Aktuell liegt der Anteil der Solarenergie am deutschen Strommix naturgemäß deutlich niedriger als noch im Sommer. Dies hatte zur Folge, dass in den besonders kalten Dezember-Tagen vermehrt Gaskraftwerke zum Einsatz kommen mussten. Weil gleichzeitig auch mehr geheizt wurde, stieg der Gasverbrauch in Deutschland dadurch erheblich an. Zwar kam es zu keiner Mangellage, weil die Speicher den Sommer über massiv gefüllt wurden. Trotzdem ist eine solche Situation aus energiepolitischer Sicht nicht ideal. Ein Projekt im Mittelmeer könnte nun aber helfen, zukünftig auch im Winter mehr Solarstrom zur Verfügung zu haben. Konkret geht es um ein geplantes Unterseekabel namens Greece-Egypt-Interconnection (GREGY). Wie es der Name bereits vermuten lässt, soll also eine Stromautobahn zwischen Ägypten und Griechenland errichtet werde. Der so importierte Ökostrom würde dann aktuellen Planungen zufolge zu einem Drittel in andere EU-Länder exportiert werden.


Nie zuvor wurde ein so langes Unterseekabel installiert

Hinter der Idee steht das griechische Unternehmen Copelouzos Group. Diese will im ägyptischen Wadi El Natrun Solarfarmen und Windparks mit einer Kapazität von 9,5 Gigawatt errichten. Von dort aus macht sich der Ökostrom dann auf eine lange Reise. Zunächst ganz klassisch per Überlandleitung in das rund 500 Kilometer entfernte El Sallum. Von der Küstenstadt aus soll es dann mithilfe des geplanten 950 Kilometer langen Unterseekabels nach Griechenlang gehen. Zu Beginn ist eine Kapazität von drei Gigawatt geplant. Weitere denkbare Ausbaustufen würden zudem eine Steigerung auf neun Gigawatt ermöglichen. Aufgrund der großen Distanzen gilt das Projekt als technisch sehr anspruchsvoll. So wurde noch nirgendwo auf der Welt ein solch langes Unterseekabel installiert. Bisher hält der North Sea Link zwischen Norwegen und Großbritannien mit 720 Kilometern den Rekord. Auch auf politischer Ebene gilt es noch Herausforderungen zu meistern. So verläuft die geplante Trasse durch ein Meeresgebiet, das auch von der Türkei beansprucht wird.


Deutschland und die EU sollen sich an der Finanzierung beteiligen

Auch deshalb versucht die griechische Regierung bereits frühzeitig Deutschland und Österreich mit ins Boot zu holen. Beide Statten sollen sich im Idealfall an der Finanzierung des 3,5 Milliarden Euro teuren Projekts beteiligen. Im Gegenzug würden ein Drittel des importierten Ökostroms dann über eine neue Überlandleitung in das deutschsprachige Gebiet transportiert. Dadurch würde es sich um ein gesamteuropäische Projekt handeln, was Störmaßnahmen der Türkei weniger wahrscheinlich macht. Parallel dazu bemüht sich die griechische Regierung auch um EU-Mittel zur Finanzierung des geplanten Unterseekabels. Neben dem Exportanteil soll immerhin ein Drittel des importierten Ökostroms direkt in Griechenland verbraucht werden. Ein weiteres Drittel ist für die Produktion von grünem Wasserstoff vorgesehen. Alles in allem könnte das Projekt ersten Schätzungen zufolge den CO2-Ausstoß in Europa um immerhin zehn Millionen Tonnen jährlich reduzieren.

Via: Handelsblatt

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