Über die Vor- und Nachteile von Atomkraftwerken wurde und wird heftig gestritten. Die Anhänger der Technologie sehen die Kernkraft als wichtigen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel. Kritiker hingegen verweisen auf die unkalkulierbaren Risiken und die hohen Kosten. Die britische Regierung ließ sich von diesen Bedenken allerdings nicht überzeugen und genehmigte den Bau von zwei neuen Reaktoren am bereits bestehenden Kernkraftwerk Sizewell. Errichtet werden sollen diese von der französischen Firma „Électricité de France (EDF)“. Aktuell wird mit Kosten von rund zwanzig Milliarden Pfund kalkuliert. Später einmal soll die Anlage dann auf eine Leistung von 3,2 Gigawatt kommen. Dies würde ausreichen, um sechs Millionen Haushalte mit Strom zu versorgen. Wie nun bekannt wurde, soll das Kraftwerk zudem um eine gänzlich neue Technologie ergänzt werden. Dabei geht es um ein sogenanntes „Direct Air Capture“-Verfahren. Bild: The original uploader was William M. Connolley at English Wikipedia., CC BY-SA 3.0 <http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/>, via Wikimedia Commons Die Abwärme des Atomkraftwerks soll genutzt werden Die Idee: Wenn sich Klimaemissionen nicht vermeiden lassen, können sie zumindest anschließend aus der Luft gefiltert und dauerhaft gespeichert werden. Weltweit gibt es bereits rund fünfzehn solcher Anlagen. Es handelt sich aber jeweils noch um Pilotprojekte, bei denen nur kleine Mengen eingefangen werden. Denn das Verfahren ist extrem energieintensiv und dementsprechend schlicht noch zu teuer. In England soll die Technologie nun so weiter entwickelt werden, dass in erster Linie Wärme genutzt werden kann, um das CO2 aus der Luft zu filtern. Als Wärmequelle könnten dann wiederum die Reaktoren des Atomkraftwerks dienen. Sollte sich dieser Ansatz tatsächlich realisieren lassen, käme das Atomkraftwerk dann rein rechnerisch sogar auf eine negative Klimabilanz. Ersten Berechnungen zufolge könnten auf diese Weise jährlich rund 1,5 Millionen Tonnen CO2 aus der Luft gefiltert werden – und damit mehr als hundertmal so viel wie in allen bisherigen Anlagen zusammen. Die Kosten für die Technologie müssen sinken Die Gretchenfrage dürfte allerdings auch hier bei den Kosten liegen. Bei den bisher realisierten Pilotprojekten liegen diese in der Regel bei 400 bis 500 Dollar pro gespeicherter Tonne. Dies ist noch deutlich zu teuer, um wirtschaftlich konkurrenzfähig zu sein. Die Kosten dürften aber sinken, sobald die Technologie in größerem Stil umgesetzt wird. Genau darauf – und auf die günstige Abwärme durch das Atomkraftwerk – setzt man nun offensichtlich auch in England. Erste Prognosen gehen davon aus, dass die Kosten in den nächsten fünf Jahren tatsächlich auf 100 bis 150 Dollar pro Tonne CO2 sinken könnten. Damit ließen sich dann einige Nutzungsszenarien bereits wirtschaftlich sinnvoll realisieren. Umweltschützer verweisen allerdings darauf, dass es schon jetzt eine deutlich preiswertere Möglichkeit der CO2-Speicherung gibt: Die Wiederaufforstung von Waldflächen kostet weniger als 50 Dollar pro gespeicherter Tonne CO2. Via: FAZ Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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