Auch in gut ausgelasteten Schienennetzwerken verbringen die einzelnen Schienenabschnitte den Großteil ihrer Zeit im nicht befahrenen Zustand. Das Schweizer Startup Sun-Ways will sich diese Phasen zunutze machen, um mittels Solarpanels zwischen den Schienen Strom zu produzieren.


Bild: Sun-Ways

Solarpanels zwischen den Schienen

Der Ausbau der Solarenergie läuft derzeit in nahezu allen Industriestaaten der Welt. Allerdings existieren auch weiterhin große ungenutzte Kapazitäten. Sun-Way möchte sich das Potential zunutze machen, das quasi auf den 5.000 Kilometern des Schweizer Schienennetzes zwischen den Schienen schlummert. Dieses wird auf etwa eine Terawattstunde pro Jahr geschätzt. Das Unternehmen schätzt, dass sich durch Solarpanels zwischen den Schienen etwa ein Drittel des jährlichen Strombedarfs des Transportsektors des Landes decken ließe. Zusätzlich könnten CO2-Emissionen von etwa 200.000 Tonnen pro Jahr vermieden werden.

Jedes der Panels ist etwa 1 x 1,7 Meter groß und hat eine Spezialfolie, um Spiegelungen zu vermeiden. Die Panels passen problemlos in die 1,43 Meter breiten Zwischenräume zwischen den Schienen des Schweizer Schienennetzwerks. Und während die Panels natürlich von Hand installiert werden können gibt es eine bessere Alternative: Das Unternehmen Scheuchzer SA, das für die Wartung des Schienennetzes verantwortlich ist, hat eine maschinelle Lösung entwickelt, mit deren Hilfe pro Tag bis zu 1.000 Quadratmeter der Panels installiert werden können.


Einfache Trassenwartung

Apropos Wartung: Die Panels sind so ausgelegt, dass sie zur Wartung des Schienennetzes zeitweise entfernt und dann ohne viel Aufwand wieder installiert werden können. Das System wurde außerdem mit Zugbewegungen bis zu einer Geschwindigkeit von 150 km/h sowie Wind bis zu 240 km/h getestet.

Die Panels werden flach zwischen den Schienen installiert, was auch bedeutet, dass Schneefall im Winter sich negativ auf die Performance auswirken wird. Sun-Ways entwickelt aber bereits ein Bürstensystem, das am Ende von Zügen angebracht werden kann und die Panels von Dreck reinigen soll. Eine ähnliche Lösung wäre für Schnee im Winter sicher auch denkbar.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Gespräche in mehreren Ländern

Die elektrische Energie, die durch das System gewonnen wird, könnte etwa nahegelegene Infrastruktur wie Weichen und Stellwerke betreiben. Es wäre aber natürlich auch möglich, die Energie einfach ins Schweizer Stromnetz oder in das Stromtrassensystem, das die Elektroloks mit Energie versorgt, einzuspeisen.

Die Schweizer Behörden haben nun für 2025 grünes Licht für ein Pilotprojekt gegeben, in dessen Rahmen die Panels auf einer 100 Meter langen Strecke im Kanton Neuchâtel getestet werden sollen. Auf dieser Strecke sollen insgesamt ungefähr 48 Panels mit 18 kWp installiert werden. Das System soll mit dem lokalen Stromnetz verbunden werden. Im Rahmen des Pilotprojekts sollen Züge die Strecke dann mit einer Geschwindigkeit von 70 km/h befahren. Außerdem soll im Testzeitraum mehrmals erprobt werden, wie gut die Panels sich entfernen und wieder installieren lassen.

Zeitgleich will Sun-Ways einen Test auf einer 1500 Meter langen privaten Strecke durchführen. Derzeit verhandelt das Unternehmen außerdem mit der französischen Eisenbahn SNCF sowie mit anderen Eisenbahnunternehmen in Spanien, Rumänien und Südkorea. Außerdem finden erste Gespräche mit Unternehmen in China, Thailand, Australien und den Vereinigten Staaten statt.

via Sun-Ways

1 Kommentar

  1. Achmed Khammas

    11. Oktober 2024 at 14:37

    Zur Information: Dies ist keineswegs der erste Versuch, an diesem ‚Sonderstandort‘ PV-Paneele zu verlegen. Hier sind die entsprechenen Vorläufer zusammengefaßt: https://www.buch-der-synergie.de/c_neu_html/c_04_07_26_sonderstandorte.htm

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.