Die Ziele der Politik sind klar formuliert: Der Anteil der Güterzüge am Warenverkehr in Deutschland soll von heute neunzehn auf mindestens dreißig Prozent steigen. Im Gegenzug ist eine Reduzierung des Lastwagenverkehrs auf den Autobahnen gewünscht. Allerdings wird ein Großteil der Transporte von Privatfirmen in Auftrag gegeben. Der Staat kann den Wechsel auf die Schiene also nicht einfach befehlen. Stattdessen dürfte das Ziel nur erreicht werden, wenn es gelingt, die Attraktivität des Warentransports per Güterzug zu erhöhen. Hier steht insbesondere der sogenannte Einzelwagenverkehr im Fokus. Unternehmen erhalten dadurch die Möglichkeit, nicht gleich einen ganzen Zug buchen zu müssen. Stattdessen können sie auch nur einzelne Waggons bestücken. Dadurch wird der Güterverkehr auf der Schiene auch für Unternehmen mit kleinerem Transportvolumen attraktiv. Der Nachteil allerdings: Weil die einzelnen Waggons nicht alle das gleiche Ziel haben, entsteht deutlich mehr Kupplungsaufwand. Bild: DB AG / Oliver Lang Der Kupplungsvorgang muss bisher per Hand ausgeführt werden Hier allerdings wird nun die fehlende Modernisierung des Schienenverkehrs in Europa zum Problem. Denn der Kupplungsvorgang läuft grundsätzlich noch immer so ab wie im 19. Jahrhundert: Rangiermitarbeiter müssen die einzelnen Waggons mithilfe eines schweren Bügels und eines Hakens per Handarbeit miteinander verbinden. Auch das spannen der Kupplung mittels eines Schraubgewindes sowie die Verbindung der Luftleitung für die Bremse erfolgt noch immer händisch. Dies alles ist nicht nur schwere körperliche Arbeit, sondern nimmt auch viel Zeit in Anspruch, in der die Güterzüge nicht fahren können. Wer also mehr Transporte auf die Schiene verlagern möchte, muss in diesem Punkt für Verbesserungen sorgen. Genau hier setzt nun ein europäisches Gemeinschaftsprojekt an. Zahlreiche Bahngesellschaften wollen die sogenannte „Digitale Automatische Kupplung“ – kurz: DAK – einführen. Mit dieser können die einzelnen Waggons schnell, effizient und ohne schwere körperliche Arbeit zusammengekuppelt werden. Die Umrüstung könnte bis Ende des Jahrzehnts abgeschlossen sein In einem ersten Schritt hatten vier Industrieunternehmen entsprechende Prototypen entwickelt. Diese wurden dann ausführlich getestet. Letztlich entschieden sich die Projektpartner dann für die sogenannte Scharfenberg-Kupplung. Mit dieser wurde nun ein Testzug ausgerüstet, der in den nächsten Monaten in ganz Europa unterwegs sein soll, um die neue Technologie auf Herz und Nieren zu prüfen. Im Fokus stehen vor allem Tests unter extremen Bedingungen wie starken Steigungen, engen Kurven und Minustemperaturen. Treten hier keine unerwarteten Probleme auf, könnte die europaweite Einführung dann bis zum Ende des Jahrzehnts realisiert werden. Die Kosten dafür wurden in einer Studie auf bis zu 8,6 Milliarden Euro geschätzt. Im Gegenzug erhöht sich die Kapazität des Güterverkehr auf der Schiene in Deutschland dadurch um zehn bis fünfzehn Prozent, ohne dass die Infrastruktur ausgebaut werden muss. Der so wichtige Einzelwagenverkehr gewinnt zudem an Attraktivität für potenzielle Kunden. Via: Deutsche Bahn Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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