Spazierengehen ist langweilig und altmodisch? Vielleicht scheint es so, doch das gemütliche Gehen hat durchaus Zukunftspotential, und zwar ganz persönlich für jeden Einzelnen von uns. Du brauchst dafür keine spezielle Kleidung, kein teures Equipment und trainierst auf effektive Art dein Gehirn. Außerdem sorgst du für einen zusätzlichen Funken Lebensglück. Glaubst du nicht? Neue Erkenntnisse sprechen aber dafür.


Spazierengehen ist heilsam

Ein Medikament mit dieser Leistung wäre sehr gefragt

Die namhafte Kognitionswissenschaftlerin Katharina Turecek sagt: »Gehen macht gesund, glücklich und schlau.« Das ist ganz schön viel auf einmal – für schnödes Spaziergehen. »Gäbe es ein Medikament, das all dies leistet, aber kaum Nebenwirkungen zeigt, wäre die Nachfrage gigantisch«, fügt sie an – und das gibt wirklich zu denken.

Jeder Mensch verfügt zu Anfang über etwa 86 Milliarden Nervenzellen, die sich im Laufe der Jahre reduzieren, entsprechend der einwirkenden Stress- und Umwelteinflüsse. Inaktivität ist an dieser Stelle der Hauptalterungsfaktor, doch es gibt Hoffnung: In den 90er Jahren entdeckten Forscher die adulte Neurogenese, also die Neubildung von Nervenzellen im Erwachsenenalter. Bewegung stimuliert den Körper, neuronale Wachstumsfaktoren zu produzieren, die dafür nötig sind. Um den Prozess in Gang zu setzen, braucht es keinen Leistungssport oder ausgiebiges Krafttraining, ganz im Gegenteil: Der Hippocampus wächst ausgerechnet bei Vielgehern an, während er bei Intensivsportlern im Normalbereich schrumpft. Studien zeigen zudem, dass Schüler, die ihre Bildungsstätte nach einem zwanzigminütigen Spaziergang erreichen, deutlich besser lernen als die Vergleichsgruppe, die mit dem Auto oder Bus angekarrt wurde.


Wichtig: das Zusammenspiel mit geistiger Bewegung

Die neu gewonnenen Nervenzellen müssen allerdings »gefüllt« werden, um sie zu erhalten. Das erfordert zusätzliche geistige Bewegung, zum Beispiel die von Turecek erfundenen »Gehirnspaziergänge«.

Stress hingegen führt zu erhöhter Cortisolausschüttung, das Hormon schädigt den Hippocampus. Bei Dauerstress schrumpft das wichtige Hirnareal, so können Depressionen entstehen. Bei erfolgreicher Therapie depressiver Verstimmungen erholt sich der Hippocampus wieder. Wer diesen heilsamen Trend beschleunigen und seine Stimmung aufhellen möglich, tut gut also daran, täglich spazieren zu gehen. Zusätzlich kommt dabei eine Dosis Grips ins Haus.

Quelle: derstandard.at

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