In zwei Wochen beginnt der Weltklimagipfel. Die Bilanz des globalen Klimaschutzes indes ist ernüchternd: Die Treibhaus-Werte sind so hoch wie seit drei Millionen Jahren nicht mehr, und die Tendenz zeigt weiter nach oben. Die Klimaschutzmaßnahmen jedoch stagnieren: Laut dem UN-Klimasekretariat reichen die bisher eingereichten Nationales Selbstverpflichtungen allerdings lediglich aus, um die globalen CO2-Emissionen bis 2030 wenn überhaupt um fünf Prozent zu senken.


Die Ziele des Pariser Abkommens sind akut gefährdet

Das Pariser Klimaabkommen aus dem Jahr 2015 markierte einen Meilensteilen im Klimaschutz: Nicht nur, dass beschlossen wurde, die globale Erwärmung auf maximal zwei, besser 1,5 Grad gegenüber den präindustriellen Durchschnittswerten zu begrenzen, die Vertragsstaaten verpflichteten sich auch zur Abgabe von Nationalen Selbstverpflichtungen (NDC) beim UN-Klimasekretariat. In diesen geben sie an, wie, wann und um wie viel sie die Treibhausgasemissionen senken wollen. Allerdings bleiben diese NDCs bisher weit hinter dem zurück, was nötig wäre, um die Ziele des Abkommens zu erreichen.


Das UN-Klimasekretariat UNFCC hat ausgerechnet, welche Treibhausgas-Reduktionen sich aus allen bis Ende September eingereichten Minderungsplänen ergeben würden – natürlich für den Fall, dass sie auch wie geplant umgesetzt würden. Nach dem Pariser Klimaabkommen haben 195 Länder solche Selbstverpflichtungen eingereicht. 20 davon wurden in den letzten 12 Monaten noch einmal aktualisiert.

Das Ergebnis kann getrost als niederschmetternd bezeichnet werden. Die Auswirkungen der Klimakrise haben sich in den letzten Jahren nur noch mehr verschärft. Den Willen zur Emissions-Verringerung hat das indes nicht gestärkt. Wenn es allen Ländern gelänge, ihre Selbstverpflichtungen einzuhalten, dann würden die globalen Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um 5,7 Prozent gegenüber 2019 sinken. Und wenn man alle an Bedingungen geknüpften Vorhaben außer acht lässt, dann werden die Emissionen bis 2030 sogar um 1,4 Prozent zunehmen.

Fortschritt in Zeitlupe

Unser Report zeigt, dass die Regierungen nur Minischritte unternehmen, um die Klimakrise abzuwenden„, so UNFCC-Generalsekretär Simon Stiell. Die Klimaschutzziele von Paris sieht er jedenfalls konkret gefährdet. Legt man die Daten des Weltklimarats IPCC zugrunde, dann müssten die globalen Treibhausgasemissionen für das 1,5 Grad-Ziel bis 2030 um 43 Prozent gegenüber 2019 sinken. Wenn wir immerhin lediglich 2 Grad Erwärmung erreichen wollen, dann müssten es immer noch 27 Prozent sein.

Zwar zählt beim Klimaschutz jedes Bruchteil eines Grads, aber wir sind weit abseits des richtigen Weges„, so Stiell weiter. Die aktuellen Selbstverpflichtungen steuern eher auf 2,1 bis 2,8 Grad gegenüber präindustriellen Zeiten zu – im besten Fall. Und dass sich daran während des am 30. November in Dubai beginnenden Weltklimagipfels oder danach nennenswert was ändern wir, ist angesichts der globalen politischen Lage eher nicht zu erwarten.

Neue Rekordwerte erreicht

Auch die Treibhausgas-Bilanz der World Meteorological Organization (WMO) zeichnet ein eher düsteres Bild. Die globalen Emissionen sind weiter gestiegen und die CO2-Konzentration in der Atmosphäre erreichte 2022 mit 417,9 parts per million (ppm) einen neuen Rekord. „Das letzte Mal gab es auf der Erde vergleichbare CO2-Werte vor drei bis fünf Millionen Jahren, damals war es zwei bis drei Grad wärmer und der Meeresspiegel lag zehn bis 20 Meter höher als jetzt„, so die WMO.

Und auch die Konzentration anderer Treibhausgase hat eine Tendenz nach oben. Die atmosphärischen Methanwerte etwa haben sich von 2021 auf 2022 um 0,8 Prozent auf 1,923 part per billion (ppb) erhöht. Beim Lachgas liegen wir inzwischen bei 335 ppb. Der klimatreibende Strahlenantrieb hat sich seit 1990 um etwa 50 Prozent erhöht, so die WMO.

Trotz Jahrzehnten der Warnungen von der wissenschaftlichen Gemeinschaft, tausenden Seiten an Berichten und Dutzenden Klimakonferenzen, bewegen wir uns noch immer in die falsche Richtung. Das bedeutet auch mehr Wetterextreme wie Hitze und Starkregen, mehr Eisschmelze und Meeresspiegelanstieg und wärmere und versauernde Ozeane. Die sozioökonomischen und umweltbedingten Kosten werden explodieren„, so WMO-Generalsekretär Petteri Taalas.

via UNFCC, WMO

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