Nur mit sehr viel Glück gelingt es Vögeln, ein sich drehendes Windrad zu durchkreuzen, ohne dabei Schaden zu nehmen. Allzu viele Tiere verlieren dabei Schnabel oder Flügel — oder werden in der Mitte zerteilt. Dann fallen sie zu Boden und sterben unter dem »Vogelschredder«. Die weißen Rotorblätter sind das Problem, drei von ihnen verschmelzen bei Bewegung aus Vogelsicht zu einem Schleier, den die Tiere nicht als Gefahr wahrnehmen. Vielleicht glauben sie, eine Nebelwand vor sich haben, jedenfalls sind keine Ausweichbewegungen zu erkennen. Es wird Zeit, dagegen etwas zu tun. Symbolfoto Windräder werden mit Kamera- und Stoppsystem gerüstet Ein technischer Ansatz, das Vogelsterben zu verhindern, wird aktuell in Deutschland getestet. Die Windräder erhalten ein Kamerasystem, das sich nähernde Vögel erkennt und die Drehung der Rotorblätter entsprechend drosselt. Der Seeadler steht bei diesem Versuchen ganz oben auf der Liste, er ist unter anderem in Norddeutschland zu Hause. Der Ansatz ist kompliziert und kostet wertvolle Energie. RWE folgt nun einem anderen Pfad, der auf dem ersten Blick einfacher erscheint: Der Konzern reagiert auf eine norwegische Studie, die zu dem Ergebnis kam, dass schwarze Rotorblätter das Kollisionsrisiko um mehr als 70 Prozent senken. Darum lässt das Unternehmen nun sieben Windkraftanlagen in Eemshaven (Niederlande) schwarz lackieren. RWE zählt Kollisionen und hofft auf 70 % Reduzierung Leider ist dieses Unterfangen weder kinderleicht noch zeitsparend. Für ein einzelnes Rotorblatt brauchen die Anstreicher ungefähr vier Tage, es muss geschliffen, entfettet und dann doppelt lackiert werden. Dafür montieren Techniker extra eine Hängebrücke. Das Projekt läuft seit August 2022, schon vorher, nämlich ab September 2021 hat RWE die Vogelkollisionen in Eemshaven gezählt, um Vergleichswerte zu sammeln. Die Hoffnung besteht darin, dass die Vögel die schwarzen Balken als optische Unterbrechungen wahrnehmen und deshalb auch hier 70 Prozent der meist letalen Unfälle ausbleiben. Doch selbst dann, wenn die Vögel vom Neuanstrich profitieren, können andere Aspekte gegen die schwarze Lackierung sprechen. Zum Beispiel heizen sich schwarze Rotorblätter im Sommer stärker auf als weiße: Welche technischen Auswirkungen hat das? Zusätzliche Inspektionen und eine dauerhafte Temperaturmessung sollen Antwort geben. Außerdem macht sich RWE Gedanken darum, wie die Menschen auf schwarze Windräder reagieren: Wirkt das Landschaftsbild dadurch gestört? Erschwert der schwarze Anstrich Piloten das Manövrieren? Ob demnächst alle Windräder im schwarzen Kleid erscheinen, kann deshalb jetzt noch niemand sagen. Quelle: efahrer.chip.de Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter