Kinder und Jugendliche brauchen mehr Schlaf als Erwachsene. Einige von ihnen treibt es früh aus dem Bett, die meisten schlafen aber morgens lieber ein paar Stündchen länger, vor allem im Teenageralter. Das Resultat: Viele müde Gesichter im Klassenzimmer, wenn noch vor acht die Schulglocke zur ersten Stunde bimmelt. Wie wäre es, wenn sich jeder Schüler seine Startzeit aussuchen könnte? Ein Gymnasium in Plochingen hat es dieses Jahr ausprobiert.


Müde Schüler lernen schlechter

 

Frühes Aufstehen kann zu Gedächtnislücken führen

Schon 1998 kam eine Studie zu diesem Thema heraus, deren Ergebnis nicht überraschte: Mary Carskadon und ihr Team stellten fest, dass frühes Aufstehen bei Schülern nicht nur zu Stimmungsschwankungen, sondern auch zu Gedächtnislücken und Leistungseinbuße führt. 2008 legte der Freiburger Schlafforscher Professor Dieter Riemann nach und stellte fest, dass die meisten Jugendlichen innerhalb der Schulwoche mit ihrem Schlaf nicht hinkommen. Neun Stunden müssen es für die meisten Halbwüchsigen mindestens sein.


Schulbeginn zur ersten oder zur dritten Stunde

Ob die Plochinger Schüler von diesen Studien wissen, ist nicht wichtig, sie spüren am eigenen Leib, was frühes Aufstehen für die Langschläfer unter ihnen bedeutet. Darum bat die 7a von sich aus, in Gleitzeit gehen zu dürfen – und erhielten an zwei Tagen die Woche eine Möglichkeit dazu 7:50 Uhr oder 9:40 Uhr anfangen: Das stand in diesem Test sechs Wochen lang zur Wahl. In den ersten beiden Stunden gab es an den betreffenden beiden Tagen Aufgaben vom Lehrer, die die Spätaufsteher dann nach der Schule erledigen mussten. So ließ sich das Projekt recht problemlos organisieren.

Wie erwartet erschien ein Teil der Schüler tatsächlich zur ersten Stunde, während viele andere liegenblieben. Diejenigen, die endlich länger schlafen durften, sind rückwirkend sehr zufrieden und wünschen sich eine Fortsetzung der Gleitzeit. Sie kamen deutlich leichter aus den Federn und fühlten sich morgens um einiges erfrischter. Letztlich entscheidet das Lehrerkollegium darüber, ob es mit der Gleitzeit in Plochingen weitergeht, womöglich auch in anderen Klassen.

Individuelle Entscheidung leider nicht immer möglich

Leider wäre die individuelle Schülerentscheidung für einen frühen oder später Schulbeginn nicht immer und überall frei. Zahlreiche Eltern müssen selbst früh aus dem Haus und brauchen die Betreuung ab der ersten Stunde. In allzu vielen Gegenden fahren außerdem zur dritten Unterrichtsstunde keine Busse. Eine allgemeine Entscheidung für die Schülergleitzeit trifft somit auf komplizierte organisatorische Probleme, sei sie auch noch so wünschenswert.

Quelle: zdf.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.