Antibiotika sind Lebensretter, schon seit vielen Jahrzehnten. Darum kämpft die Forschung hart gegen sich ausbreitende Resistenzen an, die das »Penicillin-Wunder« bedrohen. Liegt es auch an veränderten Umweltbedingungen, dass viele Substanzen kaum noch oder gar nicht mehr wirken? Ja, sagt ein Wiener Wissenschaftlerteam und verweist auf Nanoplastik-Partikel, die massenhaft in unsere Körper dringen. Antibiotika helfen immer weniger Menschen nehmen im Jahr rund 200.000 Partikel über Essen auf Noch ist nicht klar, was die Nanoplastik-Verseuchung alles mit uns und unserer Umwelt macht. Eine Untersuchung an der Universität von Victoria ergab, dass wir ungefähr 200.000 Partikel im Jahr allein über unser Verdauungssystem aufnehmen. Seit Jahren kursiert der Verdacht, dies könne auch Auswirkungen auf Antibiotika haben, jetzt hat sich das bestätigt. Die Forscher an der Medizinischen Universität Wien untersuchten im Labor, wie das Breitbandantibiotikum Tetracyclin auf 0,001 Millimeter kleine Plastikteilchen reagiert. Vor allem Nylon bindet Antibiotika an sich Tetracyclin dient als Bakterienkiller bei Infektionen von Darm, Haut und Atemwegen. Im Reagenzglas traf es auf die Verpackungsmaterialien Polypropylen (PP), Polystyrol (PS), Polyethylen (PE), ebenso wie auf Nylon 6,6 (N66), das besonders häufig in Textilien anzutreffen ist. Vor allem das Nylon erwies sich als bindende Kraft für Tetracyclin. Das Antibiotikum findet sich nach kurzer Zeit in erhöhter Konzentration auf der Nylonoberfläche, während sich seine biologische Aktivität erheblich reduziert. Aber auch die Polystyrolpartikel banden das Tetracyclin zu einem gewissen Grad an sich. Es gibt also tatsächlich Wechselwirkungen zwischen Nano-Plastik und Antibiotika, und diese sind nicht zu unterschätzen. Weitere Medikamente betroffen? Im Fachmagazin Scientific Reports präsentieren die Wiener Forscher ihre Daten und weisen darauf hin, dass die stark zunehmende Antibiotikaresistenz auch auf die wachsende Nanopartikelkonzentration im menschlichen Körper zurückzuführen sei. Automatisch stellt sich dabei die Frage: Sind womöglich noch andere Medikamente von dem Bindungseffekt betroffen? Die Wissenschaftler möchte sich als Nächstes auf die Suche nach weiteren durch Nanopartikel ausgelösten Resistenzen machen. Wie wir das Problem allerdings lösen – und ob das überhaupt jemals möglich ist – bleibt offen. Quelle: forschung-und-wissen.de Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter