Plastik-Verpackungen sollen in Zukunft stark reduziert werden, um die Umwelt aktiv zu schonen. In einigen Ländern findet auch schon ein reges Umdenken statt. Supermärkte haben auch hierzulande bereits damit begonnen, den Verkauf von Plastiktüten einzustellen. In Frankreich wurde der Verkauf von Plastikbesteckt und -geschirr nun auch gesetzlich verboten. Ab 2020 dürfen nur noch Verpackungen und Folien in den Handel gelangen, die zu 100 Prozent biologisch abbaubar sind. Was einfach klingt, stellt die Hersteller von Lebensmitteln und Verbrauchsgütern jedoch vor einen großen Aufgabenberg. Es müssen schließlich Plastik-Alternativen her. In diesem Beitrag wollen wir zeigen, was heute schon möglich ist.


Plastik löste Naturmaterialien ab

In Deutschland werden jährlich knapp 15 Millionen Tonnen Plastik verbraucht. Weltweit beträgt die Summe 200 bis 250 Millionen Tonnen. Obwohl einige Verpackungen auch entsprechend recycelt werden, staut sich der Plastikmüll jährlich in utopischen Größen an. Bevor synthetisches Plastik als Verpackungsmaterial eingesetzt wurde, bestanden die Verpackungen beispielsweise aus Seidenfasern, also Naturprodukten. Es ist schon etwas paradox, dass der Trend sich erst langsam wieder in diese Richtung bewegt beziehungsweise sogar bewegen muss. Opa Heinrich würde daher zu Recht sagen: „Das hatten wir doch alles schon einmal“.

Mit dem Blick in den Supermarkt um die Ecke fällt immer wieder auf, dass ein Großteil der Lebensmittel mit Plastik verpackt ist. Dabei gibt es bereits ökologisch nachhaltige Alternativen, etwa aus Milch, Holz oder Stroh. Eine Universallösung im Kampf gegen die Plastikverpackungen gibt es bisher noch nicht. Allerdings böte die Kombination aus mehreren Lösungen schon einen tollen Ansatz.


Essbares Besteck und Wasserflaschen aus Algen

Um dem Plastik-Besteck in Zukunft Einhalt zu gewähren, könnte essbares Besteck eine gute Alternative darstellen. Zudem besteht auch die Möglichkeit Plastik-Becher und Wasserflaschen in Zukunft aus biologisch abbaubaren Material zu fertigen. Bis Plastikflasche auf dem natürlichen Weg abgebaut und zersetzt werden, können bis zu 1000 Jahre vergehen. Deutlich schneller funktioniert das Ganze bei den von Ari Jónsson entwickelten Flaschen aus Algen. Die Flaschen bestehen genauer aus Agar (Substanz, die aus Algen gewonnen wird) und Wasser. Zunächst hat der Mix eine Konsistenz, die Gelee ähnelt. Der Designer erhitzte die Mischung und goss diese in der Folge dann in eine kalte Form. In einem weiteren Schritt wurde die Form schließlich mit Eis heruntergekühlt. Am Ende entspringt eine zu 100 Prozent biologisch abbaubare Flasche. Die Flasche behält ihre Form, bis diese leer ist. Danach beginnt der Abbauprozess. Theoretisch kann die Flasche dann einfach weggeworfen oder sogar gegessen werden.

Einen weiteren sehr spannenden Lösungsansatz für Wasser-Behältnisse liefert der Erfinder von Ooho Water. Hierbei handelt es sich um einen riesigen Wassertropfen, der in einer essbaren Membran eingeschlossen ist. Problematisch war bisher jedoch, dass die essbaren Wasserflaschen in der Form einer Kugel ebenfalls wieder in einem Behältnis verkauft werden müssten. Dazu hat sich der Erfinder jedoch auch Gedanken gemacht und eine biologisch abbaubare Verpackung kreiert, die zwei, vier und sechs Wasser-Kugeln fast. Die essbare Membran kann übrigens auch zusätzlich mit Mineralien und Nährstoffen versehen werden.

Strapazierfähige Folie aus Milch

Plastikfolie soll Lebensmittel wie Käse und Wurst vor der Luft schützen und länger haltbar machen. Die Folie besteht allerdings aus Erdöl, einer endlichen Ressource. Zudem wird bei der Herstellung von Plastik vergleichsweise viel Energie benötigt, ein weiterer Minuspunkt. Und zuletzt muss der Plastikmüll auch noch aufwendig eingesammelt und entsorgt werden. Forschern des US-Agrarministeriums ist es jüngst gelungen eine Folie aus in Milch enthaltenen Casein-Proteinen zu entwickeln, die deutlich luftundurchlässiger ist als herkömmliche Plastikfolien und darüber hinaus auch noch strapazierfähiger und essbar ist. Mit der Folie werden gleich mehrere Probleme gelöst, so können auch Lebensmittel deutlich länger haltbar gemacht werden. Auch bei Cornflakes- und Pizzakartons kann das neuartige Material in Zukunft eingesetzt werden.

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Stroh als Alternative zu Styropor

Das Start-up „Landpack“ nutzt für den Kühlversand Stroh, statt umweltschädliches Styropor. Damit räumte das Team auch den Deutschen Verpackungspreis in der Kategorie „Nachhaltigkeit“ in diesem Jahr ab. Schließlich hat Stroh ebenso gute isolierende Eigenschaften wie Styropor. Darüber hinaus kann das getrocknete Gras allerdings auch noch Kondenswasser aufnehmen und eine Reduzierung der Feuchtigkeit bei den Transportmitteln bewirken. Landpack hat gleich eine komplette Landbox errichtet, die bereits von einigen Ketten wie etwa Alnatura und Feinkost Käfer verwendet wird. So sind die, ohne Zusätze und in Form gepressten, Strohplatten mit einer Folie aus Stärke umhüllt. Die Folie ist ebenfalls zu 100 Prozent biologisch abbaubar.

Obstnetze aus Zellulosefasern

Wenn es nach dem Naturschutzbund NABU ginge, dann sollte Obst und Gemüse komplett ohne Verpackungen im Supermarkt verkauft werden. Obstnetze sind allerdings nach wie vor recht praktisch, vor allem für den Handel, da somit entsprechende Mengen „aufgedrückt“ werden können. Die Netze müssen allerdings nicht zwangsläufig aus Plastik sein, sondern können auch aus Zellulosefasern gefertigt werden. Einer der Vorreiter ist das Verpackungszentrum VPZ aus Graz, das Buchenholz für die Herstellung der Fasern verwendet. Das Holz wiederum stammt ausschließlich aus PEFC- oder FSC-zertifizierten Wäldern, die in Mitteleuropa vorzufinden sind. In Österreich sind die Netze bereits im Einsatz. Zudem wurden die umweltfreundlichen Obstnetze dieses Jahr mit dem Green Product Award ausgezeichnet. Der Preis wird für besonders nachhaltige Innovationen verliehen.

Plastikringe aus Getreide

Eher aus US-Filmen bekannt, aber auch hierzulande des Öfteren schon erblickt, sind Plastikringe als Halterungen für Bierdosen-Sixpacks recht praktisch. Zusammen mit einer Werbeagentur, hat die amerikanische Firma Saltwater Brewery alternative Plastikringe aus Weizen und Gerste entwickelt. Die Ringe sind genauso stabil wie die Plastik-Erzeugnisse. Ebenfalls zu 100 Prozent biologisch abbaubar, eignen sich die Sixpack-Ringe aus Getreide sehr gut für den Zukunftseinsatz. Ein weiterer toller Nebeneffekt ist, dass die Ringe aus Weizen und Gerste auch noch Fischen und Schildkröten als Nahrungsquelle dienen können. Landen die Ringe also im Meer, erfüllen sie noch einen begrüßenswerten Nutzen.

Die Plastikringalternativen im Video

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Mit diesen genannten Alternativen zu herkömmlichen Plastikverpackungen dürfte schon einmal der Löwenanteil aus den Supermärkten verbannt werden. Es gibt also schon gute Ansätze und auch Lösungen. Nun müssen diese aber auch kostendeckend hergestellt und verwendet werden können. Die zu Beginn anfallenden Mehrkosten wollen die Abnehmer meist nicht in Kauf nehmen und auch der einzelne Verbraucher dürfte zunächst zögern, wenn der Lieblingsjoghurt  auf einmal 20 Cent mehr kostet. Earlybirds wie etwa Alnatura, Feinkost Käfer oder auch die einzelnen in Österreich vorzufindenden Supermärkte, die bereits auf die neuen biologisch abbaubaren Obstnetze setzen, zeigen das eine Umstellung dennoch funktionieren kann. Der Trend geht glücklicherweise zunehmend hin zu weniger Plastik. Ein kompletter Verzicht auf Kunststoff wäre für die Umwelt das Beste. Dank der Vielzahl an neu entwickelten Bioverpackungen rückt dieses Ziel auch stets Schritt für Schritt näher.

2 Kommentare

  1. Tobi

    20. September 2016 at 11:11

    Tut mir Leid aber immer wird gejammert wenn in Biogasanlagen Mais verwendet wird, wegen Nahrungsmittelkonkurrenz.
    Plastikringe aus Getreide, Strapazierfähige Folie aus Milch finde ich daher nur minimal besser als Plastik und extrem viel schlechter als Mais in Biogasanlagen!

  2. helga

    3. Mai 2019 at 13:38

    Die Wasserflaschen aus Algen – das klingt ja echt interessant! Meinen Dank für die Überlegungen zum scharfen Thema! Vor kurzem hat meine Nachbarin ein Hähnchen gekauft, in Kunststoff verpackt. Weiß Gott, was da unter diesem künstlichen Verpackungsstoff war.

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