Das Problem von Plastikmüll in den Ozeanen ist spätestens seitdem die schockierenden Bilder von der riesigen Müllinsel Pacific Garbage Patch um die Welt gingen im Fokus der Öffentlichkeit. Kunststoffe finden sich aber inzwischen nicht nur an der Oberfläche, sondern in jeder Wassertiefe – auch in der Tiefsee. Und auch dort bleiben Kunststoffverpackungen über längere Zeit nahezu unverändert, wie Forscher während einer Tiefseeexpedition herausfanden. Bild: ROV-Team/GEOMAR Forscher entdecken Plastiktüte und Quarkbecher in der Tiefsee Die Ozeane sind voller Plastikmüll. Die Kunststoffmassen dehnten sich inzwischen bis in entlegene Gebiete wie die Arktis oder den Tiefseegraben aus. Plastikmüll und Mikroplastik haben so sehr zugenommen, das der Meeresboden inzwischen an manchen Stellen eine Kunststoffdichte von 1,9 Millionen Partikeln pro Quadratmeter aufweist. Das Schlimmste daran: Kunststoffe sind kaum biologisch abbaubar, und auch die UV-Strahlen der Sonne können vielen Polymeren nicht wirklich etwas anhaben. Bislang war allerdings unklar, was die Bedingungen in tieferen Wasserschichten mit den Kunststoffen machen. Bei der Suche nach einer Antwort auf diese Frage half nun der Zufall. Stefan Krause und sein Team vom GOEAMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel wollten eigentlich vor der Küste Perus die Auswirkungen von Tiefseebergbau untersuchen. Zu diesem Zweck haben die Forscher vor bald 25 Jahren im sogenannten DISCOL-Gebiet ein Stück Meeresboden in etwa 4100 Meter Tiefe umgepflügt. Als die Forscher das Gebiet nun mit einem Tauchroboter untersuchten, entdeckten sie neb en anderen Plastikteilen auch einen Quarkbecher, der in Deutschland zwischen 1990 und 1999 hergestellt wurde. Außerdem fand der Roboter eine Plastiktüte mit einer alten Cola-Dose, die Teil einer Sonderedition zum Davis-Cup 1988 war. Kein chemischer Abbau feststellbar Krause und sein Team wollten diese Gelegenheit nutzen, um zu untersuchen, wie die Kunststoffobjekte die lange Zeit am Meeresgrund in dieser Tiefe überstanden hatten. Dazu bargen sie den Quarkbecher und die Tüte und untersuchten ihren Zustand mithilfe der lasergestützten Ramanspektroskopie, die die Zusammensetzung eines Materials verrät. Die Wissenschaftler wollten so herausfinden, ob sich die Polymere im Laufe der Zeit verändert haben. „ Dabei zeigte sich, dass weder die Tüte noch die Quarkpackung Zeichen von Fragmentierung oder sogar Abbau in ihre Bestandteile aufwiesen„. Sogar die aufgedruckte Beschriftung des Quarkbechers war noch lesbar. Auf beiden Objekten hatte sich jedoch ein dichter Biofilm aus Bakterien gebildet, der unabhängig vom Polymertyp die gesamte Oberfläche bedeckte. Derartige Biofilme entstehen für gewöhnlich innerhalb weniger Tage, sodass die Forscher davon ausgehen, dass die beiden Plastikteile bereits seit gut 20 Jahren von den Mikroben besiedelt sind. Dies blieb jedoch ohne Folgen für den Kunststoff. „ Es ist offensichtlich, dass die mikrobielle Zersetzung die Stabilität der Polymere nicht beeinträchtigt hat – selbst nach mehr als zwei Jahrzehnten in der Tiefsee nicht“, so die Forscher. Das Team schließt aus seinen Beobachtungen, dass viele Kunststoffe auch in der Tiefsee längere Zeit erhalten bleiben. Es ist durchaus möglich, dass sich diese Haltbarkeit über Jahrhunderte oder gar Jahrtausende erstreckt. Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
Ohne Brillen oder Kontaktlinsen: So soll Kurzsichtigkeit schon in jungem Alter unter Kontrolle gebracht werden