Aktuell berät die EU über eine Verlängerung der Zulassung für das Herbizid Glyphosat. Derweil bestätigt eine neue Studie dessen schädliche Wirkung auf Amphibien und möglicherweise auch auf andere Organismen. Das umstrittene Pflanzenschutzmittel kann bereits in geringen Konzentrationen massive Fehlbildungen bei Kaulquappen verursachen. Dies gelte auch für den reinen Wirkstoff ohne weitere chemische Zusätze, heißt es in der Studie. Glyphosat könnte sogar eine Mitverantwortung für das weltweite Amphibiensterben tragen.


Geringe Konzentrationen in Deutschland

Glyphosat gehört zu den am häufigsten eingesetzten Herbizide. In seiner Eigenschaft als Unkrautvernichter ist das Mittel jedoch stark umstritten, da es bereits seit mehreren Jahren vermehrt Hinweise gibt, dass es sich um eine für Menschen und Tiere schädliche Substanz handeln könnte. Das Pflanzenschutzmittel wird unter anderem verdächtigt, eine nervenschädigende und krebserregende Wirkung zu haben sowie den menschlichen Hormonhaushalt zu stören. Bereits letztes Jahr konnte ein Forschungsteam weiterhin zeigen, dass ein weit verbreitetes Glyphosat-Spritzmittel zu deutlichen Fehlbildungen bei Amphibienlarven führen kann. Allerdings war bisher nicht klar, ob diese Fehlbildungen durch das Glyphosat, durch einen Zusatzstoff des Spritzmittels oder letztlich durch eine Kombination hervorgerufen wurde. Trotz der damals bereits strittigen Studienlage verlängerte die Europäische Union die Zulassung von Glyphosat 2017 um fünf Jahre.


Ein Team um Hannah Flach von der Universität Ulm wollte nun Klarheit schaffen und untersuchen, wie sich verschiedene Konzentrationen reinen Glyphosats auf die Entwicklung von Krallenfroschlarven (Xenopus laevis) auswirken können. Im Rahmen eines Experiments ließen sie die Froschlarven in Wasser aufwachsen, das verschiedene Glyphosat-Konzentrationen aufwies – zwischen 0,1 Milligramm und 243 Milligramm pro Liter. Derartige Konzentrationen kommen weltweit in diversen Gewässern vor.

In Deutschland finden sich in Gewässern im Regelfall etwa 0,0025 mg/l, während es in Frankreich bereits 0,86 mg/l und in Portugal sogar 12,46 mg/l sind. Außerhalb Europas wird Glyphosat deutlich mehr eingesetzt. In Argentinien wurden bereits 105 Milligramm pro Liter gemessen.

Glyphosat schädigt die Entwicklung von Amphibien

Bei den Untersuchungen der Forscher:innen zeigte sich, dass das reine Glyphosat signifikante Fehlbildungen auslösen kann. Zu diesen Fehlbildungen gehören missgebildete Hirnnerven, kleinere Herzen sowie verkrümmte und verkürzte Körper. „Die dem Herbizid-Reinstoff ausgesetzten Kaulquappen zeigen zudem ein verändertes Schwimmverhalten„, so Susanne Kühl von der Universität Ulm, Seniorautorin der Studie. Wenig überraschend dabei: Je höher die Konzentration des Glyphosats im Wasser war, desto stärker fielen auch die Fehlbildungen aus.

Die Ergebnisse des Experiments waren auch aus einem anderen Grund überraschend: „Überraschend für uns war, dass einige Defekte bereits bei der niedrigsten Konzentration auftraten, die wir getestet haben, also bei 0,1 Milligramm pro Liter. Das sind Konzentrationen, die in natürlichen Gewässern in vielen Ländern teils mehrfach überschritten werden„, so Flach.

„Unsere Beobachtungen legen nahe, dass diese Effekte allein auf das Glyphosat zurückgehen und unabhängig von anderen Zusatzstoffen des Herbizids sind„, schreiben die Forscher:innen weiter. Die Studie bestätigt somit, dass Glyphosat zu heftigen Fehlbildungen bei Amphibien und mit großer Wahrscheinlichkeit auch bei anderen Organismen führen kann.

All diese Evidenzen sprechen dafür, dass dieses Herbizid breite Auswirkungen auf die Tierwelt hat und für Lebewesen neu bewertet werden muss„, so Kühl. Die Forscher:innen gehen auch davon aus, dass Glyphosat zum weltweiten Artensterben beigetragen hat und auch heute noch beiträgt. Die Arbeit des Teams liefert damit weitere Argumente dafür, den Einsatz von Glyphosat zumindest einzuschränken, wenn nicht sogar ganz zu verbieten.

via Universität Ulm

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