Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software Engineering arbeiten zusammen mit Unternehmen um das Leben auf dem Land in Zukunft attraktiver zu gestalten. Das ist ein durchaus spannendes Themenfeld, das wir im folgenden Beitrag einmal ein wenig aufarbeiten wollen. Während der Begriff Smart-Cities immer wieder im Umlauf ist und viel darüber berichtet wird, wie die Urbanisierung ihren Lauf nimmt und Hightech und Vernetzung Städte beflügelt und das „Nebeneinanderleben“ tausender Menschen ermöglicht, werden ländliche Gegenden oftmals außen vor gelassen. Aktuellen Zahlen zufolge leben jedoch 2/3 der deutschen Bevölkerung auf dem Land. Es bedarf also auch hier Ansätze und Entwicklungen in Zukunft, die den Menschen auf dem Land zu Gute kommen. Die Wissenschaftler prognostizieren, dass Autos in Zukunft Pakete ausliefern und kranke Menschen und Senioren automatisch zum Arzt fahren. Eine Schlüsselrolle in der Entwicklung von morgen nimmt dabei unter anderem das Forschungsprojekt „Smart Rural Areas“ ein. Smart Ecosystems, Living Lab „Smart Palatino“, Big Data und Industrie 4.0 Im letzten Jahr hat das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE, Kaiserslautern, die Forschungsinitiative „Smart Rural Areas“ gegründet um die Wohn- und Arbeitssituation mit dem Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnik in ländlichen Regionen zu verbessern. Prof. Dr.-Ing. habil. Peter Liggesmeyer ist als Studienleiter und wissenschaftlicher Direktor des Fraunhofer IESE, fest davon überzeugt, dass die Digitalisierung das Leben und auch Arbeiten auf dem Land verbessern wird. Forciert wird dabei die Vernetzung intelligenter Software und Systeme, also sogenannte Smart Ecosystems zu schaffen. Dass die Bestrebungen derartige Systeme vorwiegend auch in ländlichen Gegendenden Deutschlands zu etablieren keinesfalls unter der Berücksichtigung des weltweiten Trends der Urbanisierung Nebensächlichkeiten darstellen, zeigt die Klassifikation der EU. Schließlich finden das Leben und die Arbeit bei einem Großteil der Bevölkerung in kleineren Städten und auf dem Land statt. Das steht mindestens gleichwertig den allgemeinen Bestrebungen der Politik, der Wirtschaft und Technologie gegenüber, die stets bemüht sind das Konzept der Smart Cities weiter voran zu treiben. Es bedarf allerdings nicht nur die digitale Entwicklung großer Ballungsgräume, sondern auch einem Ausbau von Informations- und Kommunikationstechnik auf dünnbesiedelteren ländlicheren Gegenden. Die Experten mahnen allerdings zu berücksichtigen, dass hier andere Anforderungen als bei größeren Städten gelten. Smart Ecosystems Das Fraunhofer IESE möchte in Zukunft vermehrt Synergieeffekte in den Bereichen „Mobilität und Logistik (Transport von Personen und Gütern)“, „Ver- und Entsorgung (Energie, Wasser, Abwasser, Müllentsorgung, Recycling)“, „Kommunikationstechnik (Telekommunikation, Breitband-Internet)“, „Medizinische Versorgung“ und „Landwirtschaft“ schaffen. Das gelingt umso besser, je mehr Bereiche des Lebens betrachtet werden. Hierbei nennen die Forscher unter anderem schon erste spürbare Trends und Zukunftsentwicklungen, wie etwa Busse, die online mit einander vernetzt sind und Pakete ausliefern oder autonom fahrende Fahrzeuge, die Senioren fernüberwacht und medizinisch sicher zum Arzt bringen. Dabei muss die Infrastruktur kontinuierlich weiter entwickelt werden. Auch hier ist wieder die Vernetzung ein wichtiger Punkt. Informationstechnologie muss weiter entwickelt werden. Das Internet und Smartphones sind erst der Anfang für eine Zukunft in der sichere und vor allem auch zuverlässige Softwaresysteme einen immer höheren Stellenwert einnehmen werden, da sind sich die Forscher sicher. Themen wie Big Data und Industrie 4.0 nehmen auch an Relevanz zu. Interessant ist in diesem Kontext, dass sämtliche Systeme in Zukunft in einem Kollektiv verbunden werden. Der Weg führt dabei von den Aktoren über die Sensoren bis hin zu Cloud-Diensten, die in der Form von Smart Ecosystems das digitale Rückrad der Gesellschaft bilden werden. „Sie werden über eine bemerkenswerte Fähigkeit zur Selbstorganisation verfügen und sich weitestgehend autonom organisieren, dabei selbstständig bestimmte Eigenschaften im Blick haben und ihre komplexen Lösungen dem Endkunden in verständlicher Form darstellen.“, schreibt das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE im Juli 2015. Ziel ist es die Systeme in Zukunft sehr komplex und alleinarbeitend zu gestalten. Trotz der umfangreichen Funktionen wird die Bedienung jedoch einfach bleiben. Vor allem soll auch die Sicherheit der Systeme eine hohe Priorität einnehmen. Living Lab für Unternehmen Um Unternehmen den Einstieg in die Thematik der „Smart Rural Areas“ einfacher und kosteneffizienter zu gestalten, richtet das Fraunhofer IESE ein sogenanntes „Living Lab“ also lebendes Labor ein. Das Labor ist zugleich auch das Herzstück der im Herzen von Rheinland-Pfalz entstehenden Modellregion „Smart Palatino“. Hierbei handelt es sich um ein international einmaliges Testfeld auf dem Unternehmen schnell und flexibel neue Geschäftsmodelle ausprobieren und evaluieren können. In Zukunft sollen an dem Ort nicht nur Lösungen für die unmittelbare Umgebung und Deutschland entstehen, sondern auch international exportiert werden. „Um IT-Systeme miteinander zu verknüpfen, bieten wir unseren Partner-Unternehmen das sogenannte ‚Living Lab‘ an. Hier können Unternehmen ihr Geschäftsmodell für den ländlichen Raum testen. Diese Plattform stellt Schnittstellen bereit, über die Insellösungen in Echtzeit und sicher miteinander kommunizieren können.“, so Prof. Dr.-Ing. habil. Peter Liggesmeyer. Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
KI-Pionier: Künstliche Intelligenz wird mit 20-prozentiger Wahrscheinlichkeit der Untergang der Menschheit sein