Unterwasserumgebungen sind teilweise herausfordernder als das Weltall. Das gilt vor allem für größere Tiefen. Ein Team aus Großbritannien hat nun Pläne für ein besonders ambitioniertes Unterwasser-Projekt vorgestellt: Ein Unterwasser-Habitat namens Sentinel, das in etwa 200 Metern Wassertiefe stationiert werden kann. Sollte dieses Projekt umgesetzt werden, könnte es von der Funktion her am Ende der Internationalen Raumstation ISS ähneln – nur eben unter Wasser statt im All. Ein solches Projekt hätte zweifelsohne das Potential, die Erforschung tieferer Meeresgebiete zu revolutionieren.


Bild: Deep

200 Meter unter der Oberfläche

Das Projekt wird von der passend benannten Firma Deep vorangetrieben, die sich mit Ozeantechnologie und -erkundung beschäftigt. Sentinel soll vor der Südwestküste des Vereinigten Königreichs stationiert werden, wahrscheinlich vor der Küste des Landes Wales. Dort soll die Station in etwa 200 Kilometer Tiefe platziert werden, womit sie am unteren Rand des sogenannten Epipelagial, der obersten Zone des Meeres. Forscher:innen könnten die Station über Unterseebote erreichen. Sie wäre außerdem modular und könnte versetzt werden, sodass sie auch an andere Orten einsetzbar wäre.

The lower limit of the Epipelagic Zone is the deepest point at which sunlight penetrates into the ocean and it’s estimated that 90% of marine life is found in this zone. Being able to comprehensively explore the full extent of this part of the ocean rather than just performing incursions from the surface, will represent a step-change in the way scientists can observe, monitor, and understand the oceans. Following two years of intensive and pioneering research into innovative manufacturing processes and materials science, Deep is at the advanced stage of technical design and has commenced production. The Deep system offers a radically more effective way to live and operate underwater than has existed before. Previously, underwater facilities have been temporary and fixed-location. Deep’s habitat is modular, scalable, autonomous, recoverable, re-configurable and re-deployable„, heißt es in einer Pressemitteilung von Deep.


Bild: Deep

Leben tief im Meer

Zumindest wenn man den Grafiken glaubt, die bisher zur Verfügung stehen, würden Forscher:innen in der Sentinel-Station gemessen an der Tatsache, dass sie in so ziemlich der herausforderndsten Umgebung auf der Erde lokalisiert wäre, in relativem Komfort leben. Die Station würde über Forschungslabore sowie Aufenthaltsbereiche verfügen. Es gäbe sogar einen Fernsehe. Im Sanitärbereich sollen eine Dusche, eine Toilette und ein Waschbecken zur Verfügung stehen.

Deep möchte eine permanente Präsenz der Menschen unter Wasser ermöglichen, ähnlich wie es mit der ISS im All geschah. Ab 2027 sollen Menschen in der Sentinel-Station leben. Bis dahin ist es aber noch ein weiter und steiniger Weg. So muss zum Beispiel die strukturelle Stabilität der Station unter dem immensen Druck in dieser Tiefe gewährleistet werden. Außerdem muss Sentinel dauerhaft mit Sauerstoff und Energie versorgt werden. Angeblich arbeitet das Team bereits an einer erneuerbaren Energiequelle sowie einem groß angelegten Bioreaktor für alle Abfallprodukte. Nach Angaben des Unternehmens werden derzeit außerdem Gespräche mit potenziellen Investoren und Partnern geführt.

via Deep

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