Die Energiewende schreitet in Deutschland immer weiter voran. Für die Netzbetreiber bringt dies einige Schwierigkeiten mit sich. Denn früher wurden Großkraftwerke in der Regel in der Nähe von Regionen mit viel Industrie gebaut – sprich: vor allem im Süden und Westen der Republik. Heute hingegen stehen viele Windräder im Osten und Norden Deutschlands. Von dort muss der Strom zuerst in die wirtschaftsstarken Regionen transportiert werden. Außerdem lässt sich die exakte Stromproduktion nicht mehr so gut prognostizieren. Denn anders als ein klassisches Kraftwerk lassen sich Wind und Sonne nicht einfach an- und wieder ausschalten. Die Netzbetreiber planen daher zahlreiche neue Stromtrassen, um mögliche zukünftige Stromausfälle zu vermeiden. Dies ist aber einerseits teuer und ruft andererseits immer wieder den Protest der Anwohner hervor. Das US-Unternehmen Smart Wires verfolgt hingegen einen anderen Ansatz: Die Experten dort haben ein sogenanntes „Modular Power Flow Control“-System entwickelt, das vor allem die Auslastung der bisherigen Netze verbessern soll.


By Michael Kauffmann (Own work) [CC BY 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Der modulare Aufbau erhöht die Flexibilität

Ersetzt werden sollen dadurch die bisher verwendeten Phasenschieber. Diese haben die Aufgabe, den Strom im Netz zu steuern und dafür zu sorgen, dass er dort ankommt, wo er gebraucht wird. Phasenschieber sorgen so dafür, dass die bestehenden Netze möglichst effizient genutzt werden. Genau in die selbe Kerbe schlägt auch das jetzt entwickelte Smart-Wires-System. Allerdings bringt der neue Ansatz zwei Vorteile mit sich. Zum einen basiert die Technologie auf einer eigens entwickelten extrem leistungsfähigen Software. Zum anderen ist der Aufbau modular gestaltet. Die einzelnen Komponenten können also immer dort eingesetzt werden, wo sie gebraucht werden. Albert Moser, unter anderem Mitglied des Wissenschaftlichen Arbeitskreises für Regulierungsfragen der Bundesnetzagentur, hat sich das System nun einmal genauer angeschaut. Als Professor an der Hochschule Aachen dürfte er die dafür notwendige Expertise zweifelsfrei besitzen. Sein Fazit: Der Ansatz funktioniert.

Es winken Einsparungen in Milliardenhöhe

Konkret hat er berechnet, dass Deutschland bis zum Jahr 2023 rund 400 Millionen Euro in das smarte System investieren müsste. Anschließend allerdings ergäben sich jährlich Einsparungen in Höhe von 1,1 Milliarden Euro beim Engpassmanagement. Damit sind beispielsweise Zeiten gemeint, in denen zu wenig Strom zur Verfügung steht und die Preise deswegen in die Höhe schießen. Aber auch den umgekehrten Fall gibt es: Bei einem Stromüberschuss müssen die Netzbetreiber teilweise die Abnehmer bezahlen. Beides würde durch den neuen Ansatz seltener vorkommen. Die Gegner von neuen Stromtrassen dürften hingegen enttäuscht sein: Der Ausbau der Nord-Süd-Verbindungen bleibt zunächst auch weiterhin alternativlos. Investitionen in die smarte Technologie könnten aber zumindest dafür sorgen, dass zukünftig nicht noch mehr Leitungen benötigt werden.


Via: Handelsblatt

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