Es ist eine Zahl, die das gewaltige Potential der Erneuerbaren Energien in Deutschland verdeutlicht: Für rund eine Stunde am Pfingstsonntag wurde ausreichend Strom aus regenerativen Energiequellen produziert, um damit theoretisch den kompletten Strombedarf zu decken. Veröffentlicht hat diese Zahl dabei die Organisation Agora Energiewende. Ermöglicht wurde der Rekordwert durch einen insgesamt niedrigen Verbrauch aufgrund des Feiertages und durch sonniges, aber auch etwas windiges Wetter. Ähnliche Voraussetzungen herrschten auch bereits eine Woche vorher an Muttertag – damals wurde ein Wert von knapp 88 Prozent erreicht. Völlig abschalten kann man fossile Kraftwerke deshalb aber noch nicht: Bereits am Abend des Pfingstsonntags mussten diese wieder rund 20 Gigawatt Strom liefern.


Konventionelle Kraftwerke mussten für die Abnahme ihres Stroms bezahlen

Die Situation am Pfingstsonntag zeigt daher auch die Problematik der wechselhaften Stromproduktion insbesondere durch Windräder und Solaranlagen. Denn konventionelle Atom- und Kohlekraftwerke lassen sich nicht schnell genug rauf- und wieder runterfahren, um die Schwankungen auszugleichen. Vielmehr kommt es in Phasen mit überdurchschnittlich vielen Erneuerbaren Energien zu einer Überproduktion. Der Strompreis sinkt dann sogar ins Minus. So mussten die Betreiber der konventionellen Anlagen am Sonntag kurzfristig stolze 35 Euro zahlen, um eine Megawattstunde Strom loszuwerden. Die Betreiber von Windkraft- und Solaranlagen waren davon nicht betroffen: Erneuerbare Energien haben bei der Einspeisung in das Stromnetz Vorrang.


Der Stromverbrauch über Pfingsten war vergleichsweise niedrig

Die Netzbetreiber scheinen inzwischen aber recht gut auf diese Phasen der massiven Überproduktion vorbereitet zu sein. Denn in der Vergangenheit lag der Minuspreis für nicht benötigten Strom teilweise deutlich höher und die Netzstabilität insgesamt geriet in Gefahr. Dies konnte am Sonntag vermieden werden. Bis allerdings der komplette Strombedarf dauerhaft aus Erneuerbaren Energien gedeckt werden kann, dürfte noch etwas Zeit vergehen. Denn aufgrund des langen Wochenendes war der Stromverbrauch in Deutschland beinahe halbiert. So wurden zwischen 14 und 15 Uhr – als der Rekordwert erreicht wurde – lediglich etwa 46 Gigawatt benötigt. An normalen Arbeitstagen kann dieser Wert teilweise auf deutlich über 80 Gigawatt steigen.

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