Lange Zeit galt Sri Lanka als ein wichtiges Erfolgsbeispiel im Kampf gegen den Hunger. Denn während im Jahr 2000 noch 19 Prozent der Einwohner des Inselstaats unterernährt waren, lag dieser Wert im Jahr 2019 bei nur noch sieben Prozent. Inzwischen wurden diese Erfolge aber wieder verspielt. Das Land leidet aktuell unter einer schweren Wirtschaftskrise, die unter anderem dazu geführt hat, dass der amtierende Präsident zurücktreten und das Land verlassen musste. Die Ernährungssituation ist zudem dramatisch: Neun von zehn Familien des Landes geben an, auf Mahlzeiten verzichten zu müssen. Teilweise ist die Krise auf externe Faktoren zurückzuführen. So litt die Tourismusindustrie sehr stark in Folge der Corona-Pandemie, wodurch wichtige Deviseneinnahmen fehlten. Zumindest teilweise ist die mittlerweile katastrophale Ernährungssituation aber auch auf eine Entscheidung des damaligen Präsidenten Gotabaya Rajapaksa aus dem Frühjahr 2021 zurückzuführen: Damals verbot die Regierung den Import von künstlichem Dünger und Pestiziden. Die Farmer des Landes mussten also gezwungenermaßen auf eine ökologische Landwirtschaft umstellen.


Ceylon-Tee gehört zu den wichtigsten Exportgütern des Landes. Bild: Public Domain

Das Land kann sich nicht mehr selbst mit Reis versorgen

Grundsätzlich begrüßte eine Mehrheit der Landwirte diese Umstellung auch. Sie forderten allerdings mehr Zeit ein, um die Ernährungssicherheit nicht zu gefährden. Unterstützt wurde diese Forderung auch von den meisten Wissenschaftlern. Doch die Regierung ließ sich nicht beirren und setzte das Verbot ohne große Vorlaufzeit um. Inzwischen lassen sich die Folgen in den amtlichen Statistiken ablesen: Die Reisproduktion ist um ein Fünftel eingebrochen. Beim wichtigsten Exportgut Tee ist ein Minus von achtzehn Prozent zu verbuchen. Aus wirtschaftlicher Sicht war die Entscheidung daher ein Desaster. Zwar sparte das Land rund vierhundert Millionen Dollar, weil kein Dünger und keine Pestizide mehr eingekauft werden müssen. Dem gegenüber stehen aber Ausgaben von alleine 450 Millionen Dollar für Reisimporte. Denn anders als in den Jahren zuvor konnte das Land die Versorgung mit Reis nicht mehr selber sicherstellen. Dies ist eine der Ursachen dafür, dass aus der Wirtschaftskrise auch so schnell eine Ernährungskrise wurde. Weiteres Geld wurde benötigt, um die Tee-Farmer zu unterstützen, denen die Exporteinnahmen wegbrachen.

Eine nachhaltigere Landwirtschaft ist grundsätzlich erstrebenswert

Alles in allem erwies sich die erzwungene Umstellung auf ökologische Landwirtschaft also als Fehlschlag. Dabei wird die Idee grundsätzlich von vielen Experten und Organisationen unterstützt. Denn künstlicher Dünger und Pestizide sorgen zwar für höhere Ernteerträge, bringen aber auch Nachteile für Umwelt und Gesundheit mit sich. Außerdem müssen sie in der Regel aus Industriestaaten importiert werden, was eine gewisse Abhängigkeit mit sich bringt. Experten raten daher zu einer langfristig angelegten Strategie. So haben Versuche in afrikanischen Ländern gezeigt, dass die Umstellung auf nachhaltigere und traditionelle Anbaumethoden in den ersten Jahren zunächst für Ernteverluste sorgt. Erst nach mehreren Jahren können im Idealfall dann sogar höhere Erträge erzielt werden als zuvor. Die Zwischenzeit muss aber irgendwie überbrückt werden. Im besten Fall erfolgt die Umstellung daher erst nach und nach, sodass die vorübergehenden Ertragsverluste nicht überall gleichzeitig auftreten. Andernfalls droht eine Situation wie in Sri Lanka.


Via: Vox

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