Der US-Geologe Marion King Hubbert prägte den Begriff des „Peak Oil“ und versuchte schon in den 1970er Jahren den Zeitpunkt des globalen Ölfördermaximums zu berechnen. Seine Prognose damals: Ab dem Jahr 1995 wird die Menge an gewonnenem Rohöl beständig sinken. Die Geschichte widerlegte seine Berechnungen allerdings und Angebot und Nachfrage legten auch danach weiter zu. Ganz ähnlich ging es auch vielen weiteren Wissenschaftlern, die einen konkreten Zeitpunkt für das Ende des Öl-Booms benannten. Doch nun könnte es tatsächlich so weit sein. Zu dieser Einschätzung kommt zumindest jemand, der durchaus unverdächtig ist, die Ölindustrie schlecht reden zu wollen. Denn Spencer Dale verdient seine Brötchen als Chefökonom des britischen Ölmultis BP. In seinem jährlichen Energy Outlook macht er der Branche aber nur wenig Hoffnung.


Bild: Gemeinfrei

Die Corona-Pandemie beschleunigt die Entwicklung

Spätestens ab dem Jahr 2040 werde das Zeitalter der Erneuerbaren Energien beginnen. Dies wiederum würde eine Premiere in der modernen Menschheitsgeschichte darstellen. Denn bisher wurden fossile Energieträger zwar teilweise durch andere fossile Energieträger ersetzt – beispielsweise Kohle durch Öl oder Öl durch Gas – insgesamt nahm der Verbrauch aber immer weiter zu. Ausgerechnet die Corona-Pandemie könnte nun dafür sorgen, dass der Umschwung in Richtung Erneuerbare Energien noch schneller vorangeht als gedacht. Denn zum einen hat sich das Verhalten der Menschen geändert: Weniger Flüge und weniger Fahrten ins Büro lassen die Nachfrage nach Öl sinken. Zum anderen sind zahlreiche Länder, die in den letzten Jahren die Nachfrage nach Öl stark angetrieben haben, nun von der Krise besonders hart getroffen – beispielsweise Brasilien und Indien.

BP hat sich einen radikalen Umbau verordnet

Im – aus Sicht von BP – negativsten Szenario des Berichts wird daher sogar davon ausgegangen, dass der Höhepunkt der Ölnachfrage bereits überschritten sei. Die optimistischste Version geht hingegen davon aus, dass sich die Nachfrage zunächst auf hohem Niveau stabilisieren werde, bevor dann ab dem Jahr 2040 tatsächlich ein massiver Umschwung einsetzen wird. So oder so wird BP gezwungen sein, das bisherige Geschäftsmodell zu überdenken. Tatsächlich hat Vorstandschef Bernard Looney bereits im Sommer einen entsprechenden Umbau angekündigt. So soll die Öl- und Gasproduktion des Unternehmens in den nächsten zehn Jahren um vierzig Prozent sinken. Im Gegenzug sollen jährlich fünf Milliarden Dollar in den Geschäftsbereich der Erneuerbaren Energien fließen. Die Zukunft wird zeigen, ob dies ausreicht, um tatsächlich auch zukünftig noch große Gewinne einzufahren.


Via: Handelsblatt

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