Mit einer mobilen Druckkammer, deren Prototyp an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen entwickelt worden ist, können Menschen mit einer Kohlenmonoxidvergiftung künftig weitaus schneller behandelt werden als heute. Jährlich sind in Deutschland etwa Menschen betroffen, die das geruchlose unsichtbare Gas einatmen. Es entsteht bei Bränden und Heizungsanlagen, die zu wenig Sauerstoff zur Verfügung haben. Die Transportwege zu den rettenden Druckkammern sind oft so weit, dass Stunden vergehen, ehe die Behandlung beginnen kann. Mit der HBOX, wie die Aachener Mediziningenieure ihre Entwicklung nennen, kann die Rettungsaktion bereits nach kurzer Zeit beginnen. Sauerstoff erobert seinen Stammplatz zurück Bei der Hyperbaren Sauerstofftherapie sitzen oder liegen die Patienten in einer Druckkammer und atmen medizinisch reinen Sauerstoff. Dessen Moleküle erobern in einer solchen Situation ihre Bindung an Hämoglobin zurück, das den Sauerstoff in die entlegensten Winkel des menschlichen Körpers transportiert. Bei einer Kohlenmonoxidvergiftung verlieren sie diesen Platz, weil die Bindefähigkeit des Giftes an Hämoglobin 200- bis 300-Mal stärker ausgeprägt ist als bei Sauerstoff. Diese Bindefähigkeit wird unter Druck aufgehoben. Das Blut wird außerhalb des Patienten gereinigt Nun kann man eine Druckkammer, in die vielleicht ein Dutzend Menschen passen – die Therapie wird auch bei anderen Erkrankungen eingesetzt, nicht nur bei Kohlenmonoxidvergiftungen – nicht zum Mobil machen. Deshalb gehen die Aachener Ingenieure einen anderen Weg. Sie zapfen dem Patienten eine gewisse Menge an Blut ab, das sie in einer Druckkamme sammeln. In diese leiten sie Sauerstoff, der die Giftmoleküle vom Hämoglobin löst Das Kohlenmonoxid diffundiert in die Bläschen aus ungenutztem Sauerstoff, die aus dem Gerät abgezogen werden. Die Konzentration sei so gering, dass sie etwa für die Sanitäter nicht gefährlich werden können. „Das gilt nach unseren Berechnungen sogar für den Einsatz in geschlossenen Räumen“, sagt Niklas Steuer, der zum Entwicklerteam gehört. „Sicherheitshalber sollte man das Gas in einem solchen Fall jedoch absaugen.“ Entsprechende Vorrichtungen gibt es in jedem Krankenhaus. Im nächsten Schritt sind Tierversuche geplant Nach einer Weile wird das jetzt mit Sauerstoff angereicherte Blut wieder in den Körper des Patienten gepresst und eine zweite Charge entnommen. Sie wird ebenfalls mit Sauerstoff angereichert und zurückgeleitet. Wenn es dem Patienten sichtlich besser geht wird die Behandlung beendet. Im nächsten Schritt sind Tierversuche geplant, ehe die Vorbereitung auf die medizintechnische Zulassung beginnt. Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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