Die Öfen in Zementwerken müssen auf rund 1.400 Grad Celsius erhitzt werden. Denn erst dann entsteht der gewünschte Zementklinker. Es benötigt nicht viel Vorstellungskraft, um zu erahnen, wie viel Energie dafür zur Verfügung stehen muss. Traditionell wird Öl oder Kohle verfeuert, um die gewünschte Hitze zu erzeugen. Das ist aber zum einen recht teuer und verursacht zum anderen nicht unerhebliche Klimaemissionen. Die Branche setzt daher immer stärker auf das sogenannte Co-Processing. Vereinfacht ausgedrückt wird dabei ein Teil der fossilen Brennstoffe durch nicht recycelbaren Abfall ersetzt. Dabei kann es sich etwa um Tiermehl aus Schlachthöfen handeln, aber auch um alte Autoreifen oder Plastikabfälle aus Haushalt und Industrie. Tatsächlich werden auf die Weise gar nicht so geringe Mengen prozessiert. Alleine beim Schweizer Unternehmen Holcim wurden im Jahr 2018 51 Millionen Tonnen an Abfällen mit verfeuert. Bei den anderen Unternehmen der Branche erfreut sich das Konzept ähnlich großer Beliebtheit. Zementwerk der Firma Holcim in Höver. By Benutzer:AxelHH (Self-photographed) [Public domain], via Wikimedia Commons Die konkreten Gewinne sind ein gut gehütetes Geheimnis In Deutschland liegt der Anteil an Abfällen in den Verbrennungsanlagen der Zementfabriken schon bei rund zwei Dritteln. Weltweit sind es hingegen aktuell lediglich rund 25 Prozent. Auch hier wurde aber bereits angekündigt, diesen Wert erhöhen zu wollen. Aus Sicht der Zementhersteller ist dies nur logisch. Denn während sie für klassische fossile Brennstoffe bezahlen müssen, kassieren sie für die Müllverbrennung sogar noch Geld. In konkreten Zahlen sieht dies so aus: Eine Tonne Kohle kostet rund 270 Euro. Verbrennen die Unternehmen aber stattdessen eine Tonne Abfall erhalten sie für die Entsorgung sogar noch 100 Euro. Wie viel Geld die Zementkonzerne auf diese Weise genau verdienen, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Sie selbst sprechen aber von einem Beitrag zum Klimaschutz und zur Kreislaufwirtschaft. Immerhin landen die Abfälle so nicht einfach auf der Deponie oder sogar in der Natur. Umweltschützer sehen die Vorgehensweise dennoch eher kritisch. Die Kontrolle der Abgase ist ein kritischer Punkt Denn wenn die Abfälle verbrannt werden, entstehen Schadstoffe. Diese zerfallen zwar in der Regel bei den extrem hohen Temperaturen. Aber eben nicht immer. Die Konzerne müssen daher recht genau steuern, welchen Müll sie zu welchem Zeitpunkt hinzugeben. Hinzu kommen Filteranlagen für die Schornsteine der Anlagen. In Deutschland werden hier regelmäßig Messungen durchgeführt, um sicherzugehen, dass die zulässigen Grenzwerte nicht überschritten werden. Unklar ist allerdings, ob eine solch strenge Kontrolle auch in ärmeren Ländern gewährleistet werden kann. In Indonesien etwa werden die Dioxinwerte rund um die Zementwerke nur alle vier Jahre gemessen. Dies könnte die Betreiber in Versuchung führen, mehr lukrative Abfälle zu verbrennen als eigentlich nötig. Hinzu kommt eine weitere Problematik. Die Filter in den Schornsteinen müssen regelmäßig ausgetauscht werden. Die genutzten Exemplare sind dann Sondermüll und sollten fachgerecht entsorgt werden. Auch dies ist aber nicht überall problemlos möglich. Via: Wiwo Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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