. Die Langzeit-Studie zur Energieeffizienz in Bregenz, Vorarlberg (Österreich) zeigte, dass der niedrigere Energieverbrauch bei Passivhäusern im regulären Nutzerverhalten kaum zu erreichen ist und sogar über dem von Niedrigenergiehäusern liegen kann. Gleichzeitig wurde jedoch festgestellt, dass sowohl im Passiv- als auch im Niedrigenergie-Haus die Technik bereits sehr fortgeschritten ist und beide gegenüber herkömmlich gedämmten und gebauten Häusern deutlich besser abschneiden. Funktionsweise eines Passivhauses Ein Passivhaus kombiniert mehrere Elemente zur Wärmedämmung und Wärmerückgewinnung miteinander mit dem Ziel einen möglichst niedrigen Heizwärmeverbrauch zu erreichen. Dazu gehören besonders gut isolierte Fenster, Dämmung von Dach, Wänden und Türen, Vermeidung von Zugluft durch undichte Stellen, eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und optional auch Erdwärmetauscher oder thermische Solaranlagen. Ablauf der Energieeffizienz-Studie für Niedrigenergie- & Passivhäuser Über einen Zeitraum von 34 Monaten von Juni 2010 bis März 2013 wurden in 2 Wohnparks in Bregenz 19 Wohnungen in einem Passivhaus mit Ökostandard 3 und 21 Wohnungen in einem Niedrigenergiehaus mit Ökostandard 2 untersucht. Dazu wurden die Wohnungen mit Zählern und Sensoren ausgestattet und die Bewohner regelmäßig über Fragebögen nach ihrem Empfinden befragt. Zusätzlich zum Energiebedarf und Wärmeverbrauch wurden auch weitere für das Raumklima relevante Faktoren erhoben, wie die Luftfeuchtigkeit, CO2 Konzentration, Luftstromgeschwindigkeit, Beleuchtungsstärke und elektromagnetische Strahlung. Diese wurden dann auch mit dem subjektiven Befinden laut der ausgewerteten Fragebögen verglichen. Energieverbrauch in Passivhäusern hängt von Nutzerverhalten ab Um die oftmals sehr teuren Investitionen zur Wärmedämmung und Wärmerückgewinnung in Passivhäusern rechtfertigen zu können werden oft unrealistische Annahmen für die Berechnung verwendet. Der Druck für Hausbauer teure Dämm- und Wärmerückgewinnungssysteme zu verwenden wird dabei oft von Land und Bund zusätzlich erhöht, da es bestimmte Förderungen erst ab einem bestimmten Dämmwert bzw. Heizwärmebedarf gibt. Ob diese Strategie nachhaltig ist, wird durch die Ergebnisse dieser Studie deutlich in Frage gestellt. Heizwärmebedarf beim Passivhaus 441% über errechnetem Wert Das Passivhaus sollte einen Heizwärmebedarf von 9,03 wWh/m² aufweisen. In der Auswertung der tatsächlichen Ergebnisse kam jedoch ein Ist-Wert von 39,9 kWh/m² heraus (+441,9%). Beim Niedrigenergiehaus wurde ein Soll-Wert von 36,3 kWh/m² errechnet und der Ist-Wert lag hier im Schnitt mit 38,4 kWh/m² nur 5,8% über dem Planwert. Gründe für höheren Heizwärmeverbrauch als laut Berechnung Gründe für den höheren Heizwärmeverbrauch sind vor allem im Nutzerverhalten zu finden. So lag die durchschnittliche Innentemperatur der Passivhaus-Wohnungen bei 22,1 Grad Celsius. Für die Berechnung wurde jedoch nur von einer Wohntemperatur von 20°C ausgegangen. Gleichzeitig war auch die Heizperiode länger als in der Berechnung vorgesehen war, da die Bewohner auch in den Übergangszeiten im Frühling und Herbst ihre Wohlfühltemperatur halten wollten. Auch die automatische Be- und Entlüftung war den Bewohnern in der Regelstufe oft nicht stark genug und die Luftwechselrate wurde erhöht. Die führte wiederum zu einem erhöhten Strom- und Heizwärmeverbrauch. Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter