Die Schifffahrt hat generell betrachtet ganz gute Unfallstatistiken. Allerdings kommt es pro Jahr nach Angaben des Versicherers Allianz zu etwa 3.000 Zwischenfällen in der Schifffahrt, die zu etwa 50 verlorenen Schiffen pro Jahr führt. Und nur etwa ein Fünftel dieser Zwischenfälle ist auf extreme Wetterereignisse zurückzuführen. Es ist also Luft nach oben. Teil der Antwort könnten autonom fahrende Schiffe sein. Ein solches legte kürzlich eine Strecke von 790 Kilometern weitestgehend autonom zurück, die in der stark befahrenen Bucht von Tokyo sowohl begann als auch endete.


Bild: The Nippon Foundation

Sind autonome Schiffe die Zukunft?

Autonome Schiffe können ihren durch Menschen gesteuerten Gegenparts durchaus überlegen sein. In der Regel sind sie mit äußerst präzisen Sensoren, hochempfindlichen Kameras und Deep-Learning-Software ausgestattet. Letztere hilft den Steuerungssystemen, die Bewegungen einer großen Zahl Schiffe in der Umgebung sowohl zu verfolgen als auch vorherzusagen. Vielbefahrene Meeresgebiete sind zwar in der Regel relativ chaotisch, aber die Bewegungen erfolgen im Gegenzug relativ langsam, was ihre Verfolgung und Vorhersage erleichtert. Letztlich könnten autonome Schiffe nicht nur sicherer, sondern auch günstiger und effektiver als durch Menschen gesteuerte Schiffe sein – vor allem dann, wenn sie nicht nur vereinzelt unterwegs sind, sondern die anderen Schiffe in der Gegend ebenfalls autonom fahren und alle beteiligten Steuerungssysteme miteinander kommunizieren können.

Die japanische Nippon Foundation begann im Juni 2020, mehrere Demonstrationen autonomer Schiffsprojekte finanziell zu unterstützten. Darunter war ein Projekt, das im Rahmen einer siebenstündigen Fahrt eine 222 Meter lange Autofähre komplett autonom aufs Wasser schickte – mitsamt Navigation bis zu einer Geschwindigkeit von 26 Knoten (50 km/h) und An- und Ablegen in einem Hafen. In einem anderen Projekt legte eine autonome Autofähre die bisher längste vollautonome Schiffsreise zurück: 750 Kilometer von der Hafenstadt Tomakomai in Hokkaido nach Oarai in Ibaraki.


Ersparnisse in Milliardenhöhe

Nun stellte eine andere Gruppe den neuen Rekord auf. Das 95 Meter lange Containerschiff Suzaku unternahm eine 790 Kilometer lange Rundreise, die jeweils in der Bucht von Tokyo begann, in der täglich etwa 500 Schiffe unterwegs sind. Bei dem Projekt handelte es sich um eine Zusammenarbeit zwischen insgesamt 30 Unternehmen. Während der Reise gab es allerdings kurze Passagen, in denen Operator von Land aus per Fernsteuerung die Kontrolle des Schiffes übernahmen. Dies diente jedoch vorrangig dazu, die Funktionalität der Fernsteuerungssysteme und Datenverbindungen zu demonstrieren.

Japan hat gute Gründe dafür, sich um die Führungsrolle in der autonomen Schifffahrt zu bemühen. Das Land hat eine schnell alternde Bevölkerung und geringe Geburtsraten. Die Auswirkung dieser Kombination sind auf dem Arbeitsmarkt bereits heute zu spüren und werden in den kommenden Jahrzehnten nur weiter zunehmen. „The achievement of fully autonomous navigation is one way to address issues including a decrease in economic activity associated with an aging population and declining birthrate, insufficient crew capacity, and maritime accidents. This technology, developed in Japan, is the first of its kind anywhere in the world. We also hope to contribute to the creation of international rules for fully autonomous navigation„, so Yohei Sasakawa von der Nippon Foundation.

Die Bemühungen konzentrieren sich stark darauf, autonome Schiffe zur Marktreife zu bringen. Dieses Ziel soll bis 2025 realisiert werden. Gelänge es Japan, bis 2040 die Hälfte seiner Schiffe zu autonomisieren, könnte dies zu einem Ersparnis von etwa 8 Milliarden US-Dollar pro Jahr führen.

via The Nippon Foundation

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