Wissenschaftler der Queen’s University Belfast haben einen Miniaturmond unserer Erde entdeckt. Es handelt sich dabei erst um den zweiten Fund dieser Art. Der Brocken, um den es geht, ist etwa so groß wie ein Kleinwagen und umkreiste unseren Planeten für etwa 2,7 Jahre. Er stammte vermutlich aus dem inneren Asteroidengürtel und blieb nach einem nahen Vorbeiflug am Mond um Erdorbit.


Bild: The international Gemini Observatory/NSF’s National Optical-Infrared Astronomy Research Laboratory/AURA

Neue Entdeckung belegt Theorie

Seit etwa 4,5 Milliarden Jahren umkreist unser Mond die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne. Von Zeit zu Zeit kommen weitere Himmelskörper in die Nähe unseres Planeten: Kleinere Asteroiden können aus ihrer Bahn geraten und in der Nähe der Erde an ihr vorbeifliegen. Dabei verfolgen sie unterschiedliche Flugbahnen und verschwinden dann wieder in den Tiefen des Alls.

Es kommt allerdings vor, dass ein solcher Brocken in die Erdumlaufbahn gerät und sich dann wie ein echter Mond verhält. 2006 entdeckten Forscher erstmals einen solchen vorübergehenden Trabanten. Der Himmelskörper wurde auf den Namen 2006 RH120 getauft und umkreiste die Erde viermal. Im Juni 2007 verließ er seine Umlaufbahn wieder und flog in Richtung Sonne. Simulationen führten anschließend zu der Hypothese, dass die Erde sich immer wieder mal solche Miniaturmonde zulegt.


Ein Beleg für diese Theorie fehlte bisher allerdings. Der Fund eines weiteren Miniaturtrabanten durch ein Team rund um Grigori Fedorets von der Queen’s University Belfast am 15. Februar 2020 liefert nun einen Beweis. „ Die Entdeckung von 2020 CD3 erlaubt uns nun zum ersten Mal einen Vergleich zwischen diesen Minimonden, aber auch mit theoretischen Modellen“, so Fedorets. Der Himmelskörper wurde daher mit einer ganzen Reihe Teleskope aufs Korn genommen.

2,7 Jahre in der Umlaufbahn

Als Erstes mussten die Forscher feststellen, ob es sich wirklich um einen Asteroiden handelte oder es doch nur ein Stück Weltraumschrott war. Eingehende Analysen ergaben, dass es sich bei 2020 CD3 höchstwahrscheinlich um einen Felsbrocken handelte. „ 2020 CD3 könnte den Felsbrocken entsprechen, die man auf der Oberfläche größerer Asteroiden findet“, so die Forscher. Das Team vermutet, dass der etwa 1,5 Meter große Brocken ursprünglich aus dem inneren Asteroidengürtel stammt.

2020 CD3 muss dann im September 2017 sehr nahe am Mond vorbeigeflogen sein, sodass er durch dessen Schwerkraft so beeinflusst wurde, dass er in Richtung Erdumlaufbahn abgelenkt wurde. „Mindestens 2,7 Jahre lang war er dann in einem geozentrischen Orbit gebunden – das ist eine außergewöhnlich lange Zeit verglichen mit den Ergebnissen theoretischer Modelle“, so das Team weiter. In dieser Zeit konnte der Miniaturmond elf Umkreisungen der Erde vollenden. Er benötigte dabei jeweils zwischen 70 und 90 Tage für eine Umkreisung. Im April 2019 erreichte der Brocken die größte Erdannäherung. Er war zu diesem Zeitpunkt noch etwa 13.000 Kilometer entfernt. Im Februar 2020, als er entdeckt wurde, war 2020 CD3 bereits 47.000 Kilometer von unserem Planeten entfernt und im Begriff, den Orbit wieder zu verlassen. „ Die Entdeckung von 2020 CD3 gelang demnach buchstäblich im letzten Moment“, so die Forscher. Denn am 7. März 2020 verließ der kleine Asteroid die Erdumlaufbahn.

Minimonde als Chance für die Wissenschaft

Die Astronomen sehen ihre Entdeckung als Beweis dafür, dass es im erdnahem Umfeld mehrere solcher Brocken gibt, die potenziell zu Miniaturmonden werden können. „Wir erwarten, dass es eine größere, aber noch unentdeckte Population von Mini-Monden gibt, die ähnlich klein sind wie 220 CD3 oder sogar noch kleiner. Sie sind aber wegen ihrer geringen Helligkeit, ihrer Bewegung und den wenigen günstigen Beobachtungszeitfenstern sehr schwer aufzuspüren“, erklärt Fedorets. Dank neuer Teleskope könnten sich die Chancen, solche Trabanten zu entdecken, in den nächsten Jahren aber deutlich erhöhen.

Derartige Minimonde könnten auch ein lohnendes Ziel für Weltraummissionen sein, da sie den Asteroidengürtel gewissermaßen vor unsere Haustür bringen.

via Queen’s University Belfast

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